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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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seine
     Seele, reflektiert.«
    Was für ein Hirnie, dachte der Kommissar. Ich habe einen absoluten Hirnie vor mir. Einen erbärmlichen Nerd, der Scherben sammelt,
     sie mit Uhu irgendwo aufpappt und sich für die Reinkarnation von Vermeer hält.
    Bevor er sein Fundstück vorzeigen konnte, musste er noch eine ausgiebige Besichtigungstour über sich ergehen lassen: dekorierte
     Spiegel, Dessertschüsseln mit Intarsien, Mosaiken mit Jagdszenen und als Krönung, in einem wie ein kambodschanischer Puff
     eingerichteten Schlafzimmer, ein Basrelief aus Glassteinchen, das fünf verschiedene Positionen des Kamasutra zeigte. Als der
     Kommissar ihm |177| endlich das Plastiktütchen mit dem blauen Glasfragment unter die Nase halten und erklären konnte, was es mit diesem Fundstück
     auf sich hatte, wurde sein Gastgeber ernst:
    »Also sind Sie, wie ich bereits vermutete, nicht zum Künstler, sondern zum Wissenschaftler Mennella gekommen. Gehen wir ins
     Labor.«
    Er stapfte voraus in ein großes Zimmer im ersten Stock, das er noch nicht vorgeführt hatte. Es hatte zwei große Fenster, die
     auf den Strand gingen. Im Gegensatz zum Rest des Hauses war es karg eingerichtet. Ein langer weißer Arbeitstisch, Büroschränke
     aus verzinktem Metall und ein Wandbrett, auf dem fein säuberlich die Arbeitsinstrumente aufgereiht waren. Ein Mittelding zwischen
     Zahnarztpraxis und Chemielabor einer Schule.
    Mennella nahm eine Plastikpinzette und fischte das Glasstück aus dem Tütchen. Er nickte mehrmals und gab schwer zu interpretierende
     Grunzlaute von sich, dann betrachtete er es im Gegenlicht und nickte erneut, schließlich fragte er, ob er es »mit einer Lösung
     aus destilliertem Wasser« befeuchten dürfe, woraufhin er es zuerst mit einer Lupe und dann unter dem Mikroskop studierte.
    »Das ist Glas, keine Frage«, urteilte er am Ende. Und bevor der Kommissar die Pistole, die er im Übrigen gar nicht dabeihatte,
     zücken und ihm das Licht ausblasen konnte, fuhr er fort: »Von einer dickwandigen Glasflasche gehobener Qualität. Fünfziger
     Jahre, nach der Rundheit zu schließen; sechziger, wenn es nach dem Erhaltungsgrad geht. Der Fundort ist ein Sandstrand, nehme
     ich an.«
    »Nein, Kiesstrand.«
    »Hmm … das ist merkwürdig. Es scheint eher von Sand berieben zu sein. Sind Sie sicher?«
    »Was den Fundort angeht, ja. Dass es dort auch herstammt, überhaupt nicht. Sonst wäre ich nicht hier. Ich bin |178| kein Fachmann, aber ich war schon als kleines Kind immer am Strand von Camogli, und ich kann mich an solche blauen Glasstückchen
     nicht erinnern. Ich habe neulich versucht, ein paar aufzulesen, das heißt, genau genommen habe ich den Strand stundenlang
     abgesucht. Nichts. Nur Grün, Weiß und Braun. Hin und wieder ein azurblaues und ein gelbes.«
    Er holte ein weiteres Plastiktütchen aus der Tasche, in das er eine Handvoll vom Meer geschliffener Scherben gefüllt hatte,
     wobei er auf ein repräsentatives Mischverhältnis und die typische Qualität geachtet hatte.
    Mennella nahm eine beliebige, grüne, heraus und hielt sie gegen das Licht. »Mineralwasser, Santa Rita. Auch aus den sechziger
     Jahren, würde ich sagen. Und die weiße hier ist wahrscheinlich von einer dieser Limonadenflaschen mit dem Punkt, erinnern
     Sie sich? Nein, natürlich nicht, Sie sind zu jung. Das Dunkelbraun ist Dreher-Bier, extrem verbreitet, apropos, sind Sie mit
     denen eigentlich verwandt?«
    »Mit wem?«
    »Mit den Lucianis der Firma Dreher? Offensichtlich nicht, Ihrer Miene nach zu urteilen. Diese gelbe hier ist interessant,
     samtweich, da steckt sogar ein Stückchen Alge mit drin. Kurioses, aber gar nicht seltenes Phänomen. Das ist kein Flaschenglas,
     sondern von irgendeinem anderen Lebensmittelbehälter, schwer zu bestimmen, früher wurde ja alles in Glas aufbewahrt, und mir
     wird jetzt schon Angst, wenn ich an die zwanziger, dreißiger Jahre des neuen Jahrhunderts denke.« Er wartete, dass der Kommissar
     ihn nach dem Grund fragte, und dieser tat ihm den Gefallen. »Das werden Jahre ohne Glassteinchen sein. Dem Meer und den Stränden
     wird der Rohstoff zu deren Herstellung ausgehen, denn die achtziger und neunziger Jahre waren die Hochzeit dieses vermaledeiten
     Plastiks. Fast kein Glas, keine Transparenz, keine Poesie. Die Kinder, die auf den Stränden |179| keine Glasstückchen mehr finden, was werden das für Menschen werden? Trocken, grau und hart wie Stein, ohne die Hoffnung,
     die genährt wird von den unverhofften Fundstücken,

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