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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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stellt er das Rad genau dort ab, wo er es gestartet hatte. Weit und breit scheine ich der einzige zu sein, den das hier wundert, für die anderen ist es offensichtlich der übliche Zeitvertreib.
    Ich betrachte sie und die endlose Öde hinter ihnen, wo die Sonne sich schon zum Horizont neigt... Ein Pickup bremst neben mir. Er kommt von den Kindern und steht jetzt quer über der Straße.
    „Hey Kumpel! Wohin denn?“
    Mein Herz schlägt schneller, ich denke schon, er will mich mitnehmen.
    „Runter nach Nevada, Reno, dann Kalifornien, Frisco.“
    „Wao, ein schöner Weg. Und wo kommste her?“
    „Von der anderen Seite des Ozeans.“
    „Herrje! Dann biste wohl Europäer. Mensch, das ist ja ganz schön weit! Und wie biste rübergekomm’? Wao, mit’m Flugzeug. Häy häy, Kumpel, haste bissel Zeit mit in mein Haus zu komm’? Ich heiße Garry“ sagt er und streckt mir seine Hand aus dem Auto.
    „Klar, ich habe Zeit, aber nur eine bis eineinhalb Stunden. Ich will heute noch weiter.“
    „Kein Problem, ich bring dich nachher zur Tankstelle, ich kenn’ dort die Tankwarte, bei denen die Fernfahrer tanken, sie könn’ dir he lfen...“
    Er bringt mich zu seinem Doppeltrailerhome, das aus zwei riesengroßen , fahrbaren Teilen in der Mitte zu einem Haus zusammengekoppelt ist und eine weiträumige Vier- Zimmer- Wohnung ergibt.
    Er ist sehr erfreut.
    „Was trinkste? Bitte“ öffnet er den Kühlschrank.
    „Hm, Apfelsaft...“
    „O. K. Apfelsaft.“ Er stellt mir ein Glas auf den Tisch, dann stellt er mir seine Familie vor. Die Teenie Tochter leibhaftig, die anderen drei Kids und seine Frau aus dem Familienalbum. Ich zeige ihm auch einige Fotos. Dann erzählt er von seiner Arbeit, er ist Vorarbeiter in einer Silbermine. Aber Europa fasziniert ihn viel mehr.
    „‘S muss schon alles ziemlich verrückt sein, da bei euch, mit den vielen Grenzen. Sag mal, wie isses mit den beiden Deutschlands. Sie ham eine Linie durch Berlin gezogen und die eine Seite ist kommunistisch, die andere demokratisch? Oder wie läuft’s dort?“
    „Nein, nein: Die Kommunisten nennen sich demokratisch, das andere nennt man einfach West-Deutschland , aber ist ein demokratisches System.“
    „Hm, nu, wie geht das? Das eine ist demokratisch und auch kommunistisch? Das begreif ich nicht.“
    „Na, pass auf! Ich erkläre es einfacher. Also, das eine gehört zum Sowjet-Block, das sind die Kommunisten. Okay?... Das andere, gehört zum amerikanischen Block, die sind die Kapitalisten. Die Kommunisten zwingen ihre Menschen wählen zu gehen, die Kapitalisten lassen sie wählen, aber im Wesentlichen ändert sich hier und dort nichts dadurch. Aus Europa betrachtet: Die Russen sind im Osten, also, das kommunistische Deutschland ist Ost-Deutschland, Amerika ist im Westen, also, das kapitalistische Deutschland ist West-Deutschland. Okay?“
    Ja, ja, das leuchtet ihm ziemlich ein. Aber Ost und West-Berlin ist schon viel komplizierter.
    „West-Berlin liegt in Ost-Deutschland, aber es gehört zu West-Deutschland? Wie isses möglich?“ Er kratzt an seinem Kopf und schaut mich mit wissbegierigen Augen an.
    Ich zeichne eine ungefähre Europakarte, mit den beiden deutschen Staaten in der Mitte, Ost-Deutschland bekommt eine schöne Insel; das ist der West-Teil von Berlin, und die dicke Linie ist die Mauer. Garry betrachtet die Karte von rechts und von links, kneift die Augen, dann reißt er sie ganz weit auf:
    „Herrje, tausend Engel im Himmel, so isses da drüben?! So verworren hatte ich’s mir nicht vorg’stellt. Man dassis ja!“ Kopfschüttelnd steckt er das Blatt ein. „Dassis interessant. Wao... Man dassis ja!“
    Zum Abschied verbleiben wir dabei, dass ich ihm, wenn ich wieder zu Hause bin, eine richtige Europakarte schicke. Garry packt mir von dem selbst gemachten Kuchen seiner Frau eine Tüte voll, dann fährt er mich zur Tankstelle und übergibt mich den Jungs.
     
    Die größte Hilfsbereitschaft, der Jungs von der Tankstelle ist jedoch erfolglos, wenn es keinen Verkehr gibt. Die Jungs beruhigen mich abermals; Mitternacht soll es einen Greyhound-Bus nach Reno geben. Solange soll ich mal ein bisschen entspannen.
    Okay, ich bin ganz locker. Garry ist schon längst nach Hause gefahren, aber nicht ohne vorher das Versprechen von mir einzuholen, dass ich, wenn ich wieder daheim ankomme, meine Familie von ihm grüße... Na klar!
    Aber das wird noch eine Weile dauern. Hier und jetzt rollen halbwüchsige Jungs mit ihren Skateboards um die Tankstelle herum,

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