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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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sie anzugreifen, sondern wirbelten herum und rannten los, liefen, so schnell sie konnten, über Waldwege, sprangen über umgestürzte Baumstämme, duckten sich unter dicken Ästen hindurch, während es um sie herum unaufhörlich weiterschneite. Der Schnee überzog die Innereien des Waldes mit einer Schicht aus Puderzucker, und die eisige Ruhe drang in ihre Körper und ihren Verstand, bedrohte sie mit einer schrecklichen Kälte …
    Das Krachen von Ästen und Zweigen hinter ihnen ließ keinen Zweifel, dass sie verfolgt wurden. Nienna warf einen Blick zurück und sah, wie sich der Canker zwischen zwei Baumstämmen hindurchzwängte, die beide mindestens hundert Jahre alt sein mussten. Die Bestie brüllte erneut, ein furchteinflößendes, kreischendes, dumpfes Dröhnen, das durch den Wald hallte, zwischen den Bäumen hindurchfuhr und deren Wipfel schwanken ließ, so als würden sie zischend ihre Anerkennung über diese brutale Jagd äußern, die unter ihnen stattfand.
    Nienna und Kat rannten weiter; Kiefernnadeln regneten auf sie herab, als Bäume rauschend umstürzten und ihre Zweige durch die Luft peitschten. Der Canker heulte erneut laut auf und folgte ihnen mit lautem Krachen; seine blinde Gier machte ihn ungeschickt.
    »Ins Unterholz!«, keuchte Nienna, deren Gesicht schweißüberströmt und von zahllosen, winzigen Kratzern bedeckt war.
    »Was?«
    »Lauf ins Unterholz; die dicken Bäume werden den Canker aufhalten, ihm die Verfolgung erschweren!«
    Kat nickte, und sie bogen nach links ab. Der Canker änderte augenblicklich ebenfalls seinen Kurs und brach wie ein Wirbelsturm unbarmherzig durch den Wald. Schon sehr bald wurden die Bäume dichter und standen enger zusammen, aber leider funktionierte der Plan nicht so gut, wie die beiden jungen Frauen gehofft hatten. Denn erstens waren die dichteren Abschnitte des Waldes diejenigen, in denen vorwiegend jüngere Bäume standen. Die älteren, dickeren Stämme standen weiter auseinander; sie hatten ihr Territorium bereits erobert, ihr besonderes Gebiet des Waldbodens gesichert, und um ihren Wurzeln, wo nur wenig Sonnenlicht hingelangte, lagen nur Kiefernnadeln und abgestorbene Zweige. Im Dickicht des Waldes jedoch rangen die jungen Bäume um Vorherrschaft, kämpften um Höhe, um Sonnenlicht, und Nienna begriff voller Entsetzen, dass der Canker diese Bäume ohne Mühe entwurzeln konnte. Nichts würde diese Bestie aufhalten …
    »Ich kann nicht mehr!«, jammerte Kat.
    »Was ist denn los?«
    »Meine Füße! Die Fußsohlen sind nur noch Fetzen!«
    Es war dunkel im Unterholz, so dunkel, als würde jemand Finsternis in den Wald hineingießen. Nienna begriff, dass dies ein weiterer Nachteil war. Sie verzog das Gesicht, als sie ihren Irrtum in der Beurteilung der Lage erkannte. Je dichter der Wald wurde, desto dunkler und furchteinflößender wurde er auch. Die großen Bäume standen so weit auseinander, dass wenigstens ein bisschen Licht und Schnee von oben herab hereinfiel. Hier aber war es nur eisig und dunkel, und man konnte so gut wie nichts sehen.
    Kat blieb plötzlich stehen, Nienna hielt neben ihr ebenfalls inne. Sie rührten sich nicht und lauschten, hörten, wie auch der Canker ins Stocken geriet und schließlich stehen blieb; ein lautes Brüllen drang durch den Wald, und sie hörten die missgestaltete Bestie schnüffeln.
    »Vielleicht sieht sie uns nicht«, meinte Kat mit zitternder Stimme. Sie drängte sich dichter an Nienna, und die beiden Mädchen hielten sich in dieser trüben Dunkelheit eng umschlungen. Sie konnten nicht einmal ihre Gesichter erkennen.
    »Ja.«
    Der Canker kam näher, während er vernehmlich schniefte und grunzte. Jetzt hörten sie auch das leise, metallische Geräusch der Vachine, das Klicken von Zahnrädern, das leise Pfeifen der Kolben, das Surren der Mechanik.
    »Was zum Teufel ist das?«, erkundigte sich Kat.
    »Still!«
    Die Bestie kam immer näher, und die beiden Mädchen unterdrückten ihre Schreie und beteten, beteten um ein Wunder, während sie vor Kälte zitterten, ihre Füße bluteten und sich der Schweiß auf ihrer bebenden Haut in Eis verwandelte …
    Etwas Riesiges bewegte sich über ihnen, und Nienna spürte eine Präsenz zwischen den Bäumen, als würde ein wahrer Gigant durch den Wald schreiten. Der Canker knurrte, dann kreischte er und sprang vor. Im nächsten Moment hörten die beiden Mädchen das Geräusch von scharrenden Füßen, von Klauen, die sich in Holz gruben und das metallische Knirschen von gewaltigen Kiefern. Dann

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