Kellerwelt
hauen.
Er schaute sich die
Kleidungsstücke etwas genauer an. Auch wenn sie auf dem Boden lagen, sahen sie
nicht aus, als seien sie schon einmal getragen worden. Besser, er packte sie
zusammen, bevor sie schmutzig wurden.
Er bückte sich nach einer
Unterhose und nahm sie vorsichtig mit den Fingerspitzen auf. Dann beugte er
sich leicht nach vorne, hielt die Unterhose unter sein Gesicht und fächelte mit
seiner linken Hand die Luft nach oben. Er roch nichts. Nicht die geringste
menschliche Ausdünstung. Es handelte sich offenbar um eine fabrikneue
Unterhose.
Er legte sie zusammen,
drapierte sie in eine Ecke des Raums und begann, auch die restlichen Kleider
einzusammeln. Als er etwa die Hälfte der Sachen zusammengelegt und in der Ecke
aufgestapelt hatte, fielen ihm zwei Dinge auf. Erstens: Es handelte sich um
Kleidung für genau eine Person. Zweitens: Er selbst trug überhaupt keine
Kleidung.
Er war die ganze Zeit über
splitternackt durch die Gegend gelaufen und hatte es nicht einmal bemerkt. Na,
das hätte ein ziemliches Hallo gegeben, wenn ihm die Kinder hier irgendwo
aufgelauert hätten!
Er zog die Unterhose aus dem
Kleiderstapel und hielt sie vor seine Leistengegend. Wenn ihn nicht alles
täuschte, dann würde ihm die Unterhose passen. Er versuchte es - und er behielt
Recht. Ebenso verhielt es sich mit den Socken. Auch das T-Shirt passte wie
angegossen. Und nun verstand er, was es mit diesen Kleidern auf sich hatte: Sie
gehörten ihm. Das Management hatte diese Kleider für ihn bereit gelegt.
Gut. Nun musste er seiner
Aufgabe wenigstens nicht nackt nachgehen. Er dachte nach. Was war eigentlich
seine Aufgabe? Musste er aufräumen? Ja, offensichtlich. Das Aufräumen hatte
seine Wut verfliegen lassen. Er musste Ordnung schaffen. Darum musste es gehen.
Er musste entsorgen.
Er nickte zufrieden. Das war
seine Aufgabe. Er musste entsorgen. Er war ein Entsorger.
Nachdem er das geklärt
hatte, fühlte er sich beinahe wieder rundum wohl. Nur die Gewissheit, außerhalb
dieser Räumlichkeiten von Dissidenten umgeben zu sein, machte ihm zu schaffen.
Es drängte ihn zur Eile. Er musste sein Refugium so schnell wie möglich
verlassen, um mit diesen Dissidenten aufzuräumen.
Während er in die restlichen
Kleider schlüpfte, türmte sich diese Aufgabe immer höher vor ihm auf. Es gab
unzählige Dissidenten in dieser Welt. Wie sollte er die alle entsorgen? Er
konnte unmöglich jeden einzelnen von ihnen aufspüren. Nein, das konnte nicht
seine Aufgabe sein. Außerdem fühlte es sich nicht richtig an. Es würde ihm zwar
großen Spaß bereiten, Dissidenten zu entsorgen, doch es fühlte sich nicht
richtig an.
Während er seine Stiefel
schnürte, kam ihm ein neuer Gedanke: Es ging nicht um alle Dissidenten, sondern
nur um einen. Er musste nur einen speziellen Dissidenten finden - seine
Zielperson. Die Zielperson galt es zu entsorgen. Dann wäre das Management
zufrieden mit ihm. Anschließend konnte er seine Freizeit gestalten, wie es ihm
beliebte und ein wenig Spaß mit den übrigen Dissidenten haben.
Ja, das gefiel ihm. Bei solchen
Aufgaben ging man mit Freude ans Werk. Er musste nur noch überlegen, wie er
seine Zielperson aufspüren konnte.
Er sah an sich hinab. Weißes
T-Shirt, weiße Hosen. Schwarze Protektoren an Unterarmen, Ellbogen, Knien und
Schienbeinen. Dazu eine schwarze Level- IIIA -Kevlarweste
und schwarze Stiefel. Er wirkte wie ein Gladiator in einer futuristischen
Arena. Übertrieben martialisch, doch effektiv.
Blieb nur noch der Rucksack.
Dessen Gewicht überraschte ihn. Er öffnete die beiden Schnallen und warf einen
Blick hinein. Dort entdeckte er mehrere Wasserflaschen und Proteinriegel. Gute
Marschverpflegung, die ihn bei Kräften halten würde. Außerdem eine Rolle
Toilettenpapier - extrem wichtig.
Er nickte zufrieden und
schwang sich den Rucksack auf den Rücken. Dann öffnete er die Tür zum nächsten
Raum. Dieser entsprach in seinen Ausmaßen exakt seinen beiden Vorgängern, doch
hier gab es weder eine Liege noch Kleidung.
Hier warteten vier
Gegenstände auf den Entsorger: Ein AKS-74U-Sturmgewehr mit eingeklappter
Schulterstütze, zwei Ersatzmagazine und das Sichtgerät.
Er nahm zuerst die beiden
Ersatzmagazine auf - Kurvenmagazine mit einer Kapazität von jeweils 30
Patronen, Kaliber 5,45 x 39 mm. Bei beiden Magazinen drückte er auf die obere
Patrone, um den Füllstand zu kontrollieren. Beide waren voll.
Die beiden Magazine
verschwanden in den Beintaschen seiner Hose. Dann nahm er sich die
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