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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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hinaus, die Leuchtspurmunition
über seinen Kopf hinweg schickten . Er robbte los,
wobei er das Gewehr mit der linken Hand am Trageriemen hielt und mit seinem
Unterarm gegen den Dreck am Boden abschirmte. Der Boden roch nach einer
Mischung aus Lehm und Kordit. Pflanzen, hinter denen er sich hätte verbergen
können, sah er nicht.
    Nachdem er sich ein Stück
vorgearbeitet hatte, explodierte eine Granate in unmittelbarer Nähe und hob
seinen Körper einige Fingerbreit vom Boden hoch. Als er wieder zu Atem kam,
fragte er sich, wo dieser Graben wohl sein mochte. Hatte er sich zu weit links
gehalten? Oder war er noch nicht weit genug gerobbt? Er spähte angestrengt in
den Nebel und versuchte, im Flackerlicht der Explosionen etwas zu erkennen.
    Ja, tatsächlich: Direkt vor
ihm bewegte sich etwas. Er kroch ein Stück weiter und sah noch einmal hin. Und
dort, nur wenige Schritte von ihm entfernt, schälte sich eine Gestalt aus dem
Nebel. Er sah nur eine Silhouette, die sich bewegte.
    „ Dicker, bist du das?"
    Er richtete sich auf seine
Knie auf. Obwohl er aus Leibeskräften brüllte, verschluckte der Kampflärm seine
Worte beinahe vollständig. Doch die Gestalt schien ihn zu hören. Sie wirbelte
herum - schnell wie der Blitz.
    „ Dicker?"
    Nein, das war nicht der
Chef. Ganz und gar nicht. Die Augen des Chefs glühten nicht rot, wie es die
Augen dieser Gestalt taten. Außerdem trug der Chef keinen Stahlhelm. Der Chef
stakste auch nicht auf zwei Spinnenbeinen vorwärts, wie es die Gestalt gerade
tat. Und es handelte sich bei dieser Gestalt auch keineswegs um einen Liliputaner.
    Als er schließlich erkannte,
was er da vor sich hatte, wollte sein Gehirn einen besonders kreativen Fluch
produzieren. Er hatte jedoch keine Zeit für kreative Flüche und stellte
deswegen das Nachdenken sofort wieder ein. Stattdessen riss er das G-36C an die
Schulter und brachte sein Auge an das Taktikvisier der Waffe. Gleichzeitig
schob er den Feuerwähler des Gewehrs auf Einzelfeuer. Als der rote Punkt der
Visiereinrichtung genau über der Gestalt lag, krümmte sich sein Zeigefinger um
den Abzug.
    Das G-36C hustete drei
Schüsse in kurzer Folge aus. Im gleichen Augenblick blitzte der rechte Arm der
Gestalt auf und schickte zwei Geschosse in seine Richtung. Die beiden
Projektile krakelten Leuchtspuren durch die Luft und schnalzten knapp an seinem
Kopf vorbei. Eins links, eins rechts.
    Seine drei Kugeln trafen im
gleichen Moment. Der Helm der Gestalt flog davon. Dann sprühten Funken von
ihrem Torso. Die Gestalt zuckte zusammen und richtete sich kerzengerade auf.
Die beiden Spinnenbeine streckten sich. Dann sackte die Drohne in sich zusammen
wie ein Gebäude, das von einem Abrisskommando gesprengt wurde.
    Zu diesem Zeitpunkt lag er
bereits wieder flach auf dem Boden und fragte sich, wie er so schnell hatte
reagieren können. Er konnte kaum glauben, mit welcher Präzision er diese
Gestalt ausgeschaltet hatte. Natürlich wollte er kein Elitekämpfer sein. Die
Rolle des normalen Burschen von der Straße lag ihm eher. Doch in diesem
Augenblick schien es ratsam, den Killer in seinem Kopf ein Stück weit von der
Leine zu lassen. Dieser Kerl schien in der Lage zu sein, im Ernstfall seinen
Arsch zu retten.
    Doch nun musste er die
anderen wieder finden - falls sie überhaupt noch lebten. Hier irgendwo musste
dieser Graben sein, von dem der Chef gesprochen hatte. Er richtete sich wieder
auf die Knie auf, um einen besseren Blickwinkel zu haben. Dann spähte er in die
Dunkelheit und versuchte, irgendwelche Einzelheiten zu erkennen, die auf einen
Graben hinwiesen.
    Direkt hinter ihm landete etwas
auf dem Boden. Es klang, als habe jemand einen Stein nach ihm geworfen. Er
drehte sich halb um und sah nach der Ursache des Geräuschs. Und dann
verabschiedete er sich plötzlich aus der Realität.
    Eine Woge aus Licht und Lärm
hob ihn in die Höhe und schüttelte ihn durch. Im ersten Moment glaubte er, der
Boden schwebe davon. Dann erkannte er seinen Irrtum: Der Boden hatte seine
Position nicht verändert. Stattdessen schwebte er davon. Dann baute sich der
Boden plötzlich vor ihm auf, zerrte ihn zu sich heran und schlug ihm genau auf
die Zwölf.

Menschenvernichtungsmaschine
     
    Aufwachen.
    Er riss die Augen auf und
klappte sie gleich wieder zu. Das Licht tat seinen Augen weh. Den Lärm hingegen
konnte er nicht aus seinem Kopf aussperren, ebenso wenig wie das Brennen in
seinem linken Arm. Er fragte sich, wer den Arm wohl angezündet hatte. Die Frage
amüsierte ihn

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