Keine Schokolade ist auch keine Loesung
mir bekennt«, jammert Sarah.
»Na ja«, sage ich und lenke meinen Bürostuhl näher an Sarahs Schreibtisch heran, »wenn Sebastian nicht sieht, was für eine tolle Frau du bist, bist du ohne ihn sowieso besser dran.«
»Nein, das bin ich nicht«, winselt Sarah. »Ich liebe ihn, obwohl er nicht einmal den Anstand hatte, mir ins Gesicht zu sagen, dass er nach Israel abhaut.« Sie holt ihr Handy heraus und zeigt mir das Display. »Er hat mich per SMS informiert, die miese Ratte. Kannst du das glauben? Er geht für eineinhalb Jahre fort, um in der israelischen Armee zu dienen. Als jüdischer Amerikaner empfindet er das als seine Pflicht. Warum kann er nicht einfach einen Sommer lang in einem Kibbuz arbeiten, so wie ich das getan habe?«
Und schon ist Sarah nicht mehr zu bremsen. Sie wettert los, dass Sebastian in den sicheren Tod gehe und dass sie noch nie so etwas Dämliches gehört habe … obwohl Sebastian andererseits wahrscheinlich tolle Muckis bekomme.
Sarah sieht uns wütend an. »Aber was nützt das, wenn irgendeine heiße Israelin, die wie Natalie Portman aussieht, ihm einfach sein Herz raubt?«
Lisa wirkt sprachlos. Sie hat noch nie Sarahs leidenschaftliche Reden erlebt. Glücklicherweise wird diese hier unterbrochen (gerade als Sarah zu dem Teil kommt, dass Sebastian verrückt sei, wenn er denke, dass sie auf ihn warte), als es klopft.
»Verzeihung.« Wir drehen alle die Köpfe zur Tür und sehen dort Mrs. Upton mit ihrer Tochter Cassidy stehen. Mrs. Upton trägt eine weiße Jeans und ein dezentes, aber sehr teuer aussehendes Top. Cassidy trägt eine abgeschnittene Jeans, Ugg Boots und eine störrische Miene.
»Entschuldigen Sie die Störung«, sagt Mrs. Upton. »Aber ich habe diese Mitteilung unter meiner Tür gefunden …«, sie wedelt mit einer Benachrichtigung, die den Briefkopf der Fischer-Hall-Wohnheimleitung trägt, »… in der ich um ein persönliches Gespräch gebeten werde. Ich wollte fragen, ob jetzt ein günstiger Zeitpunkt dafür wäre.«
»Das ist ein wunderbarer Zeitpunkt«, entgegnet Lisa, springt von der Couch auf und steuert auf ihr Büro zu. Tricky flitzt ihr hinterher. »Würden Sie beide bitte eintreten?«
»Gut«, sagt Mrs. Upton und schenkt mir ein Lächeln, das ihre Augen nicht ganz erreicht, bevor sie Sarah einen flüchtigen Was-hat-sie? -Blick zuwirft. Dann folgen sie und Cassidy Lisa in ihr Büro. »Ich fürchte, da liegt ein schreckliches Missverständnis vor, darum danke ich Ihnen, dass Sie uns die Gelegenheit geben, das direkt aufzuklären.«
»Oh«, höre ich Lisa sagen, als sie die Tür schließt, »da liegt kein Missverständnis vor, Mrs. Upton …«
Dann werden die Stimmen leiser, aber man kann immer noch jedes Wort verstehen, das drinnen gesprochen wird. Sogar Sarahs Neugier ist hinreichend geweckt, dass sie zu weinen aufhört und sich näher zur Gitterwand beugt, um zu lauschen.
»Wie bitte?«, ruft Mrs. Upton bestürzt, nachdem Lisa etwas gemurmelt hat. »Cassidy war das ganz sicher nicht. Sie hat mir bereits alles erzählt. Das war diese schreckliche Mallory. Sie war diejenige, die …«
»Mrs. Upton«, unterbricht Lisa in ruhigem Ton. »Wir haben Überwachungskameras im Spielzimmer. Möchten Sie, dass ich Ihnen das Band vorspiele, auf dem Ihre Tochter eindeutig zu erkennen …«
»Nein, das möchte ich nicht.«
Danach wird es wieder leiser. Mir wird es schließlich zu anstrengend weiterzulauschen, und ich frage Sarah be hutsam: »Und, wirst du klarkommen?«
Sarah senkt den Blick. »Ich schätze schon. Das ist meine erste Trennung. Die erste Trennung ist immer ziemlich hart, nicht?«
Ich denke an meine erste Trennung zurück. Das war mit Jordan. Jetzt, da ich mit Cooper zusammen bin, kommt mir die Liebe, die ich für Jordan empfand, wie eine alberne Schulmädchenschwärmerei vor, die nach einem Tag über wunden war. Wenn Cooper und ich uns trennen wür den – was ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, außer er stirbt –, würde es Jahre dauern, um darüber hinwegzukommen, vielleicht ein Leben lang.
»Trennungen sind hart«, sage ich. »Aber es wird von Tag zu Tag ein bisschen leichter, bis man eines Tages jemandem begegnet, der einen die alte Liebe völlig vergessen lässt, und man erkennt, dass die Trennung das Beste war, was einem überhaupt passieren konnte.«
»Wirklich?« Sarah sieht mich mit geröteten Augen an. »Im Moment finde ich das fast unmöglich zu glauben.«
»Wirklich«, versichere ich ihr. »Obwohl ein Eis auch sehr
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