Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...
Freundin sowie Eike und
Simone mit. Ein großes Trüppchen also. Im Restaurant angekommen, bestelle ich
zur Vorsicht nur eine Suppe und eine Cola auf Zimmertemperatur … es hilft nix …
nachdem ein Feuerwehrmann aus San Francisco – wohlgemerkt der Pensionär, der
mit Paulette verheiratet ist – mit jedem Fotoapparat, den wir reichen, von uns
ein Foto gemacht hat, flüchte ich aus dem Restaurant mit Schweißausbrüchen und
einem kurzen „Sorry guys!“. Ich muss nach Hause, konnte nicht einmal auf die
Unterhaltung, die Sandy freundlicherweise mit dem Firefighter arrangiert hat,
eingehen. Er muss mich für einen komischen Kautz halten. So sorge ich, dass ich
zügig Richtung Bett komme. Die Einzelheiten ersparend, fasse ich zusammen: Es
geht mir heute den zweiten Tag auf diesem Weg richtig dreckig. Stunden später,
als ich wieder kurz aufwache, steht mein Entschluss fest. Ich kann nicht
weiterwandern, werde die anderen ziehen lassen müssen und versuchen, sie
irgendwie wieder einzuholen. Als die anderen nachts um Zwei zurückkommen,
fragen sie, wie es mir geht. Auf meine niedergeschlagene Antwort, dass ich
morgen nicht mitgehen werde, kommt die völlig überraschende Entgegnung meines
Brasilianers wie aus der Pistole geschossen: „Sebastian, ich werde auf Dich
warten, ich gehe nicht ohne Dich!“ Annina sagt: „Ich habe mich eben
entschieden, doch einen Ruhetag in Santiago einzulegen“. Nikki wollte sowieso
Pause machen. Das Gefühl, dass sich in mir in dem Moment breit macht, ist kaum
zu beschreiben. Vielleicht bin ich gar nicht der Hauptgrund in Santiago zu
bleiben, aber ich bin den Dreien so dankbar, dass ich nicht alleine gehen muss.
Catia und Jacqueline werden gehen, genau wie Sandy und seine Family. Sie können
nicht warten, haben Flüge zu bekommen. Andreas wird noch einen Tag in Santiago
bleiben, bevor er mit dem Bus nach Finisterre fährt und dann nach Portugal
weiterreist. So schlafe ich die Nacht zwar nicht tief und gut, aber mit einem
erhebenden Gefühl, wie man es selten erleben darf. Morgen ist also Ruhetag
angesagt. Sandy, Catia und Jacqueline hole ich schon wieder ein.
17.06.: Santiago de Compostela
Die Nacht wurde stündlich besser, fühle mich heute morgen
nicht fit, aber doch um Längen dem gestrigen Abend voraus. Zum Frühstück gibt
es für mich Prinzessin grünen Tee und altbekannten Apfel-Bananen-Stampf.
Altbekannt aus der Kindheit … und ja, schmeckt genauso wie ich ihn in
Erinnerung habe … häärlisch bescheiden … nicht genug, dass der Darm nicht seine
Arbeit tut, nein der Magen knurrt und zu allem Überfluss muss man sich auch
noch solche Delikatessen genehmigen. Immerhin weiß ich, wofür ich das Ganze
mache … die Einsicht fehlte mir als fünfjähriger noch. Mittags nach einem
weiteren Nickerchen fühle ich mich schon besser. Viel gemacht habe ich bisher
nicht, außer beim Frühstück die anderen neidisch zu beobachten, wie sie die
guten Sachen essen. Catia und Jacqueline sind dann doch gegen 11:30 Uhr
gegangen. Der Abschied fiel nicht so schwer … wir sehen sie spätestens in
Finisterre wieder – schade ist es trotzdem, dass sie schon gehen. Nach meinem
Schönheitsschlaf – die anderen waren zwischenzeitlich einkaufen – gibt es
Pancakes. Ich überlege, ob ich das Risiko eingehen soll. Nach der Tortur heute
morgen mit dem Frühstück entscheide ich mich, zumindest die Sahne und alles
andere an toppings wegzulassen. Aber zwei Pancakes gehen; werden auch ohne
Protest verwertet. Im Zuge dieses Erfolgserlebnisses entscheide ich mich, mit
Alex in die Stadt zu gehen, endlich Postkarten zu kaufen und ihm bei seiner
Suche nach einer geeigneten Unterhose für seinen „Wolf“ zu helfen. Die
Postkarten haben wir schnell, treffen unterwegs noch Cath aus England, die ich
zusammen mit ihrer Mutter in Viana kennen gelernt und schon lange nicht mehr
gesehen habe. Sie begleitet unseren Bummel durch das Labyrinth potentieller
„Sportunterhosenläden“.
Lange Rede, kurzer Sinn. Alex und ich kommen gegen 20:00
Uhr heim. Die Suche war von Erfolg gekrönt. Er hat eine weiße, eng anliegende
Boxershorts und hoffentlich die nächsten Tage weniger Probleme beim Laufen.
Nikki steht mal wieder in der Küche, bereitet Lasagne vor. Für mich hat sie bei
Bedarf Reis gekauft. Ich entscheide mich beim Geruch der Lasagne für den
Versuch.
Es schmeckt … und das Wichtigste, der Körper akzeptiert‘s.
So kann es weitergehen. An diesem Abend übernehme ich mit Gewalt die Herrschaft
über das zu
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