Keiner wie er (German Edition)
wer sie war!
Tina, die durchaus bodenständige Tina, mit dem Hang zu süßer Cola. Tina, die auf Eiscreme als Stimmungsheber zurückgriff, die zickig wurde, wenn es nicht nach ihrem Willen lief. Ein normales Mädchen, nach allen gängigen Regeln – das passte nicht! Nichts, was Daniel in den folgenden Wochen herausfand, tat das.
Gedanklich ging er zehn Jahre in der Zeit zurück, suchte nach Informationen, die vielleicht irgendwo in seinem Langzeitgedächtnis schlummerten. Scheinbare Unwichtigkeiten, flüchtige Dinge, nur nebenbei aufgenommen, jetzt jedoch unter Umständen nützlich und der Schlüssel zum Erfolg. Nach längerem Kopfzerbrechen fiel ihm wieder ein, wohin ihr Zug ging, wenn sie damals zu ihren Eltern fuhr.
Waterbury / Connecticut.
Doch auch dort existierte keine Christina Hunt oder überhaupt jemand mit diesem Nachnamen.
Als ihm nach einigen Tagen langsam aufging, dass er wohl nicht einfach zu ihr gehen konnte und sie ... ja, ab hier wusste er auch noch nicht weiter, nahm Daniel zum ersten Mal seit vielen Jahren so etwas wie Urlaub. Zwar in der Klinik anwesend, gab er jedoch alle OP-Termine an seine Kollegen ab. Ebenso verhielt es sich mit den Patienten. Stunden verbrachte er in seinem Büro oder trieb sich in der Weltgeschichte herum.
Auf der Suche nach dem Phantom namens Tina.
Selbst nach Waterbury flog er, nur, um dort in der nächsten Sackgasse zu stranden. So, wie alle anderen Spuren auch im Sande verliefen.
Es schien wie verhext!
Normalerweise hätte er verdammt wütend werden, ihr gedanklich ein glückliches Leben wünschen (woran er nicht wirklich glaubte) und sie sich erneut aus dem Kopf schlagen müssen. Leider bestand diese Option diesmal nicht.
Daniel wähnte sich nur zunehmend in irgendeinem verdammt miesen Albtraum.
Nach drei weiteren Wochen ergebnisloser Suche zeigte er erste besessene Tendenzen.
Inzwischen musste seine Suche erfolgreich sein! Koste es, was es wolle! Und da er sich diesen Abend nicht eingebildet hatte, davon überzeugte er sich täglich durch mehrmaliges Lesen der kurzen Nachricht, musste sie also auch existieren. Aber wo?
Wo bist du, Tina Hunt?
Ein derzeitiger Arbeitgeber ließ sich nicht ermitteln.
Doch nach einigen Wochen erschien ein kleiner Lichtschimmer am rabenschwarzen Horizont. Vor acht Jahren war sie bei einer renommierten Werbeagentur tätig gewesen. Das Foto der Siegesfeier anlässlich eines größeren Vertragsabschlusses, zeigte unter anderem auch sie. Und zwar in vorderster Reihe, direkt neben dem Firmeninhaber.
Stundenlang betrachtete Daniel die Aufnahme und versuchte, ihr so viele Informationen, wie möglich zu entnehmen. Und er fand eine ganze Menge.
Der Arm des alternden Sacks lag um ihre Schultern. Bis dahin kein Problem. Offenbar trug Tina die Verantwortung für den Abschluss. Doch ihm entging der Daumen an ihrem Hals nicht. Besitzergreifend, vielleicht streichelnd – keinesfalls eine Geste, die man in einer rein geschäftlichen Beziehung erwartete.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Tina keine drei Monate im Unternehmen, das wurde separat betont. Dieser Parker zeigte sich überaus stolz über seine neue Entdeckung. Den oberen Führungsebenen gehörte sie demnach bereits an. Nur aufgrund ihrer Fähigkeiten? Der Daumen erzählte eine andere Geschichte.
Ihr Äußeres besaß nicht die heutige Perfektion, der Abmagerungsgrad hielt sich in Grenzen und sie trug noch ihre Brille. Nicht jene, die er anfertigen ließ, die musste sie wohl so schnell wie möglich in der nächsten Mülltonne entsorgt haben. Es handelte sich jedoch um ein ähnliches Modell. Das Haar lag offen und sie wirkte sehr jung. Die Kälte in ihren Augen fand er jedoch bereits.
„Was hast du getan, Tina?“, murmelte Daniel.
Darüber hinaus stolperte er über zwei weitere Meldungen im Zusammenhang mit diesem Unternehmen, bei denen sie Erwähnung fand. Beide auf der Firmenseite, doch eher Randnotizen. Einmal anlässlich eines Ausfluges. Parkers Frau war unter den Gästen, daher fand sich diesmal kein Daumen an Tinas Hals. Und dann existierte der Schnappschuss von einer Weihnachtsfeier.
Damit verschwand Tina von der Bildfläche. Demnach musste sie das Unternehmen verlassen haben. Entweder sie kündigte oder wurde gekündigt. Zu letzterer Variante tendierte Daniel mehr. Wahrscheinlich war ein neues Opfer eingetroffen und sie wurde für diesen Parker uninteressant. So lief es doch im Allgemeinen, oder?
„Versager!“
Danach tauchte Tina nicht mehr im öffentlichen
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