Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Miene durchmarschiert, um einmal kostenlos an dem Arm zu ziehen. Gleich als erstes trifft er in der Halle auf einen glänzend roten Porsche, der sich unter der Aufschrift: „Zu gewinnen“, auf einer Drehscheibe dreht.
Ich nehme mir vor, keinen Cent auszugeben und dennoch meinen Spaß zu haben. Ich bin nicht hier, weil ich Millionär werden will, oder um meine Kohle zu verspielen. Ich peile überall nur die Freispiele an, bis ich alle Zettel einlöse, die ich auf der Straße eingesammelt habe, dann beginne ich es von vorn. Ich zwirbele mich durch die Spielmaschinenreihen und beobachte die Spieler, die an den in tausend Farben leuchtenden, fröhlich knatternden, pfeifenden, klingelnden Münzschluckern herumfingern.
Es gibt verschiedene Spielertypen . Typen, die sich für eine einzige Maschine entscheiden und ihre Geldstücke solange in diese stecken, bis sie etwas gewinnen. In dem Fall rülpst der Automat einen Haufen Münzen oder Jetons heraus. Aber der Spielvogel steckt sie nicht in die Tasche und sagt: „O.K. Baby. Das ist mein Gewinn“. Ach wo, er fängt an, auch den Gewinn in die Maschine zu stecken. Wie der Angler, der nur und ausschließlich den allergrößten Fisch mit nach Hause nehmen will und am Ende, mit leeren Händen, schweren Schrittes davonzieht. Schließlich ist es gerade das, worum es hier geht, man kommt nicht hierher um fünfhundert oder eintausendzweihundertdreiundsiebzig Dollar zu gewinnen. Man will sein Glück, ob man der Eine unter einer Million ist, der den Riesen zieht, ausprobieren.
Eine gut Fünfzigerin vor mir ist wählerischer, speist mal hier, mal dort eine Handvoll Jetons in die hungrigen Automaten und, wenn das Glück darauf nicht anbeißt, zieht sie weiter. Bis ihr Einliter-Pappbecher, in dem sie Fortunas Futter trägt, leer wird. Aber das ist kein Beinbruch, denn die Maschinenwärter, die zwischen den Reihen herumlaufen, versorgen sie prompt und gerne mit neuer Munition.
Die martialisch aussehenden Kerle zapfen die übervollen Maschinen ab, oder füllen mal gelegentlich etwas in die ganz leeren hinein. Diese markanten Typen sehen aus wie die sizilianische Mafiosi in den Filmen: Schwarzer Anzug, schwarze Schuhe,
schwarzer Schnurrbart,
schwarzer Propeller und weißes Hemd. Mein Gefühl schwankt hin und her und kann sich nicht entscheiden, ob ich sie furchteinflößend, oder romantisch finden soll. Auf jeden Fall, betrachte ich sie respektvoll, obwohl sie nur auf die kleineren Fische aufpassen, die etwas größeren sitzen um den runden Tisch und spielen Poker. Eine scharf blickende, attraktive Dame führt die Bank und teilt die Karten aus, dass es eine Wonne ist, sie dabei zu betrachten. Mit perfekt geübten, raschen Handbewegungen bekommen die Spieler ihre Karten. Mit offenen Gesten betont sie ihre Fairness. Ich beobachte aus diskretem Abstand, wie der Mann mit dem Hut lässig seine Karten entgegennimmt und reinschaut. Ich sehe ihm an, dass der Motor in seiner Birne auf Turbo geschaltet hat, aber er spielt den wer weiß was für großen Spieler. Obwohl, vielleicht ist er es auch. Diese Frau durchschaut ihn trotzdem, bis auf die Nieren. Diese durchdringenden Augen! Die tasten mit einem Blick den Tisch und die herumstehenden ab. Ich weiß, sie sieht in dem Bruchteil der Sekunde in meine Taschen und weißt sofort, ich bin kein Fisch. Ich habe auch keine Lust, das Gegenteil zu spielen und jazze schön langsam weiter.
Im ersten Stock drückt mir ein älterer Herr eine Motelquittung in die Hand:
„Nimm sie mein Freund, dafür zahlen sie dir hier an der Kasse zwei Dollar zurück. Ich habe keine Lust die Reihe abzuwarten. Aber, wenn du Zeit hast,.. es dauert bestimmt eine halbe Stunde“ sagt er und verschwindet abermals in dem Labyrinth der Automaten.
Ich stelle mich an , es ist gar nicht so schlimm, ich bekomme die zwei Dollar schon in einigen Minuten, und begreife sogar, ohne größere Hirngymnastik, warum sie einem von dem Übernachtungsgeld zurückzahlen: Die Reihe schlängelt sich zwischen Spielautomaten bis zur Kasse, und die Anstehenden können nicht widerstehen ohne etwas, mal hier, mal dort in sie zu stecken. Die meisten immer dort, wo es gerade aufleuchtet. Das ist eine einfache Werbung mit den zwei Dollar, der Gast kommt unter diesem Vorwand direkt hier her und bekommt eine Rolle Nickels (fünf Cent Stücke), und was macht der freie Bürger mit den Münzen? Er fängt an, die „Einarmigen Banditen“ damit zu füttern, bis er selber ordentlich Appetit bekommt.
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