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Keiner wie er (German Edition)

Keiner wie er (German Edition)

Titel: Keiner wie er (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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sich unbedingt das Fett absaugen lassen.
    Sie mochte diesen Miller. Dessen Blick wirkte nämlich nach wie vor sehr freundlich und höflich, ohne die geringste Anzüglichkeit. Das hing garantiert nicht mit dem Alter zusammen. In den vergangenen Jahren musste Tina die leidvolle Erfahrung machen, dass die immer schlimmer wurden, je mehr Jahre sie auf dem Buckel trugen.
    Miller bildete eine angenehme Ausnahme.
    Diese Mrs. Hawkins, Maggie, wie sie bat, genannt zu werden, übrigens auch. Denn die versorgte sie von Zeit zu Zeit mit frischem Kaffee. Das warme Lächeln bekam noch kein einziges Mal Risse. Im Gegenteil, die Frau schien von Tina begeistert. Wann immer sie den Raum betrat, blieb sie ein wenig länger, lauschte ihren Ausführungen, nickte zustimmend und mit wachsender Begeisterung. Manchmal kam auch ein:
    „Hab ich ja schon immer gesagt!“
    Oder ein:
    „Darauf hätten wir ja auch allein kommen können! Ich glaube, wir sind wirklich unfähig!“
    Tina begann ernsthaft in Erwägung zu ziehen, hier so gut und vor allem preisgünstig wie möglich zu helfen. Außerdem schuldete sie Miller, soweit sie sich erinnerte, die Behandlung eines Beinbruchs. Konnte sie sich doch nicht daran entsinnen, jemals ihre Krankenkasse informiert zu haben oder um derartige Daten gebeten worden zu sein. Was sie damals durchaus dankbar zur Kenntnis nahm. Somit blieb der kleine Unfall nämlich ihren Eltern verborgen. Irgendwie konnte Tina überhaupt nicht mit der grausigen Vorstellung leben, Vera wochenlang in ihrem Appartement zu haben, die sie langsam in den Wahnsinn nervte. Schon, weil der grünäugige Dämon ...
    Unwirsch runzelte Tina die Stirn und widmete sich noch konzentrierter ihrer Arbeit.
    Vielleicht sollte sie die Angelegenheit hier unter einem angenehmen Ausflug verbuchen und diesem netten Professor Miller nichts in Rechnung stellen. Eine kleine Kampagne wäre möglicherweise auch nicht schlecht. Nichts Großartiges, nur so ein kleiner Aufrüttler hier und dort ...
    Die Arbeit machte ihr Spaß. Mehr als sonst, weil sie sich ehrlich wohl fühlte und nicht meinte, sich ständig beweisen zu müssen. Dass sie wusste, was sie tat und sagte, stellte hier niemand in Frage. Alles hing an ihren Lippen und nahm jeden noch so beiläufigen Hinweis dankbar auf.
    Irgendwann entschuldigte Miller sich mit bedauerndem Blick. „Ich muss mich ein wenig um den Erhalt der Klinik kümmern. Wenn Sie etwas benötigen, Maggie ist augenblicklich zur Stelle. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus?“
    Tina blickte von ihrem Laptop auf. „Keineswegs, Professor.“
    Der alte Mann lächelte noch einmal äußerst warm und verließ den Raum. Und Tina blieb mit sich und einer Internetseite allein, die dringend einiger Veränderungen bedurfte.
    Irgendwann erschien Maggie und brachte ihr den nächsten Kaffee. „Wollen Sie zur Abwechslung etwas anderes? Ein Wasser? Cola? Ich weiß nicht, bei mir schlägt zu viel Kaffee immer auf den Magen.“
    Abermals sah Tina auf. „Ein Wasser wäre nett.“
    Schon antwortete das nächste warme Lächeln. „Und was darf ich Ihnen zum Lunch bringen? Keine Panik“, wisperte sie hinter vorgehaltener Hand. „Der Krankenhausfraß ist halb so grauenhaft, wie in den Kassentempeln. Hier müssen die Patienten bedeutend mehr dafür berappen.“
    Wieder lächelte Tina. „Danke, aber ich möchte nichts. Ich habe bereits gegessen.“
    Das brachte ihr das erste Stirnrunzeln der warmherzigen Maggie ein, und Tina stöhnte innerlich. Nein, bitte nicht!
    Oh, doch!
    „Also, ich finde, Sie sollten wirklich essen!“ Das kam streng, und Tina bemühte innerlich seufzend ihre erhobene Augenbraue.
    „Ich werde essen, wenn meine Arbeit hier für heute erledigt ist. Und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie meine Entscheidung respektieren.“
    Das hatte gesessen!
    Maggie ging mit einem knappen Nicken, auch wenn der warme Blick nicht ganz verschwand. Heimlich atmete Tina auf. Sie wollte die nette Frau wirklich nicht verärgern. Doch wenn sie während der Arbeitszeit aß, ließ ihre Leistungsfähigkeit augenblicklich nach. Daher fiel bereits seit Jahren der Lunch aus. Wurde der Hunger tatsächlich unerträglich, behalf sie sich mit ...
    Ohne den Blick vom Laptop zu nehmen, fingerte sie in ihrer Tasche nach einer Packung der legendären Pfefferminzbonbons. Nebenbei schraubte sie die Wasserflasche auf, die Maggie ihr zwischenzeitlich brachte, nahm einen großen Schluck und schob die ‚Bonbons’ hinterher ...
    „Du kapierst das einfach nicht,

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