Keiner flirtet so wie du
so fühlen würde, nachdem er fort war. Enttäuscht. Leer. Untröstlich.
Trotzdem bereute sie letzte Nacht nicht. Es hatte keinen Sinn, sich Vorwürfe zu machen. Sie musste einfach ihr Leben weiterleben. Und als Erstes musste sie ins Büro gehen und die Verträge für Storms neues Album bei Landry Records vorbereiten.
Entschlossen stand sie auf, schlüpfte in einen Bademantel und ging ins Bad.
Was regte sie sich eigentlich so auf? Sie hatte doch gewusst, dass er abreisen würde. Und wer wollte schon einen langen tränenreichen Abschied? Doch als sie sich im Bad umsah, wo alle Spuren seiner Anwesenheit verschwunden waren, zerbrach etwas in ihr.
Nicht weil sie bereute, was sie getan hatten, sondern weil sie bedauerte, was nicht sein durfte.
Weil Luca es nicht konnte.
Und doch hatte sie mit jeder Berührung, jeder Zärtlichkeit letzte Nacht Hoffnung geschöpft.
Obwohl er ihr das Herz gebrochen hatte, machte sie Luca keine Sekunde dafür verantwortlich. Wenn man als Kind ständig zurückgewiesen wird, lernt man, niemandem zu vertrauen. Das wusste sie besser als jeder andere. Und auch wenn sie ihm nicht vorwarf, dass er unfähig war zu lieben, war sie doch enttäuscht, dass er es nicht wenigstens versuchte.
Sie liebte den wundervollsten, charmantesten, hinreißendsten Mann auf diesem Planeten.
Und er erwiderte ihre Liebe nicht.
Als ihr diese Ungeheuerlichkeit nach und nach bewusst wurde, begann der Schutzwall, den sie um ihr Herz errichtet hatte, zu bröckeln und einzustürzen. Und mit ihm schwand auch die stoisch zur Schau getragene Tapferkeit. Sie ließ sich auf den Rand der Badewanne sinken und begann, bitterlich zu weinen.
Charli hatte keine Ahnung, wie lange sie dort saß und schluchzte. Sie weinte so selten, dass es ihr vorkam, als würden sämtliche Tränen fließen, die sich in den letzten zehn Jahren aufgestaut hatten.
Als ihre Mutter sie hinauswarf, war sie zu schockiert gewesen, um zu weinen, hatte sich bewusst auf das taube Gefühl in ihrem Herzen konzentriert, um die schreckliche Realität der Straße auszublenden. Und im Laufe der Jahre war ihr klar geworden, dass Sharon ihre Tränen nicht wert war.
Luca dagegen hatte die Schleusen geöffnet, und sie weinte, bis keine Tränen mehr übrig waren. Als sie schließlich aufstand, vermied sie es, in den Spiegel zu schauen.
Mit hängenden Schultern ging sie zurück ins Schlafzimmer, warf einen Blick auf das Bett und ließ sich hineinfallen. Dann rollte sie sich in der Embryohaltung zusammen und wünschte, sie könnte gegen die tiefe Traurigkeit ankämpfen, die ihr wie ein Dieb jeden glücklichen Augenblick mit Luca raubte.
Sie vergrub ihr Gesicht in einem Kissen, seinem Kissen, sein vertrauter männlicher Duft ein flüchtiger Trost. Bis ihr einfiel, dass sie nie wieder die Nase an seine Halsbeuge schmiegen und seinen Duft einatmen würde.
All die vergeudeten Nächte … Wut verdrängte ihren Kummer, und sie setzte sich kerzengerade hin, presste mit der einen Hand sein Kissen an sich und schlug mit der anderen auf das eigene ein.
Sie war so versessen darauf gewesen, ihr Herz zu schützen, so damit beschäftigt, nach seiner verletzenden Bemerkung ihre Wunden zu lecken, dass sie die Wahrheit aus den Augen verloren hatte. Und die Wahrheit, die sie nicht länger ignorieren konnte, war, dass sie ihn liebte, wahrscheinlich schon, seit sie das erste Mal mit ihm geschlafen hatte.
Warum sonst hatte seine abfällige Bemerkung so wehgetan? Warum sonst hatte sie eine ganze Woche bewusst Abstand gehalten, wenn nicht aus Angst vor den eigenen Gefühlen?
Sie ließ den Kopf sinken und wünschte, sie könnte die Zeit zurückdrehen. Die eigene Dummheit verfluchend, warf sie das Kissen fort und presste die Fäuste auf ihre Augen, um gegen die erneut aufwallenden Tränen anzukämpfen.
Sie hatte sich vorgemacht, eine letzte Nacht verkraften und Luca dann vergessen zu können. Doch es funktionierte nicht, und als sie ihr Gesicht in den Händen verbarg, wusste sie, dass sie nie aufhören würde, Luca zu lieben.
Luca lief durch die Flughafengänge wie ein Besessener, während er ungeduldig darauf wartete, dass er endlich das Flugzeug besteigen konnte, das ihn so weit wie möglich von dieser gottverdammten Stadt wegbringen würde.
Das letzte Mal, dass er sich dermaßen schrecklich gefühlt hatte, war nach der Beerdigung seines Vaters gewesen, als seine sogenannte Familie ihn rausgeschmissen hatte.
Während sie der Etikette geziemend trauerten und einander trösteten,
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