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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Gefechtslärm untergehen zu lassen. Der Chef
warf ihm noch einen letzten bösen Blick zu. Dann wandte sich der Liliputaner
ab, nahm seinen Platz neben dem Fenster wieder ein und spähte nach draußen.
Gleich nach dem ersten Blick zuckte der Chef wieder zurück.
    „ Klingen. Drei Stück."
    Er richtete das Sturmgewehr
auf die Tür und trat einen Schritt zurück. Dann warf er dem Chef einen kurzen
Blick zu. „Haben sie dich gesehen?"
    Bevor der Chef antworten
konnte, flog die Tür auf und spuckte eine Gestalt in den Raum. Er erfasste
dieses Ding mit einem Blick: Stahlhelm, Gasmaske, ein über und über mit Dreck
verschmierter Trenchcoat und Kampfstiefel. Aus dem rechten Ärmel des
Trenchcoats schaute keine Hand hervor, sondern eine Klinge - lang wie ein
Unterarm, spitz wie eine Nadel und mit Rost überzogen. Eine Gestalt aus einem
Albtraum.
    Er dachte nicht lange nach,
sondern betätigte den Abzug des G-36C zweimal in rascher Folge. Der erste
Schuss traf die Gestalt in die Körpermitte, der zweite Schuss stanzte ein Loch
in den Stahlhelm und den Kopf der Maschine - aus welchem Material dieser auch
bestehen mochte. Der Roboter versuchte noch, seinen nächsten Schritt zu
vollenden, doch die Beine der Maschine gaben nach und ließen den Roboter zu
Boden plumpsen.
    Er verwendete einen kurzen
Moment darauf, den Sturz der Maschine zu verfolgen. Er wollte sicher sein,
dieses Ding ausgeschaltet zu haben, damit es ihm nicht in den Rücken fiel.
Dieser Moment genügte einem zweiten Roboter, um in das Gebäude zu stürmen.
Bevor er seine Waffe in Anschlag bringen konnte, eröffnete der Chef bereits das
Feuer und erwischte den Roboter von der Seite. Die Maschine kam aus dem Kurs,
driftete nach links und ging zu Boden. Dort kassierte sie noch einen
Sicherheitsschuss aus dem G-36C.
    In ihm breitete sich ein
geiles Gefühl aus - eine Mischung aus Wut, Tatendrang und einer unglaublichen
Befriedigung. Er wollte mehr davon, jetzt, sofort. Und er wusste, wo er es
bekommen konnte. Dort draußen, vor dem Haus, warteten sicherlich noch mehr von
diesen Robotern. Wozu also warten, bis der Prophet zum Berg kam? In diesem Fall
konnte sich durchaus auch der Berg in Bewegung setzen und den Propheten platt
walzen.
    Der Chef schien ähnliche
Gedanken zu hegen - zumindest deutete dessen irres Grinsen darauf hin.
    „ Wumm, das hat gesessen. Los,
gehen wir raus und holen uns noch mehr."
    Das ließ er sich nicht
zweimal sagen. Doch eine Waffe würde nicht genügen, um dort draußen ein
gepflegtes Massaker anzurichten. Deswegen packte er das Sturmgewehr mit seiner
Rechten, während er mit der linken Hand die SIG-Sauer
zog. Auf dem Weg zur Tür blitzte in seinen Gedanken noch kurz die Erinnerung an
die beiden Zivilisten auf, die sie im Schlepptau hatten, doch er warf den
Gedanken im gleichen Moment wieder über Bord. Sollten sie doch sehen, wie sie
zurechtkamen. Er hatte einen Krieg zu gewinnen.
    Als er nach draußen trat,
schälten sich sofort die Silhouetten dreier Gefechtsdrohnen aus dem Nebel -
alle drei mit Klingen bewaffnet. Durch die Trenchcoats und die Gasmasken
wirkten diese Dinger erschreckend menschlich, was sie trotz der schwachen
Bewaffnung noch furchterregender machte. Er hatte jedoch nicht vor, sich von
irgendwelchen Ängsten bremsen zu lassen. Weswegen auch? Stattdessen schoss er
die drei Gestalten der Reihe nach nieder. Zwei erwischte er mit seinem
Sturmgewehr, eine mit der SIG-Sauer. Die ganze Aktion
fand zwischen zwei Herzschlägen statt.
    „ Scheiße, Mann",
brüllte der Chef hinter ihm. „Lass mir gefälligst noch was übrig."
    Er überlegte, ob er mit
einer bissigen Bemerkung reagieren sollte, als er unter Feuer geriet. Diesmal
hatte er es mit mehreren Schützen zu tun. Die Schüsse lagen allerdings allesamt
zu hoch. Offenbar war er per Zufall in den Feuerbereich geraten. Die Schützen
hatten ihn noch nicht entdeckt und feuerten auf ein Ziel außerhalb seiner
Sichtweite.
    Er nutzte den Moment, um
sich zu orientieren. Das Haus, in dem sie sich versteckt hatten, lag am Rand
des Kulissendorfes. Ringsum sah er weitere Häuser - alle weitgehend identisch.
Ein festes Muster schien es in der Verteilung der Gebäude nicht zu geben. Es
wirkte, als habe jemand einen gigantischen Würfelbecher voller kleiner Häuser
geschüttelt und ausgekippt. Ein Stück entfernt erkannte er eine hoch
aufragende, dunkle Struktur. Er tippte auf den Kirchturm, von dem der Chef
gesprochen hatte. Dieses Gebäude würde er weiträumig umgehen, denn

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