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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Vierzig Stück Nickel weckt sogar bei einer Schlafmütze den Spieltrieb. Es ist kein großartiger Hokuspokus,
     
einfach nur Psychologie.
    Klarer Fall. Die Menschen kommen hierher, um Geld auszugeben, während ihre Herzen nach einem dicken Kuss Fortunas hungern.
    Ich habe auch Hunger. In den Kasinos sind Frühstück und Mittag extrem billig. Das verlockt einen, hier einzukehren. Auf den Straßen leuchten mannshohe Schriften: MITTAG FÜR 2, 50 $... undsoweiter. Obwohl es schon Mittag ist, finde ich ein Kasino, wo ich für 99 Cent noch ein Frühstück bekomme. Während ich am Tresen meine Apfeltasche und Brioche mit Milch und unlimitierter Menge Kaffee und dazu noch eine Kiwi aussuche, leuchten Pokerautomaten vor und neben mir. Die sind in den Tresen eingebaut. Ich kann nicht mal essen ohne, dass die mich mit ihren flatternden Buchstaben anmachen: „Jetzt bist du dran! Gefällt’s dir nicht? Möchtest du neue Karten?.. Was ist deine Beute?..“ Ich stehe auf und schaue unter meinem Hintern nach, ob da auch ein Automat wäre. Aber, nix. Das haben sie noch nicht erfunden, oder vor Arschlöchern haben sie noch bisschen Respekt. Ich breite das Frühstück auf einem Bildschirm aus und vermamsche es häppchenweise während ich in die Augen der ständigen Verführung und der bunten Knöpfe starre. Ein richtiges Festmahl. Hmm. Obendrein, sie geben mir von dem einen Dollar einen Cent zurück! Hier berechnen sie keine Steuer. Ich gehe mit vollem Magen auf die Straße, aber unterwegs bleibe ich an einem Automat stehen. Eingebungsvoll und sicher:
    „Jetzt bin ich dran!“
    Ich schmeiße einen Nickel rein und ziehe mit voller Überzeugung an dem Arm: Aber nix. Ich bin ganz schön arm dran. Ich muss mich beherrschen, um es nicht weiter zu probieren.
    Draußen scheint die Sonne, und ich könnte mir in den Arsch beißen. Wieso kann ich mich nicht beherrschen. „Ja Junge, du denkst, du b ist der Eine unter Millionen, dabei biste nur einer unter Millionen.“ „Pff, noch nicht mal. Der unglückseligste, letzte Spieler hat ‘zig Mal soviel Kohle wie du. Denkste, du machst mit einem Male eine Menge Geld?! Bullenscheiße! Kauf dir lieber eine Rolle Film! Wozu haste sonst die kleine Kamera mit?“ „Oder wolltest du hier Endstation machen?“ Endstation? Nein, also ab zum Busbahnhof, um diesen Staub abzuwaschen, und zeig mal der Sonne, ob deine Haare nach dem Waschen glänzen.
    Nach dem ich mich an der Bahnhoftoilette gründlich gewaschen hatte, finde ich auch gleich einen netten Park, wo einige Leute im Gras Siesta halten. Der junge Hipster hängt auch hier herum, der heute früh am Fahrkartenschalter sein abgelaufenes, aber unbenutztes Ticket wieder gültig machen lassen wollte. Er erzählte dem Typen, dass er krank war, und deswegen konnte er nicht schon vor einer Woche nach Pennsylvanien zurück reisen.
    „Schau, mein Herr, das siehst du daran, dass mein Ticket noch nicht entwertet ist, und ich muss jetzt irgendwie nach Hause kommen.“
    Aber der Beamte blieb bei seiner Meinung: „Was abgelaufen ist, ist abgelaufen. Schluss, keine Diskussion! Der Nächste bitte!“
    Ich glaube, das habe ich besser gemeistert. Ja, von Beamten soll man nichts erbitten, sondern man soll bestimmend sein und verlangen.
    Dazu fällt mir ein Witz aus meiner Kindheit ein: Ein Universitätsprofessor, ein Arzt und ein Hilfsschullehrer stellen Ausreiseanträge (womit sie nach dem Westen fahren können). Sie werden nacheinander vor den Beamten, der über die Anträge entscheidet, zitiert, aber nur der Hilfsschullehrer bekommt ein Visum. Die anderen fragen ihn mit einer Zapfennase, wie er das geschafft hatte? „Das war einfach“ sagt er, „Ich ging rein und begrüßte ihn: ‘Guten Tag, Müller! Nun zeigen Sie mir mal, was Sie bei mir in der Schule gelernt haben! Also, hier oben kommt der Stempel hin, Unterschrift dort unten links, und das Ganze legen wir dort oben in die große Kiste! Bravo, Eins A, Müller. Sie haben nichts verlernt...’ Das ist alles.“
    J a, aus den Witzen kann man viel verwerten, selbst wenn dieser eben auf dem Misthaufen des Sozialismus gewachsen ist.
    Tja, und das war es schon, mein Abenteuer in Reno. Tschüß ihr Mords-Mafiosi, tschüß Roulette, vergesst nicht ihr Spieler, Gewinner ist die rote Siebzehn, das werdet ihr bald selbst sehn!
     
    Im Bus ist die Klimaanlage so kalt eingestellt, dass ich, während wir im Sierra Nevada Gebirge immer höher steigen, beinahe friere. Die Landschaft ändert sich ständig. Je höher wir

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