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Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Titel: Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Sedlacek
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wenn‘s donnert. „Das war‘s jetzt? Kein letzter Pfeil, keine Muschel, nur die olle Kathedrale? Ich fühle mich um meinen Empfang, wie er von Hape in seinen Reiseerlebnissen angekündigt wird, betrogen. Sandy lächelt nur und sagt: „Warte, wenn Du den Credential hast, wird es besser“. Da war doch was mit den Wettervorhersagen… Nein, auch mit der Aushändigung des Credentials komme ich mir immer noch völlig unspektakulär vor. Da waren die Wettkämpfe früher von mehr Emotionen geprägt, sehr viel mehr. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber es ist ein wirklich nüchternes Gefühl. Erst später sagt Annina genau die richtigen Worte: Der Empfang, den Santiago jedem bereitet, war in unserem Fall das gemeinsame Erreichen mit den Leuten, die schon vorher angekommen sind – als gemeinsame Familie, eine Einheit, Gemeinschaft, wie sie so oft in den Versicherungswerbungen angepriesen werden!
    Das einzige Problem, das wir haben, ist, dass die Ausfertigung unserer Credentials so lange gedauert hat, dass die Messe schon seit einer viertel Stunde dran ist. Wir gehen trotzdem rein, fallen bei den ganzen umherwandernden Touristen auch gar nicht weiter auf und stellen uns, nachdem wir jede Menge bekannte Gesichter in den Bänken gesehen haben, ganz nach hinten ins Seitenschiff. Gut, von der Messe verstehe ich aufgrund mangelnder Spanischkenntnisse nicht viel. Das was im Kopf bleibt ist der kleine Messdiener oder auch Schweizer, der immer wieder den Leuten das Fotografieren verbietet. Als der riesige Weihrauchkelch geschwenkt wird, hat er allerdings keine Chance, die ca. 6 Millionen Handy- und Digitalkameras verschießen ein Blitzlichtgewitter. Das für mich wirklich Wichtige passiert allerdings nach der Kommunion. Wir stellen uns eingehakt nebeneinander in einer Reihe. Acht Leute wie eine Mauer … zumindest gehen die anderen Menschen außen vorbei, keiner versucht auch nur zwischen uns durch zu gehen. Ein wirklich emotionaler Moment. Für mich einer der wichtigsten des Weges. Es war anscheinend als Außenstehender sehr gut erkennbar. Mich sprechen nachher Pilger an und sagen, dass es für sie sehr ergreifend ausgesehen hat, als könnte nichts uns trennen.
    Im Anschluss machen wir unsere Tourirunde durch die Kirche, umarmen, wie es sich gehört, Apostel Jakobus von hinten undsind immer noch baff infolge des riesigen Weihrauchkelches, den die sechs Geistlichen durch das ganze Längsschiff „gejagt“ haben. Ich möchte nicht erleben, wenn das Seil reißt – ganz ehrlich! Nach der Messe gehen wir zu unserem Hostel. Jacqueline hat es tatsächlich geschafft, noch ein Zimmer für uns zu reservieren. Eine Italienerin, aber auch Hannes hängen sich an unser Grüppchen und bekommen genau wie Catia, die kurzerhand aus ihrem schrecklichen Hostel ausgecheckt hat, noch Platz in unserem Zimmer. Jut, ich hätte auf Hannes verzichten können, andererseits lässt er mich in Ruhe und ich muss ja auch keine Unterhaltung mit ihm führen. Letzten Endes ist es mir wurscht! Wir benötigen keine Schlafsäcke, beziehen die Betten frisch und Alex und ich gehen in die City, um Vorbereitungen für Finisterre zu treffen und für mich einen Flug nach Köln zu buchen. Im ersten empfohlenen Reisebüro bekomme ich ungefähr die gleiche Unterstützung, als wenn ich in meinem eigenen Büro auf der Feuerwache anrufe und einen Döner bestelle. Die Dame spricht kein Englisch, hat nur überteuerte Flüge, kann keine Auskunft zur Bahn machen und wirkt insgesamt eher wie ein guter preußischer Beamter zwischen Frühstück und Mittagpause – müde! Im zweiten Reisebüro wird es besser. Ich begreife, dass ich keinen günstigen Flug nach Deutschland bekommen werde, aber mich immer noch gute 150 Euro günstiger stehe, als im ersten Reisebüro. Ich buche flott und gehe dann mit Alex zum Dönermann. Eine Entscheidung, die ich noch bereuen sollte, auch wenn der Dönermensch nichts dafür kann. Mein Magen mag die Nahrungsaufnahme gar nicht vertragen und meckert seitdem stetig.
    Zurück im Hostel „schmeiße“ ich mir zwei Immodium akut ein. Ich denke noch … „Na, wie in der Werbung – Nehmen und gut!“ Mein Magen meckert und rumort weiter, aber was soll‘s, so schlimm ist es ja nicht. Ich mache mich nach einem Nickerchen für das Abendessen fertig. Heute Abend kommen außer den üblichen acht Verdächtigen noch Sandy‘s Sohn mit seiner Freundin sowie Eike und Simone mit. Ein großes Trüppchen also. Im Restaurantangekommen, bestelle ich zur Vorsicht

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