Keine Schokolade ist auch keine Loesung
»Aber mach bloß keine Dummheiten, wie zum Beispiel dich mit ihm allein an einer dunklen Straßenecke zu treffen.«
»Warum sollte ich das tun?«, entgegnet Tania. »Ich hasse ihn. Heather, hast du es ihm erzählt?«
Verwirrt frage ich: »Wem was erzählt?«
»Cooper«, sagt sie. »Du hast es ihm erzählt, nicht?«
Ich höre, dass ein Schlüssel von außen in die Bürotür ge steckt wird. Statt sie offen zu lassen, wie ich das an Wochen tagen immer praktiziere, habe ich sie heute hinter mir zugemacht.
»Äh … Tania«, sage ich. »Ich muss jetzt aufhören. Ich bekomme Besuch.«
»Du hast es ihm erzählt«, sagt sie resigniert. »Schon gut. Ich wusste, dass du das tun würdest. Solange er es nicht Jordan erzählt, ist es mir egal.«
»Ich denke, du solltest es Jordan sagen«, erwidere ich. »Er wird es ohnehin erfahren. Und ich verspreche, er wird dafür Verständnis haben. Wir hören uns.« Ich lege auf, gerade als Lisa hereinkommt, begleitet von Tricky, ihrem Hund.
»Oh«, sagt sie überrascht, aber nicht unerfreut, als sie mich an meinem Schreibtisch entdeckt. »Hallo! Was machen Sie denn hier?«
»Gestern ging alles drunter und drüber«, erkläre ich und deute auf die Abmeldungen und Serviceanfragen auf meinem Tisch. »Ich dachte, ich komm mal rein und versuche, ein bisschen Arbeit aufzuholen.«
Lisa rollt mit den Augen. »O mein Gott«, sagt sie. »Ich weiß. Ich auch. Haben Sie schon von den zehn Check-outs gehört? Und von der Geschichte mit den Mädchen aus 1621 und den Basketballern?«
»Ja«, sage ich, greife nach dem Störfallbericht und lese daraus vor. »Außerdem habe ich gehört, dass Sie eine dreckige Nutte sind, die eine Dusche braucht, um nicht mehr ganz so dreckig zu sein.«
»Nun«, erwidert Lisa glucksend, »und ich habe gehört, dass Sie ein arrogantes Miststück sind.«
Wir brechen beide in Lachen aus. Nachdem wir einmal damit angefangen haben, ist es schwer, wieder aufzuhören. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir ein bisschen aufgedreht sind von dem ganzen Stress. Aber das Lachen fühlt sich gut an.
»O Gott«, sage ich, nachdem wir uns ein wenig beruhigt haben. »Hat eigentlich jemand was von Stephanie gehört?«
»Ich nicht«, sagt Lisa. »Sie sah nicht so gut aus, als sie gestern das Krankenhaus verließ.«
»Tja«, sage ich, »das kann ich mir vorstellen. Ich nehme an, sie wird ein paar Tage außer Gefecht sein.«
»Was uns ein Haus voller pubertierender Mädchen beschert, die nichts zu tun haben«, sagt Lisa, »sowie ein männliches Drittliga-Basketballteam, das wir schon allein physisch nicht rund um die Uhr bewachen können. Damit ist eine Katastrophe vorprogrammiert. Haben Sie jemals Informationen über die im Camp geplanten Aktivitäten erhalten?«
»Nein«, sage ich. »Sie?«
»Warum sollte Stephanie mir die geben?« Lisa lehnt sich auf der Couch zurück, in die sie sich hat sinken lassen. »Ich bin doch nur eine unbedeutende Heimmutter.«
»Wohnheim«, verbessere ich düster.
»Richtig«, sagt sie und macht ein nachdenkliches Ge sicht. »Wir sollten uns besser ein paar Beschäftigungs möglichkeiten für die Mädchen einfallen lassen, und zwar schnell. Etwas außerhalb des Gebäudes, damit sie nicht zufällig Magnus und dem Rest der Mannschaft über den Weg laufen, wenn die gerade die unteren Etagen streichen. Wie wäre es mit einer dieser Sex-and-the-City -Touren? Das würde sicher gut ankommen, selbst bei den Müttern.«
»Das ist gut«, sage ich. »Aber wie wäre es, wenn wir zuerst die ganzen Blumen und Stofftiere, die die Leute für Tania abgegeben haben, in ein Kinderkrankenhaus brächten? Jared hat mir kurz vor seinem Tod erzählt, dass Tania gern so mit den Geschenken verfährt, die sie von ihren Fans bekommt. Und wir könnten dafür sorgen, dass die Kondolenzkarten an Jareds Angehörige weitergeleitet werden.«
Lisas Augen sehen aus, als hätten sie sich plötzlich mit Tränen gefüllt. »Oh«, sagt sie. »Oh, ich denke, das wäre genau das richtige Programm für die Mädchen – besonders für die drei von 1621, die ihre Prioritäten anscheinend noch nicht richtig gesetzt haben.«
»Genau«, sage ich. »Wissen Sie, was den Mädchen bestimmt Spaß machen würde? Eine Besichtigung der berühmten Rock-’n’-Roll-Wahrzeichen in New York City.«
Lisa klatscht in die Hände. »Ja, zum Beispiel der Ort, an dem John Lennon erschossen wurde. Oder das Hotel, in dem dieser Sid seine Nancy umgebracht hat!«
»Oder Orte«, sage ich besonnen, »die
Weitere Kostenlose Bücher