Keiner flirtet so wie du
wenn er bereit war, Charli in sein Leben zu lassen, war es vielleicht auch an der Zeit, seinem Großvater dieselbe Chance zu geben.
Während Luca auf die imposante, glänzend schwarze Haustür der Villa seines Großvaters zuging, erinnerte er sich an das erste Mal, das er diesen Pfad an der Hand seiner Mutter gegangen war – neugierig und gespannt.
Er hatte so viele Geschichten über die berühmten Landrys gehört. Seine Mutter hatte ihm Bilder von einem Schloss mit funkelnden Lichtern und prächtigen Brunnen und glänzenden Marmorböden in den Kopf gesetzt. Er hatte damit gerechnet, in diesem Schloss herzlich aufgenommen zu werden. Wie sehr er sich geirrt hatte.
Der Butler rief seinen Vater, der einen kurzen Blick auf ihn warf und ihm die Tür vor der Nase zuschlug. Nach diesem ersten Mal beging seine Mutter nie wieder den Fehler, ihn hierher mitzunehmen.
Sie suchte nach anderen Wegen, sie einander vorzustellen, einer peinlicher als der andere, bis er als Teenager irgendwann drohte auszuziehen, wenn sie noch einmal versuchte, ihn und Roy auszusöhnen.
Er hatte gelernt, so zu tun, als wäre es ihm egal, dass er keinen Vater hatte, doch das war es nicht. Er hatte Roy nie vergeben, dass er sich nicht für seinen Sohn interessierte.
Nachdem Luca mit dem Schlüssel, den Hector ihm vor Jahren aufgedrängt und den er nie benutzt hatte, die imposante Haustür aufgeschlossen hatte, ging er zum Wintergarten, wo Hector jeden Abend seinen Shiraz trank. Obwohl er nach außen den Rock’n’Roll lebte, liebte er seine Rituale.
An der Tür blieb Luca stehen und sah zu, wie sein Großvater an einer kubanischen Zigarre paffte, ein volles Glas Shiraz in der rechten Hand, während er mit der linken im Takt zu Glen Miller auf die Armlehne seines Sessels klopfte. Die Big Band wurde lauter, und Hector dirigierte mit seiner Zigarre, versunken in den Zauber der Musik.
Obwohl Luca ihn in diesem Moment nur ungern störte, blieb ihm nichts anderes übrig, wenn er noch zu Charli wollte, und so betrat er den verglasten Raum.
„Rauchst du immer noch diese Sargnägel?“
Hector blickte auf, und die anfängliche Zurückhaltung in seinem Blick wich einem Lächeln, so warm wie bei ihrer ersten Begegnung.
„Wenn die mich nicht umbringen, tut es das hier.“ Er prostete ihm mit dem Shiraz zu. „Aber wenigstens habe ich richtig gelebt.“
Da er kein Recht hatte, diesem Mann Vorhaltungen zu machen, schwieg Luca, als er sich ihm gegenübersetzte.
„Ich freue mich, dass du den Schlüssel endlich mal benutzt.“
Luca wartete auf ein „Wird aber auch Zeit“, doch Hector paffte nur weiter an seiner Zigarre.
„War was los, während ich weg war?“
„Du meinst abgesehen davon, dass ich ein Auge auf Charli hatte?“
Es kostete Luca enorme Kraft, nicht aufzuspringen, als er ihren Namen hörte. „Wie geht es ihr?“
„Gut. Für eine Frau, die so vernarrt in dich ist, dass sie sich kaum auf ihre Arbeit konzentrieren kann.“
Ihre Blicke trafen sich.
„Wahrscheinlich würde sie mich am liebsten erwürgen.“
In Hectors Blick lag aufrichtige Zuneigung. „Sie liebt dich, mein Sohn. Vermassle es diesmal nicht.“
Mein Sohn … Dieses eine kleine Wort traf Luca mitten ins Herz, und plötzlich fühlte er sich, als wäre er erst zehn, und ebenso bedürftig wie ein Zehnjähriger nach Bestätigung und Liebe. „Ich fahre gleich zu ihr, wenn wir fertig sind.“
Hector leerte seinen Shiraz zur Hälfte, bevor er seufzend sein Glas abstellte. „Was ist so wichtig, dass du zuerst mich besuchst?“
„Ich muss mit dir über Roy reden.“ Luca vermied es, über Hectors rechte Schulter zu sehen, zu den Familienfotos auf dem Flügel. Er ertrug es nur schwer, das selbstgefällige Gesicht seines Vaters zu sehen, die Arroganz, die er trug wie einen Designeranzug.
„Dein Vater wollte eine Brücke zu dir schlagen, er wusste nur nicht, wie.“
Luca unterdrückte ein verächtliches Schnauben. „Wann soll das gewesen sein?“ Er sprang auf und begann, auf und ab zu laufen. „Er hat mich nie als seinen Sohn anerkannt. Mum hat es versucht, du hast es versucht. Es gibt also nichts, was du sagen könntest, um mich davon zu überzeugen, dass er kein herzloser Mistkerl war.“
Hector drückte seine Zigarre aus, stand auf und streckte eine Hand aus, die Luca geflissentlich ignorierte.
„Warum bist du dann hier?“
„Weil ich wissen will, warum, verdammt noch mal. Ich hatte gehofft, du hättest ein paar Antworten, damit ich …“ Luca verstummte
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