Keiner kuesst so heiß wie du
Familientreffen wieder dabei sein würde.
„Was mich interessiert“, warf Matthew ein, „wer hat der Polizei die Information gegeben, die zu Moms Haft geführt hat? Der Privatdetektiv, den RJ angeheuert hat, sagt, jemand habe Mom im Büro gesehen. Aber die Polizei will es nicht bestätigen.“
Brooke stellte ihr Weinglas vorsichtig ab.
„Ich wünschte, ich wäre an diesem Abend da gewesen, verflucht noch mal.“ RJ blickte auf. „Ich bin gegen achtzehn Uhr aus dem Büro raus. Deshalb habe ich auch nichts gesehen.“
Brooke schluckte und starrte auf ihren Teller. Sie war bis kurz nach sieben im Büro gewesen, um eine Präsentation vorzubereiten. Elizabeth Kincaid hatte sie auf dem Weg nach unten im Fahrstuhl getroffen. Beide Frauen hatten dann gemeinsam das Gebäude verlassen. War RJs Mutter damals so aufgewühlt gewesen, weil sie ihren Ehemann tot aufgefunden … oder schlimmer … ermordet hatte? Nein! Auf gar keinen Fall. Vielleicht sollte sie hier und jetzt sprechen. Sie hatte schließlich nichts Unrechtes getan, weil sie mit der Polizei geredet hatte. Doch hier zu sitzen und zu schweigen fühlte sich schrecklich an.
„Wenn ein Mitarbeiter der Polizei gesagt hat, dass er Mom gesehen hat, dann sollte man ihn sofort feuern“, forderte RJ.
Verkrampft schnitt Brooke mit dem Messer ein Stück Braten ab. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, sich in dieser Situation bemerkbar zu machen. Sie würde es RJ beichten, sobald sie wieder allein wären. Wenn sie doch nur endlich den Mut dafür finden würde.
„Das wäre nicht fair, RJ“, erwiderte Laurel. „Nur weil jemand die Wahrheit gesagt hat, ist er noch lange kein Verbrecher. Mom hat auch ausgesagt, dass sie Dad an diesem Abend Essen vorbeigebracht hat.“
„Trotzdem. Schließlich geht es auch um die Loyalität der Firma gegenüber.“
Allmählich wurde Brooke übel. Am liebsten wäre sie auf der Stelle aufgesprungen und hätte es laut herausgeschrien. Doch stattdessen rückte sie die Serviette auf ihrem Schoß zurecht.
Nein, sie hatte nicht die Nerven, es ihm zu sagen und dafür geradezustehen. Sie wollte RJ nicht wehtun und ihn leiden sehen.
Außerdem war da noch ihr Job. Und die Miete, die sie zahlen musste. Vermutlich sollte sie sich schon bald nach einer anderen Arbeit umsehen. Denn früher oder später würden sie es herausfinden und sie feuern.
„Brooke, alles in Ordnung? Du bist plötzlich so blass“, sprach Kara sie an.
„Alles bestens!“ Ihre Stimme war laut und fest. „Ganz köstlich, das Dinner.“ Ihre unverbindliche Bemerkung hallte durch den Raum.
„Hervorragend.“ Lächelnd hob Alan sein Messer. „Glückwünsche an die Küchenchefin.“
Lily lächelte. „Mom hat mir beigebracht zu kochen. Übrigens, Laurel, sie wollte wissen, was deine Hochzeitspläne machen. Hast du schon ein Kleid?“
Laurel blickte verwundert drein. „Ein Kleid? Ich kann ja wohl unmöglich heiraten, solange Mom an diesem … Ort ist.“
„Sie will aber, dass wir wie bisher weitermachen. Und sie fände es prima, wenn du dich für das Kleid von Vera Wang entscheidest, das ich dir gezeigt habe.“
Laurel biss sich auf die Lippe. „Ich weiß nicht. Ich finde es nicht richtig, in dieser Zeit über Kleider und Kuchen nachzudenken.“ Sie wandte sich Eli zu. „Findest du nicht auch?“
„Absolut.“ Er tätschelte ihr die Hand. „Nur keine Eile. Wir haben schließlich noch den Rest unseres Lebens vor uns.“
„Ich denke wie Mom, dass es dumm von euch wäre zu warten. Komm schon, Eli. Glaubst du nicht auch, Mom würde ganz begeistert sein, Fotos von deiner reizenden Braut zu sehen, wie sie sechzig oder siebzig verschiedene Roben anprobiert?“
Eli zuckte als Antwort auf Karas Frage lediglich mit den Schultern.
„Ich sage euch, ich bin aufgeregter als Braut und Bräutigam. Hättet ihr keine Hochzeitsplanerin in eurer Familie, würdet ihr vermutlich nie heiraten. Immerhin drei Hochzeiten kann ich bereits verbuchen! Lily und Daniel, Matt und Susannah, Laurel und Eli – wer sind die nächsten?“
Plötzlich fühlte Brooke eine aberwitzige Hoffnung in sich aufkeimen. Wieso nicht sie und RJ?
Na ja, da gab es eine Menge Gründe, warum RJ nichts sagte und sie krampfhaft versuchte, ihn nicht anzublicken. Sie hatte immer noch Lilys Warnung im Ohr.
„Alan, was ist mit dir? Hältst du irgendwo eine Braut versteckt?“
„Leider nein.“ Er lächelte in die Runde. „Ich warte immer noch auf die perfekte Lady.“ Brooke bemerkte, dass er es
Weitere Kostenlose Bücher