Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
ist die perfekte Penne für heute Nacht!“ Ich peile es an, um es in Besitz zu nehmen, aber entdecke noch, bevor ich es erreiche, dass in dem dahinter parkenden Auto jemand sitzt. Also ich gehe weiter, an beiden Autos vorbei. Als ich das parkende Auto passiere, öffnet sich die Tür auf der anderen Seite und ein Recke von zwei Metern steigt aus, sagt jedoch nichts, schaut mir nur hinterher. Aber so, dass die Frostzwerge auf meinem Rücken sich in Marsch setzen. Es bleibt mir nichts übrig, als weiterzugehen und die schmale Treppe, in der diese Gasse mündet, in den dunklen Park hinunter zu laufen, als wäre das das normalste Ding der Welt. Ich könnte auch natürlich stehen bleiben, mich umdrehen und zurücklaufen, aber ich bin noch nicht lebensmüde. Lieber die Flucht nach vorn, als nach hinten.
„Zum Kotzen mit diesem blöden Park! Aber, es hilft nichts Alter, nur weiter! Weiter auf dem Leninschen Weg!“
„Hä?? Wie kommt mir jetzt bloß so ne Scheiß in den Sinn!“
„Hehe, find ich jetzt gar nicht so witzig.“
(Die sparsamen Laternen der Straße beleuchten die Treppe bis zum unteren Ende.)
„Sie ist absolut menschenleer!.. auch nach der Wende sogar!.. Schön locker bleiben!.. So, jetzt bin ich unten im Park ... Weiter, weiter und pass auf, dass dir keiner an die Gurgel springt...“ Schluck!
Ich spüre wie auf meinem Rücken Sensoren wachsen, um auch hinter mir alles im Auge zu behalten.
Okay, die Luft ist rein ... Noch fünfzig Schritte bis zu der Straße da drüben.
„Es leuchten schon die Lampen hinter den Bäumen.“
Der Asphaltstreifen unter meinen Füßen löst sich allmählich aus der Dunkelheit.
„Hurra! Straße, Licht!“
„Hm, und was jetzt? Ich bin müde. Diese Spannung hat mich total ausgelaugt.“
„Okay, Junge! Du bist großartig, aber es REICHT jetzt!“
Nun, los, um eine sichere Penne zu finden, denn diese große Lockerheit zehrt unersättlich an meiner Energie.
Ich laufe stadteinwärts auf der Grand Concurse Avenue, um eine U-Bahn zu finden, überquere gerade die Bahngleise, als mir auf der breiten Brücke ein Mann entgegen kommt:
„Entschuldige“, gehe ich diagonal über der Brücke direkt auf ihn zu, „weißt du, wo die nächste U-Bahn Haltestelle ist?“
Er tut so, als ob er mich gar nicht verstehen würde. Er hört nicht, was ich sage. „Ich weiß nicht, ich weiß nicht!“ Sagt er und schleicht sich mit dem Rücken zur Brüstungsmauer schnell davon. „Ich weiß‘ nicht, ich weiß nichts ...“
Zwei Ecken weiter falle ich direkt in die U-Bahn. Der Typ musste genau von hier gekommen sein. „Station 149. Straße“
Die vergelbtweiße n Fliesen des Bahnsteigstunnels sind flächendeckend mit schwarzen Buchstaben vollgekrakelt. Es gibt drei Sitze und drei Männer, die auf die U-Bahn warten. Ich lasse mich auf den mittleren Sitz fallen, denn einer der Männer läuft auf und ab.
„Mann die U-Bahn, die lässt aber lange auf sich warten.“ Ich mache die Augen zu und versuche zu schlafen, aber das geht überhaupt nicht, denn der Kerl, der neben mir sitzt, versucht hartnäckig mir ein paar Münzen aus der Tasche zu schwatzen. Vergebens erkläre ich ihm, dass ich selber pleite bin. Er lässt seine, in einem Finger endende missgebildete, rechte Hand, begleitet von ununterbrochenem Gejammer, vor meiner Nase tanzen. Und nagt und nörgelt, und meint, wie gut ich es habe, ich kann arbeiten, er nicht, er wäre ein bedauernswerter Krüppel, und so weiter. Ich betrachte seinen Finger vor meiner Nase mit Gelassenheit! und schaue gelangweilt mitten in seine Augen. Dann lasse ich meinen Blick an seiner Kleidung herunter- und wieder heraufgleiten: „Schau dich an Mann, wem geht’s besser! Du trägst Lackschuhe und gebügelte bordeauxrote Hosen. Und ich, ich hab nur die kaputte Jeans und die alten Turnschuhe.“
Völlig unbeeindruckt murmelt er weiter: „Nur weil ich ein Nigger bin und du ein Weißer, weil ich Invalide bin, weil ich im Ghetto geboren bin ...“ Seine Hand fuchtelt wie ein mahnendes Ausrufezeichen in der Luft und treibt Wut in meinen Bauch. Dieses typische Schwarz-Weiß-Blabla strapaziert meine Geduldgrenze: Wenn sich jemand Vorteile oder Nachteile durch seine Hautfarbe verschaffen will. Besser gesagt, dass er davon zu profitieren versucht, indem er sich selber degradiert. Es reicht ihm wohl nicht, dass die Gesellschaft das tut?! Am liebsten würde ich ihm die Visage polieren, nicht weil ich mich so stark fühle, nein, nein, weil
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