Keiner wie er (German Edition)
auszukratzen.
Langsam setzte sich ihre Vernunft durch, wenn auch äußerst mühselig. Offensichtlich wurde sie also von ihm hierher gelockt. Mit welchem Plan auch immer. Woher sollte sie das wissen? Die total sinnfreien Handlungen irrer Dämonen zu durchschauen, gehörte nicht zu ihrem Handwerk. Natürlich wollte er sie provozieren. Nichts Neues.
Aber was, wenn sie sich nicht darauf einließ? Was, wenn sie sein mieses Spiel einfach nicht mitspielte? Dann musste er irgendwann zwangsläufig aufgeben, sie würde als Siegerin hervorgehen und wenigstens ihren Stolz retten.
Demnach lag es ausschließlich an ihr ...
Mit einem tiefen Luftholen schloss sie die Lider, nahm sich alle Zeit der Welt, auszuatmen und erneut Luft zu holen. Was interessierte sie, wie der Typ von ihr dachte?
Reiß dich zusammen, Tina!
Dann sah sie ihn an. „Ich denke, ich muss Ihnen beipflichten, Dr. Grant. Auch wenn die Übergänge von Privat und Geschäftlich in diesem Falle fließend sind, haben Sie durchaus das Recht, von mir professionelle Arbeit zu erwarten. Mein Honorar fällt mit Sicherheit nicht gering aus, doch ich habe die Absicht, Sie von dessen Angemessenheit zu überzeugen. Ich weise Sie jedoch vorsorglich darauf hin, dass sich meine Dienste ausschließlich auf meine Tätigkeit innerhalb dieser vier Wände beschränken. Solange es Angelegenheiten Ihr Institut betreffend sind, bin ich zu jedem verbalen Austausch gern bereit. Allerdings muss ich darauf bestehen, dass Sie sich mit jeder persönlichen Bemerkung zurückhalten. Sollten Sie sich nicht an meine Bedingungen halten, sehe ich mich leider gezwungen, diesen Auftrag aufgrund unüberbrückbarer persönlicher Differenzen abzulehnen. Darf ich mit Ihrer Kooperation rechnen?“
* * *
Also Daniel fand, für die Frechheit, die er ihr gleich am Anfang bot, fiel ihre Reaktion durchaus zahm aus.
Die Beleidigung hatte er so nicht geplant, leider machte ihm der Anblick dieser verdammten Pfefferminzdinger einen Strich durch die Rechnung. Dünner schien sie nicht. Offensichtlich kannte Tina sich aus und wusste zu verhindern, dass es zum Äußersten kam. Doch die Pfunde, die sie nach ihrem ersten Wiedersehen verlor, fehlten nach wie vor.
Was Daniel ihrer Mutter nicht so genau auseinandergenommen hatte, war, dass Tina sich überhaupt nicht zu wundern brauchte, wenn ihre Periode hin und wieder einfach ausblieb. Dieses Phänomen beobachtete man auch bei Ballerinas, Modells und Extremsportlerinnen. Der weibliche Körper benötigte Fett und jede Menge Nährstoffe, damit er ein Baby mit offenen Armen einlud, in ihm groß zu werden. Mit so einem klapperdürren Gestell konnte die Natur nichts anfangen und stempelte es kurzerhand als Kind ab. Aber Daniel schätzte, das kam Tina gerade recht. Egal, was Vera sagte, er konnte sich nicht vorstellen, dass deren Tochter große Schwierigkeiten mit dem Verlust dieses Babys hatte. Obwohl bereits dessen Vorhandensein ja einem glatten Glücksgriff glich. Den Jackpot im Lotto zu knacken, besaß ungefähr die gleiche Wahrscheinlichkeit, bei den miesen Voraussetzungen.
Es schien fast so, als passten Tina und er genetisch hervorragend zusammen.
Interessiert betrachtete er ihre ruhige, scheinbar beherrschte Miene. Längst wirkte sie gefasst, machte jedoch wenigstens keine Anstalten, augenblicklich entrüstet Raum und kurz darauf Gebäude zu verlassen. Eile verspürte er nicht. Für den heutigen Tag (auch die folgenden) hatte er sich freigenommen.
Und so lächelte er sanft. „Selbstverständlich können Sie, Miss Hunt.“
Mit raschen Schritten durchquerte er den Raum und setzte sich in seinen Sessel. „Wie ich hörte, gibt es so Einiges, was Sie als verbesserungswürdig betrachten. Macht es Ihnen etwas aus, mich noch einmal umfassend aufzuklären?“ Sein Kinn ruhte in einer Hand, den Arm hatte er aufgestützt.
„Keineswegs.“ Sie schob den Laptop zu ihm herum. „Ich denke, zu allererst sollten wir uns auf einige Änderungen bei Ihrem Internetauftritt verständigen. Ich habe bereits Etliches vorgenommen. Hier ... und hier …
* * *
Eine Stunde später bemerkte Daniel leicht entnervt, dass es ihm ja nun völlig abging, sich mit dem Marketing dieser Klinik zu beschäftigen.
Die anfängliche Freude, sie überhaupt bei sich zu haben, überflügelte für eine Zeitlang seine wachsende Langeweile. Doch inzwischen war er den Anblick vor seinem Schreibtisch gewöhnt. Jetzt hätte er die Angelegenheit gern ein wenig intensiviert und sie endlich von diesem öden
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