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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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die verrücktesten Affären. Niemand verurteilt sie, im Gegenteil, man beneidet sie, die männlichen Wähler
     wären gern an ihrer Stelle, und die Wählerinnen würden sich gern von ihnen verführen lassen. Ihr Politiker seid mittlerweile
     zu Fernsehstars geworden und müsst euch entsprechend geben: Ihr braucht eine junge, hübsche Geliebte, eine schöne Villa, eine
     Yacht. Du musst zeigen, dass du auf allen Gebieten reüssierst, dass du Pläne hast, nie auf der Stelle trittst. Und auch, dass
     du ein Kind zeugst, warum nicht?«
    Ludovico erwiderte: »Ein Kind ist kein Statussymbol, Sabrina. Es erlegt dir Verantwortung auf. Ich komme jetzt schon nicht
     mehr dazu, meine Töchter zu sehen.«
    Sie seufzte. »Ich meine ja nicht sofort, vergiss es. Daran denke ich gar nicht.«
    »So ist es recht, denk gar nicht daran«, sagte er und drehte sich zur anderen Seite. Jetzt, da der Testosteronspiegel wieder
     gesunken war, konnte er klarer denken. Verheiratet war er schon, was er brauchte, war eine Geliebte, mit der er sich amüsieren
     konnte, nicht eine weitere Frau, die ihm vorschrieb, was er zu tun hatte. Vielleicht war manches wahr von dem, was Sabrina
     sagte, er hatte aber nicht die geringste Lust, sich einen Fehltritt zu erlauben, nicht jetzt, wo er sich in Rom eingelebt
     und an der Macht Geschmack gefunden hatte. Hier wollte er bleiben, Minister werden, in den erlauchten Kreis derer aufsteigen,
     die wirklich das Sagen hatten. Und er wollte seine Karten ausspielen, wenn der |190| Moment für die Nachfolge des Großen Häuptlings gekommen war, in vier, fünf Jahren. Keiner von den aktuellen Statthaltern war
     wirklich glaubwürdig, alle gingen stramm auf die sechzig zu und hatten ihre politischen Leichen im Keller, Jugendsünden oder
     ideologische Frontenwechsel. In dieser Hinsicht war er unbefleckt. Er war ein gemäßigter, kultivierter Mensch, und das Land
     hatte weiß Gott Mäßigung und Kultur nötig. Er war aber auch jemand, der den Kontakt zum Volk nicht verloren hatte. Und der
     den Frauen gefiel, ein Aspekt, der nicht zu vernachlässigen war, wenn man gewählt werden wollte. Vielleicht doch, vielleicht
     würde er sich eines Tages, wenn seine Töchter groß genug waren, eine neue Frau und eine neue Familie gönnen. Aber nicht mit
     Sabrina. Sie hatte auch schon zu viele Affären hinter sich. Auf der Titelseite der »Vanity Fair« zu erscheinen, am Arm einer
     Schauspielerin oder reichen Erbin, das war eine Sache, eine ganz andere Sache war es, auf YouTube alte Videos der First Lady zu sehen, die mit zwanzig bei irgendeinem Fernsehcasting herumhampelt.
     
    Sabrina lag auf der anderen Seite des Bettes und kämpfte mit den Tränen. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie den Kinderwunsch
     zur Sprache gebracht hatte. Ein Fehler, das hatte ihn verschreckt. Aber sie spürte schon seit geraumer Zeit, dass Ludovico
     sich von ihr entfernte. Nach all der Mühe musste sie aufpassen, dass er ihr nicht entglitt. Sie legte Wert auf ihre Freiheit,
     aber sie wusste auch, dass ihr nächster Geburtstag ein runder war: der dreißigste. Es hatte keinen Sinn, weiter zu schuften,
     sich abzurackern, mit absurden Leuten ins Bett zu steigen, um langsam, Stufe für Stufe, aufzusteigen und weitere zehn- oder
     zwanzigtausend Euro auf die hohe Kante zu legen. Was sich ihr hier bot, das war
die
Chance ihres Lebens. Es war Zeit für den großen Coup, sie musste den vermaledeiten Kopf finden und die |191| Operation abschließen. Wenn sie ein so gewichtiges Geheimnis teilten, musste Ludovico mit ihr zusammenleben oder sich ihr
     Schweigen mit viel, viel Geld erkaufen.
    Sie wusste selbst nicht, was ihr lieber war. Sie war bereit, in Ludovico zu investieren, ein Kind mit ihm zu zeugen und vier,
     fünf Jahre bei ihm zu bleiben. Vielleicht auch sieben oder acht. Er war ein attraktiver Mann, der ihr ein adäquates Leben
     bieten würde, aber auch ein sehr beschäftigter Mann, der ihr gewisse Freiräume lassen würde, und vielleicht würde sie die
     auch nutzen. Ja, sie war bereit für den Sprung von der Geliebten zur offiziellen Gefährtin, mit allen Vorteilen und Kompromissen,
     die dazugehörten. In Rom boten sich ihm Gelegenheiten zuhauf, um die Parlamentarier schwirrten Heerscharen von Flittchen herum,
     die zu allem bereit waren. Sabrina spürte, dass es Zeit war, die Leine ein bisschen kürzer zu fassen, das Guthaben einzufordern,
     das sie sich im letzten Jahr erworben hatte mit dem, was sie am besten zu tun verstand. Sie

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