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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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herum und lassen uns von der Musik begeistern.
    Ein elegantes Pärchen kommt auf der Straße , und die beiden lächeln schon von weitem mit einer Zuneigung, dass es klar ist: sie mögen diese Musik. Der Saxi-Mann begrüßt sie lauthals und tritt ihnen einen Schritt entgegen, um die Hände zu schütteln. „Ist das ein schöner Abend, Freunde, wohin geht ihr denn heute, spazieren? ... Freut mich euch wieder zu sehen“ ruft er lachend, dann tanzt er durch unseren lockeren Kreis wieder in die Mitte und haut ein Solo rein. Der junge Mann zieht eine Banknote aus seiner Jackentasche und lässt sie in das offene Gitarrenetui fallen. Sie hören eine Weile zu, dann gehen sie weiter. Aber viel fröhlicher! Es scheint hier eine bessere Gegend zu sein, denn es wimmelt von eleganten Herren und Damen, die überwiegend locker und lustig sind.
    Es nähert sich eine geschminkte, schmuckbestückte und mit Mann geschmückte alte Lady. Sie schaut auf unsere leicht schaukelnden Körper und macht ein Gesicht, als hätte sie noch nie so eine Straßenband gesehen. Sie mag hier wohl eine Fremde sein. Jedoch, sie konstatiert es mit einem Lächeln, zwinkert kumpelhaft ihrem Mann in die Augen und nickt ganz fein mit dem Kopf rechts und links dem Rhythmus nach. Irgendeine Erinnerung ist ihr wohl lebhaft geworden, und ihre Augen glänzen voller Stolz. Der Saxi-Mann schickt ihnen mit dem Rohr eine tru-ti-du trah-tu-dah freche Kombination entgegen, und der Alte an ihrer Seite wächst im Nu fünf Zentimeter. Er beugt sich in den Knien und lässt mit einer Lässigkeit einen Schein in das Gitarrenetui gleiten, dass ich denke: Hey!
    „Danke, danke! Einen wunderschönen Abend noch!“ ruft der Saxi-Mann ihnen zu und steigt haargenau in den rollenden Refrain der Musik ein.
    Diese Kerle haben den Blues im kleinen Finger. Der Gitarrenspieler bedient sein Instrument so leicht, dass ich in Ruhe meine Seele rausholen und auf die flügelleicht schwebende Musik legen kann. Der Bassmann sitzt auf einem Schemel und brummt das Grundmotiv mit so einer eisernen Ausdauer, dass, wenn die anderen sich in abenteuerliche Passagen verwickeln, sie immer auf einen sicheren Boden zurückfinden.
    Langgestreckte, zarte Gitarrentöne gleiten über die Straße. Ein Ton biegt sich in den anderen, als würden sich Wellen in einem ruhigen Meer wälzen, aus dem Fische solcherweise empor springen, dass sie nach Drehungen und Saltos immer wieder, ohne zu plätschern, in die Wogen zurück gleiten. Ich fühle, wie meine Seele auf Wellen reitend sich über der Stadt ausbreitet. Dergleichen belausche ich den Gitarristen, der mit geschlossenen Augen die Autos mit einem zäh-rasendem, weichem Pijj-pu-u puu-hu, pui hu-u jai-juh Solo umhüllt. Der Saxofonist spickt mit schärferem: kru-ga-ga-ga, ga Tra krekre kri-ki-ki-ki Spitzen und Gipfel in die weiche Landschaft, dann die große Umarmung auf dem Boden: ba, bi ba, bju bha bäh, teilt uns mit, wie angenehm dieser Abend ist.
    Das Gitarrenetui wird immer voller. Zwei alte Penner rüsseln an der Ecke des Gebäudes herum. Saxi-Mann hebt einige Münzen aus der „Kasse“ und drückt beiden etwas in die Hand, sie bedanken sich mit breiten Gesten, er macht einen Schritt zurück und steigt genau in den Refrain ein, dann macht er zwei Schritte vorwärts und lässt wieder den Gitarrist gelten. Langgezerrte Vibratos füllen jetzt die Luft und Saxi-Mann fängt mit den umstehenden Jungs, die gerade lachend gefragt haben, was er mit so viel Geld anfangen wolle, zu blödeln an. Er singt aus der Luft gegriffen: „Hä-hä... Samstagabend trinke ich Rum /Sonntag, Frau! liege ich krumm... Danke, danke“, ruft er einem Typ, der gerade Geld gespendet hat, zu. „Dienstag, wenn ich wieder auf die Beine kumm’, Hä-hä ... lege ich meine Frau um.“ „Hihi-he-he“ wiehern die Schwarzen Jungs und rufen: „Yeah! Yeah!“ „Mein Zwerg schläft unter der Decke /Frau, wenn du ihn reizt, ist er ein Recke! Ha-ha“ lacht er und die Gitarre kurbelt ihn Tillu lillu lillulillu-lii an. „Jemand fragt, warum ich den Blues singen muss? /Komm her und höre mein Herz klingen!.. Hau rein Gitarre!“ Und die langgezerrten Töne schlängeln wieder so aus dem kleinen Lautsprecher, dass das Brummen der Autos auf der Powell Street kaum zu hören ist. „Meine Damen und Herren“ gurgelt die schwarze Stimme, begleitet von breiten Handbewegungen, „das ist Kalifornien... Straßenmusik, San Francisco, Kalifornien! Ha-ha... Ein schöner Abend! Yeah.“ Kaum spricht er das zu

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