Keiner wie er (German Edition)
betrachtete er sie und sein Blick wurde herausfordernd und mutwillig erwidert.
„Das bist nicht du, Tina!“, sagte er leise und wandte sich ab. Doch als er die Tür erreichte, rastete polternd ein Schuh neben seinem Kopf am Rahmen ein. „Du kannst mich hier nicht einfach festhalten, begreife das, du Idiot!“ Seine Ohren klingelten, in der weitläufigen Küche machte sich ihr Gebrüll unvorstellbar laut aus.
Ohne zu antworten, verließ er den Raum. Was hätte er sagen sollen? Auch diesmal lag sie nämlich goldrichtig. Und dennoch dachte er nicht im Traum daran, sie gehen zu lassen. Möglicherweise war er tatsächlich so irre, wie Tina.
Die ließ keinen weiteren Ton verlauten und auch Daniel stellte die Kommunikation vorübergehend ein. Stattdessen nutzte er die folgenden Stunden, um hart mit sich ins Gericht zu gehen.
Seine früheren Aussagen stellte er Tinas Erklärungen, wenn man den Müll denn so nennen wollte, gegenüber und fragte sich, was er erreichen wollte, was er erwartete? Unter Zwang würde sie niemals irgendetwas ändern – das hätte er an ihrer Stelle auch nicht getan. Eine plötzlich aufrichtige Tina war unter diesen Umständen wohl ein eher frommer Wunsch. Stattdessen löste sich derzeit das, was sie vielleicht noch für ihn empfand, in Luft auf oder schlug in Hass um. Doch sie würde nicht überleben, lud er sie jetzt in irgendeinem miesen Hotel ab. Ärgerlich, dass er sie nicht auf eine Waage gestellt hatte. Denn was er kurz zuvor trug, entsprach keinen fünfundvierzig Kilos. Sicher gehörte sie nicht zu den größten Frauen, aber selbst für eine Kleinwüchsige wäre das zu wenig Gewicht.
Zuvor auf diesem Küchentisch hätte sie alles mit sich anstellen lassen, nur um danach gehen zu können. Dass sie auf ihn reagierte, stellte dabei eher zufälliges und störendes Nebenprodukt dar.
Alles richtig – trotzdem durfte er sie nicht hier festhalten. Als freier Mensch zählte ihr Wille, nicht seiner. Dennoch … geschah ihr etwas, trug er die Verantwortung, denn er kannte die Gefahr. Und er wollte sich nicht einmal ausmalen, was in diesem Fall wohl mit ihm geschah. Also was? Himmel, was sollte er denn tun?
Am Ende verließ Daniel endgültig den Pfad der Legalität und entschied, mit ihr zu bleiben. Mit ein wenig Glück würde sie irgendwann wenigstens dieses dämliche Gehabe lassen.
Wenn nicht, nun ja, dann hatte er verspielt.
Nicht mehr und nicht weniger ...
* * *
Wie zu erwarten, behandelte Tina ihn wie Luft.
Als er am späten Mittag zum Lunch rief, strafte sie ihn mit Nichtachtung. Ähnlich verhielt es sich mit dem Dinner. Eisern blieb sie in ihrem Zimmer und reagierte nicht auf seine Aufforderung.
Am nächsten Morgen versuchte er es erneut mit dem Frühstück. Erfolglos. Und als sie auch am Mittag keine Anstalten machte, wenigstens mal ihr Zimmer zu verlassen, ging er zum Angriff über. Kurz darauf stand er in ihrem Raum und musterte die für den Staatsempfang präparierte Tina. Die saß auf ihrem Bett, den Laptop auf den Knien. „Tina, du musst essen.“
Langsam und mit erhobener Augenbraue sah sie auf … und schrieb weiter.
Kurzerhand entfernte er den Computer, zog sie an der Hand in die Küche und auf einen Stuhl. „Iss!“
Wieder durfte er die erhobene Augenbraue bewundern. Doch diesmal ließ sie sich sogar zu einer verbalen Bemerkung herab. „Du magst mich hier festhalten können, aber du kannst mich nicht zum Essen zwingen. Nicht einmal du, Daniel .“
Mit fest zusammengepressten Lippen beschwor er sich, Ruhe zu bewahren. „Okay, ich unterbreite dir einen Vorschlag.“
„Was, ein neuer Deal, an den du dich nicht hältst? Danke, darauf kann ich verzichten.“
„Ich schwöre, ich halte mich daran. Okay?“
„Kein Interesse.“
„Tina!“
Der Blick wurde spöttisch. „Was, Daniel? Meinst du ehrlich, damit erreichst du irgendetwas? Auch wenn ich nicht genau weiß, was dieser Scheiß eigentlich soll. Ich meine ...“ Ihre Mundwinkel zuckten. „Dich mal von Gefühlen sprechen zu hören, ist eher witzig und ich habe mich auch köstlich amüsiert. Aber ... mal angenommen, du hättest keinen kompletten Müll von dir gegeben. Meinst du wirklich, du eroberst mein Herz, indem du mich wie ein kompletter Irrer in ein einsames Häuschen in der Prärie verschleppst und so lange festhältst, bis ich deine Gefühle irgendwie erwidere?“
„Deshalb bist du nicht hier.“
„Ach so ...“ In plötzlicher Erleuchtung landete ihre Hand auf der Stirn. „Ich vergaß ... Ich
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