Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keiner wie er (German Edition)

Keiner wie er (German Edition)

Titel: Keiner wie er (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
Vom Netzwerk:
einen Nachfolger nachdenken müssen.
    Überraschung empfand Tina dennoch, denn sie kannte den alternden Junior. Endlich wusste sie auch, was da in ihrem Hinterkopf immer so unangenehm angeklopft hatte. Ihr Lächeln fiel trotzdem professionell aus. „Professor Miller?“
    „Höchstpersönlich!“ Miller war ein Mann um die siebzig, mit ergrautem Haar, einem recht faltigen Gesicht, aber wachen blauen Augen. Derweil sie noch mit sich haderte, ob sie ihn aufklären sollte, wurde ihr die Entscheidung bereits abgenommen. „Miss Hunt! Ich freue mich, Sie zu sehen! Vielleicht wissen Sie es nicht mehr, ich behandelte seinerzeit Ihre Schienbeinfraktur ...“ Vertrauensvoll legte er eine väterliche Hand auf ihren Rücken. „Hier entlang!“
    Während die beiden zu den Aufzügen gingen, musterte Tina ihn von der Seite. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich daran erinnern können.“
    Millers Lächeln wirkte verschmitzt. „Damals half ich des Öfteren in Ithaka aus, wenn dort wieder einmal Personalmangel herrschte. Doch Sie waren einer der wenigen Fälle, die ausschließlich ich betreute. So etwas vergisst man nicht.“
    Gemeinsam traten sie in den Aufzug und Miller tippte die 20.
    „Die Geschäfte laufen nicht sehr gut?“
    Bedauernd schüttelte er den Kopf. „Nein. Die Zeiten sind nicht besonders rosig, auch nicht für Privatkliniken. Deshalb haben wir Sie engagiert. Und ich hoffe, Sie können mit einigen guten Lösungsvorschlägen aufwarten.“
    Tina lächelte. „Davon bin ich sogar überzeugt.“
    Kurz darauf betraten sie ein geschmackvoll eingerichtetes Büro, in dem ihnen eine hübsche, zunächst durchaus sympathische Frau mittleren Alters entgegen lächelte. „Das ist Mrs. Hawkins“, erklärte Miller. „Sie ist für die Verwaltung verantwortlich.“
    „Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Hunt.“
    Das warme Lächeln erwiderte Tina eher zurückhaltend. Bei solchen Anwandlungen musste man immer vorsichtig sein. Besonders, wenn sie von Frauen stammten, die garantiert meinten, in Wahrheit gehöre ihnen der Laden. Nicht selten stellte sich die vermeintliche Freundlichkeit sehr bald als miese Fassade heraus. Keine Frau duldete Konkurrenz in unmittelbarer Nähe. Auch dann nicht, wenn in Wahrheit überhaupt keine Rivalität vorlag.
    Doch Miller führte sie in den hinteren Raum, der sich als das eigentliche Büro entpuppte. Keine fünf Minuten später saßen beide an dem großen Schreibtisch, Miller dahinter, Tina davor. Und der Professor zeigte ihr, wie die Klinik es bisher in Sachen Vermarktung hielt …
    * * *
    Nach drei Stunden befand sich Tina umfassend im Bilde. Sie lehnte sich zurück und betrachtete sinnierend die Unterlagen, die Miller ihr vorgelegt hatte.
    „Ich denke, das Konzept an sich ist nicht schlecht. Aber die Ausführung unterscheidet sich zu wenig von der Konkurrenz. Es prägt sich nicht ein, wissen Sie, was ich meine?“ Sie sah auf und nahm Millers zögerndes Nicken in Empfang.
    Natürlich verstand er überhaupt nichts.
    Routiniert versuchte sie es auf andere Art. „Drücken wir es so aus ... Angenommen, ich entscheide mich, einen Eingriff an mir vornehmen zu lassen und suche nach einer geeigneten Klinik. Nach welchen Kriterien gehe ich bei dem Auswahlverfahren vor?“
    Miller überlegte. „Das Preis/Leistungsverhältnis, die Nachsorge, mit Sicherheit Vertrauen, denke ich. Die Leute haben eine natürliche Aversion dagegen, an sich herumschneiden zu lassen. Auch wenn sie die im Dienste der Schönheit öfters erfolgreich überwinden.“
    Tina lächelte. „Richtig! Ich schätze, bei der Vertrauensfrage fallen ungefähr zehn Prozent wegen Untragbarkeit heraus. Der Rest bleibt im Rennen. Und jetzt wird es kompliziert. Der Mensch ist äußerst visuell eingestellt. Die Frage ist, warum sollte er Sie wählen? Was ist der kleine, aber bedeutende Unterschied, der ihm diese Entscheidung leicht macht? Bestenfalls fällt er ihm nicht einmal auf, sondern bleibt eine Gefühlssache. Ich denke, Sie befinden sich bereits im obersten Level, was Ihren Standard betrifft. Da können wir nichts verbessern. Also müssen wir die Leute auf andere Art davon überzeugen, dass Sie die richtige und vor allem einzige Wahl sind.“
    Tina befand sich ganz in ihrem Element. Hier handelte es sich um einen der wirklichen simplen Fälle. Viel konnte sie nicht tun, ein bisschen hier und dort verändern, doch die privaten Gesundheitsinstitute unterlagen nun einmal immer den allgemeinen Konjunkturschwankungen. Niemand musste

Weitere Kostenlose Bücher