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Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Titel: Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Sedlacek
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in der Bar mit einem frisch gepressten O-Saft und einem Café con letche sind zwar nicht ganz preiswert, entschädigen aber für die Strapazen und die Tatsache, dass es annähernd sieben Kilometer anstatt der angekündigten zwei waren. Das durch meinen Pilgerführer und auch Hape beschriebene Denkmal in Form eines kaputten Fahrrads, in Gedenken an einen verunglückten Radfahrer, verpasse ich. Ich suche es zwar noch Eis essend, aber da ist es wieder … das bestätigte Vorurteil, dass Männer nicht multitaskingfähig sind. Essen und Atmen sind ja auch schon zwei Sachen auf einmal. Ich bin am heutigen Tage wirklich müde und froh, als wir in unserer „Megaherberge“ in Ponferrada ankommen. Es ist die einzige im Ort, beinhaltet aber nichts desto trotz circa 270 Betten. Das Schöne an diesen großen Herbergen ist, dass sie gut organisiert sind, die Küchen genügend Ausstattung enthalten und die Duschen meist in ausreichender Zahl vorhanden sind. Zudem trifft man immer viele Bekannte. Der Nachteil aus meiner Sicht ist halt dieses riesige Konstrukt. Ich fühle mich in den kleineren, überschaubaren Herbergen einfach wohler.
    Wir gehen nach der Ankunft in die Stadt und wollen uns die Templerburg angucken. Andere Pilger raten uns die sechs Euro zu sparen und für‘s Abendessen auszugeben. Vor Ort erfahren wir, dass eine Ausstellung, die so gar nichts mit den Templern zu tun hat, präsentiert wird. Wir entscheiden uns für das Touristenfoto mit der Burg im Hintergrund, damit wir auch ja allen sagen können „Wir waren da!“ und gehen für unser Abendessen einkaufen. Nach dem Essen hat Andreas „some annoying games“, wie er sich so schön ausdrückt, auf Lager. Sie sind wirklich lästig – wir spielen sie trotzdem mit Genuss!
    Noch eine Geschichte am Rande, die Sandy nicht nur auf demWeg später jedem erzählt hat, nein er hat sie sogar in der ersten Messe in Seattle berichtet: Ich treffe an jenem Abend Joy (Kanada) und Paulette (Krankenschwester aus San Francisco). Sie berichten, dass ich gestern hätte in ihrer Herberge sein sollen. Dort wäre ein Mädel umgekippt. Nichts weltbewegendes, aber immerhin umgekippt. So wäre ich doch als Feuerwehrmann quasi prädestiniert gewesen zu helfen. Meine Antwort darauf: „Ladies, I‘m sorry. The priest and me are on holiday. Today I‘m not saving lifes and he‘s not saving souls!“
    An diesem Abend gewinnen wir, respektive Sandy, übrigens den Kampf um die offene Türe nach draußen. Die letzte Pilgerin, die sich noch versucht doof anzustellen und behauptet, sie hätte keinen Schlüssel für die Türe, ist sofort entlarvt. Ein Kellerraum mit ca. 90 Betten benötigt zwei bauliche Rettungswege – auch in Spanien. Die Türe kann man nicht abschließen, niemals! Also entschwindet Sandy kurz nach ihr zur Tür und keilt sie zumindest einen Spalt weit wieder auf. Yuhuu! Eine Nacht mit Frischluft!

08.06.: Ponferrada – Villafranca del Bierzo (24,8km)
    Ich werde morgens aus dem Tiefschlaf gerissen, als mich Sandy weckt … wie gut man schlafen kann, wenn der Kohlendioxidgehalt in der Umgebungsluft nicht wieder gefährlich nahe der magischen (tödlichen) 8% Marke liegt. Eigentlich hatten Sandy und ich vor, uns unterwegs Frühstück zu besorgen. Die anderen haben aber dann soviel eingekauft, dass wir mitessen müssen, um nicht den Rest wegzuschmeißen. Es dauert trotzdem nur gute anderthalb Stunden, bis das zweite Frühstück ruft. Die Bar hat einen halbwegs schnellen Internetzugang. Ich entscheide mich, nach dem positiven Bescheid meines Sättigungsgefühls erst einmal zu versuchen, den Blog nachzutragen. Die anderen hole ichschon wieder ein … Gesagt getan, sitze ich schreibend am Rechner, als die anderen weiter ziehen. Ich habe noch nicht wirklich viel geschrieben, als es von draußen an die Scheibe klopft. Ich verwechsle die beiden, als sie reinkommen und spreche sie auf Englisch an. Der Gesichtsausdruck und die Frage, warum ich auf einmal Englisch spreche, machen mich stutzig. Ich hatte gedacht es wären Matusch und Monika … die ich vor wenigen Tagen kurz kennen gelernt habe. Aber es ist das Hamburger Pärchen – Simone und Eike – die kurz Pause machen. Wir gehen zusammen weiter und haben das erste Mal seit Saint-Jean-Pied-de-Port Zeit zusammen, um das Erlebte zu besprechen. Wir erzählen und erzählen, als wir kurz vor der ersten der beiden im Pilgerführer angekündigten Weinproben den Rest der Truppe einholen.
    Natürlich nehmen wir die Gelegenheit wahr und kehren

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