Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
Vom Netzwerk:
dem Schwert eines Bauern und einer Streitaxt bekämpfen könnten.«
    »Unter dem Schwarzspitz-Massiv, Saark«, Kells Stimme klang grimmig und monoton, »gibt es Tausende von diesen Kreaturen. Ich habe sie gesehen. Vor langer, langer Zeit.«
    Schweigend ritten sie weiter.
    Bis Saark schließlich die Stille brach. »Damit willst du also sagen, dass es mehr oder weniger einen endlosen Vorrat von diesen hässlichen Mistviechern geben könnte?«
    »Allerdings.«
    »Nun, das ist wirklich ein unerwarteter Dämpfer für unsere Hoffnungen, mein Alter.« Er folgte Kell, der die Richtung änderte und sein Pferd tiefer in den Wald hineinlenkte. Mittlerweile waren die Kampfgeräusche ebenso verstummt wie alle anderen Geräusche auch. Die Stille, die sie umgab, war so dick, dass man sie hätte schneiden können. Die Bäume über ihnen schwankten leicht und schienen etwas zu flüstern, falsche Versprechungen, die in fernen Träumen gemurmelt wurden. »Übrigens, wohin genau reiten wir eigentlich?«
    »Zu Nienna.«
    »Aha. Und das weißt du … woher?«
    »Vertrau mir.«
    »Ernsthaft, Kell. Wie willst du das wissen?«
    »Sie hat meine Axt. Ich kann sie spüren, ich werde zu ihr hingezogen.«
    Saark starrte Kell in der Dunkelheit an. Kells Wallach wieherte leise, und der alte Krieger beugte sich vor, strich ihm über den Hals und beruhigte ihn. »Schon gut, mein Junge, alles ist gut«, sagte er.
    »Ein Pferd ist doch kein Hund, Kell.«
    »Kannst du nicht ein einziges Mal die Klappe halten?«
    »Was soll das denn jetzt wieder heißen?«
    »In Jalder hatte eine Nachbarin einen verfluchten, kleinen Mistkerl von einem Köter. Die ganze Nacht hat dieser Hund gekläfft, und diese Frau hat nicht einmal versucht, das Biest zur Ruhe zu bringen. Oft hat der kleine Drecksack die ganze Nacht hindurch gebellt; also habe ich in einer Sommernacht, erschöpft infolge Schlafmangels und zugegebenermaßen in einem Anfall von Wut, meine Axt genommen, bin zu meiner Nachbarin gegangen und habe dem Hund den Schädel eingeschlagen.«
    »Aha. Und soll das jetzt eine besonders lehrreiche Parabel sein?«
    »Die Moral von meiner Geschichte«, knurrte Kell, »ist die, dass Hunde, die die ganze Nacht bellen, Gefahr laufen, den Kopf zu verlieren. Und zwar dann, wenn ich verärgert bin.«
    »Was nur beweist, dass du nicht sonderlich tierlieb bist, würde ich sagen. Was ist denn mit der Nachbarin passiert?«
    »Ihr habe ich nur die Nase gebrochen.«
    »Du bist wirklich nicht besonders umgänglich, Kell, hab ich recht?«
    »Oh, ich habe durchaus meine charmanten Momente.«
    »War dieses Bild mit dem kläffenden Hund eine indirekte Anspielung auf meine eigene, wohlgesetzte Rede?«
    »Nicht so sehr auf deine Rede, sondern eher auf die übermäßige Verwendung deiner Sprechwerkzeuge.«
    »Aha. Ich werde versuchen, sie etwas weniger zu beanspruchen.«
    »Ein, wie ich finde, höchst gesundes Vorhaben.«
    Sie ritten weiter durch die Nacht und lauschten auf den Canker oder die Abteilung Albino-Soldaten; weder Kell noch Saark waren sich sicher, wer von den beiden Parteien am Ende den Sieg davontragen würde. Sie wussten nur, dass der Kampf brutal und lang und sehr blutig sein und auf jeden Fall für etliche Beteiligte tödlich ausgehen würde.
    Plötzlich begann Saark laut zu lachen, versuchte jedoch auf der Stelle, sein Gelächter zu unterdrücken. Erneut machte sich Stille breit, legte sich wie öliger Rauch um die Männer.
    »Es gibt da etwas, das dich amüsiert, mein Freund?«
    »Allerdings.«
    »Darf ich mitlachen?«
    »Dieser verdammte Canker hat seine eigenen Leute angegriffen. Jedenfalls dachte ich, dass sie auf derselben Seite stünden. Was für ein schwachsinniger, hirnloser Mistkerl! Er hat sich auf sie gestürzt, als wären sie der Feind, als wollte er persönlich an ihnen Rache nehmen.«
    »Vielleicht hat er ja genau das getan«, erwiderte Kell leise. »So wie ich diese Kreaturen erlebt habe, haben sie keinerlei moralische oder verstandesmäßige Bedenken, wen oder was sie niedermetzeln. Es sind nur primitive, wilde Tiere; Menschen, die sich zurückentwickelt haben und durch Blutöl-Magie pervertiert sind.«
    »Menschen?«, fragte Saark erstaunt. »Das sind einmal Menschen gewesen?«
    »Ein schreckliches Ende, nicht wahr?«
    »Ein noch viel schrecklicheres kann ich mir jedenfalls nicht ausmalen.« Saark schüttelte sich. »Hör mal, mein Alter, woher weißt du all das eigentlich?«
    »Ich war in der Armee, vor langer Zeit. Damals sind bestimmte … Dinge

Weitere Kostenlose Bücher