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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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weiter: Wenn wir uns versammelt
haben, laufen wir den Graben entlang. Das ist eine Art Hohlweg, in dem wir
nahezu aufrecht gehen können. Ich kann das in jedem Fall. Ihr müsst euch
vielleicht ein bisschen ducken. Der Graben bietet Deckung und führt geradewegs
zum Dorf."
    „ Ein Dorf? Hier drin?"
Noch eine Sache, die er nicht glauben konnte.
    „ Ein ganzes Dorf",
sagte der Chef und nickte. „Komplett mit Häusern, Gartenzäunen, einem Bauernhof
und einer Kirche. Das ist kein Scheiß. Ich habe dir ja gesagt, die Kriegszone
ist gewaltig. Aber die Häuser sind nur Attrappen aus Holz. Nur Fassade. Innen
sind die Buden komplett hohl. In einigen gibt es noch eine Art Dachstuhl, den
man über eine Leiter erreicht. In den meisten gibt es überhaupt nichts, nicht
einmal Fensterscheiben. Straßen gibt es auch, aber die sind nicht befestigt.
Verstecke gibt es jede Menge, doch die werden auch von unseren Gegnern genutzt.
Wir müssen jederzeit damit rechnen, in einen Hinterhalt zu tappen."
    Nun hatte der Chef ein
interessantes Thema angeschnitten. „Wer sind unsere Gegner?"
    Der Chef zuckte zunächst mit
den Schultern. „Wenn ich das nur wüsste, Mann. Wir hatten keine Gelegenheit,
uns diese Dinger genau anzuschauen. Es handelt sich in jedem Fall um Maschinen.
Roboter. Ziemlich fortgeschrittenes Zeug, genau wie die Spinnen. Die Roboter in
der Kriegszone bekämpfen sich gegenseitig und gehen auf jeden los, der in ihre
Reichweite gerät. Soweit wir sehen konnten, gibt es zwei Modelle. Eine benutzt
Schusswaffen, die andere ausschließlich Klingen. Die mit den Klingen sehen aus
wie Soldaten, komplett mit Stahlhelmen, Gasmasken und Trenchcoats. Die Dinger
mit den Schusswaffen habe ich mir nicht genau ansehen können, aber sie sind
ziemlich gruselig. Die Jungs mit den Klingen sind angeschissen, weil sie gegen
die Schusswaffen keine Chance haben. Dafür sind sie aber ziemlich zahlreich
vertreten, während die Schützen nur recht selten auftauchen."
    „ Also haben wir es
hauptsächlich mit Klingen zu tun", sinnierte er. „Damit sollten wir fertig
werden."
    „ Täusch dich da bloß nicht.
Diese Dinger sind ziemlich schnell unterwegs. Manche wirken ein bisschen
unbeholfen, doch die sind so schnell wie ein Mensch. Mindestens. Die Schützen
sind sogar noch schneller. Wenn die in Bewegung sind, dann wuseln sie herum wie
verdammte Insekten. Die können auch riesige Sprünge machen. Einer von denen ist
vor meinen Augen aus dem Stand auf ein Hausdach gesprungen. Zack, einfach so.
Und die Jungs mit den Klingen greifen von allen Seiten an, wenn sie dich einmal
aufgespürt haben. Wenn dich einer sieht, dann kommen alle. Als würden sie über
eine Art Schwarmintelligenz verfügen." Der Chef gestikulierte, um diesen
Teil des Themas nun abzuschließen. „In jedem Fall müsst ihr auf totales Chaos
gefasst sein. Dort drin herrscht Ohren betäubender Lärm. Es ist dunkel und
überall hängt Nebel. Man kann so gut wie überhaupt nichts sehen. Würde man das
ganze Blei, das da drin in einem Augenblick gleichzeitig durch die Luft fliegt,
zu einem Klumpen einschmelzen, dann könnte man damit eine Abschirmung
herstellen, hinter der man eine Atombombenexplosion auf hundert Schritte
Abstand überleben würde. Von den ganzen Leuten, die ich in der Kriegszone
verloren habe, wurden nur zwei von Klingen und einer mit gezielten Schüssen
erledigt. Der Rest hat sich verirrte Kugeln eingefangen. Es ist
wahrscheinlicher, versehentlich erschossen zu werden, anstatt einem gezielten
Angriff zum Opfer zu fallen. Also haltet euch möglichst nah am Boden."
    Zum Abschluss legte der Chef
noch die Marschordnung fest. Als Ortskundiger würde der Liliputaner selbst die
Spitze übernehmen. Die Pfadfinderin sollte ihm folgen. Dann kam das Panzerchen
an die Reihe. Er sollte die Nachhut übernehmen, wie gehabt. Falls jemand fiel,
dann sollten sich die anderen nicht um ihn kümmern.
    Dann wandte sich der Chef an
das Panzerchen und die Kleine. „Falls ihr von diesen Gefechtsdrohnen - oder was
immer das für Dinger sind - entdeckt werdet, dann seid ihr so gut wie erledigt.
Die Schützen machen euch sofort platt. Bei den Klingen habt ihr eine Chance,
wenn ihr rennt. Also haut ab und versucht, eure Haut zu retten." Der Chef
drehte sich zu ihm um. „Und falls du irgendjemanden siehst außer uns, dann
knall ihn ab. Nicht lange fragen und nicht lange zögern, sondern draufhalten.
Wer sich da drin bewegt und nicht zu uns gehört, der ist ein Feind und muss auf
der Stelle

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