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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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ertönte ein ungeheurer, ohrenbetäubender, letzter Knall. Der ganze Wald schüttelte sich, als wäre er von der Faust eines … ja, eines Giganten getroffen worden.
    Die Stille quoll wie Rauch zwischen den Bäumen hindurch.
    Nienna und Kat starrten sich an, am ganzen Körper zitternd.
    Was war da passiert?
    Etwas war dem Canker zugestoßen, sicherlich, aber … was? Was war da passiert?
    Plötzlich zischte etwas, es klapperte und dann herrschte wieder Stille. Was auch immer dem Canker zugestoßen war, es war schnell gegangen, und die Wirkung war endgültig. Was war dort unterwegs? Ein Bär vielleicht? Nienna schüttelte den Kopf als Antwort auf ihren inneren Monolog. Unsinn. Kein Bär hätte dieses … dieses Ding töten können, das sie verfolgt hatte. Was also war es dann gewesen?
    »Komm«, flüsterte Kat. »Verschwinden wir.«
    In diesem Moment bäumte sich etwas Riesiges, Schreckliches über ihnen in der Dunkelheit auf, zerfetzte dabei Zweige und entwurzelte ganze Bäume. Kat kreischte laut auf, jeglicher Selbsterhaltungstrieb war verpufft, als nichts außer reiner Panik die Kontrolle übernahm. Ein dunkler Schatten erhob sich hoch über ihnen und brüllte, plötzlich, ohrenbetäubend, tief und gewaltig, und zwar ohne diese perversen, metallisch surrenden Untertöne, die beim Schrei des Cankers mitgeklungen hatten …
    »Ich weiß, wo wir sind«, zischte Nienna und umklammerte Kat in der Finsternis.
    »Wo?« Das andere Mädchen weinte.
    »Im Forst der Steinlöwen«, flüsterte Nienna voller Entsetzen.
    »Und ich sage dir«, erklärte Saark, »es ist vollkommen verrückt, sich jetzt in den Schnee hinauszuwagen!«
    »Schön, aber wie du siehst, gehe ich trotzdem.«
    Kell öffnete die Tür und trat hinaus in den Sturm, der mittlerweile etwas schwächer geworden war. Kleine Schneeflocken legten sich wie ein tanzender Schleier über die Lichtung. Kell musterte mit seinem Blick die dunklen Bäume.
    »Nimm dein Schwert.«
    Saark tauchte mürrisch in seiner noch feuchten Kleidung auf und bezog neben Kells regloser Gestalt im Schnee Stellung. »Was ist denn jetzt schon wieder, alter Knacker? Hast du deine Goldzähne vergessen? Dein Kissen gegen deinen Leistenbruch verlegt? Oder musst du einfach nur mal ausgiebig aufs Klo …?«
    Kell fuhr zu ihm herum und starrte ihn wütend an. »Halt die Klappe, du Idiot! Da ist jemand im Wald!«
    Saark wollte gerade einen weiteren sarkastischen Kommentar vom Stapel lassen, als auch er die Bewegung wahrnahm. Er hörte sie jedoch mehr, als er sie sah. Sofort drehte er sich zum Wald herum, das Rapier erhoben und die Augen zusammengekniffen.
    Kell zückte seinen Svian und verfluchte ein weiteres Mal den Verlust seiner Streitaxt. Er spürte ihr Fehlen schmerzlich, und zwar nicht nur, weil es eine Waffe war, die er jetzt dringend benötigt hätte, sondern weil die Axt … ihm gehörte. Es war Ilanna. Seine Ilanna.
    »Höllenfeuer«, knurrte Saark, als die Albino-Soldaten vorsichtig aus dem Wald traten. Sie glitten wie bleiche Geister über den Schnee, und ihre Rüstung glänzte im Schein des Mondes, der zwischen den Schneewolken auftauchte.
    »Ich zähle zehn«, nuschelte Kell aus den Mundwinkeln.
    »Acht«, widersprach Saark.
    »Zwei Bogenschützen, direkt an der Baumgrenze, rechts von uns.«
    »Bei allen Göttern, du hast vielleicht gute Augen! Jetzt sehe ich sie auch.«
    »Verdammt! Ich wünschte, ich hätte meine Axt.«
    »Ich wünschte, ich hätte ein schnelles Pferd.«
    »Wie heroisch.«
    »In diesen Breitengraden sind tote Helden nicht sonderlich nützlich.«
    Die Albino-Soldaten fächerten aus, wobei die Blicke ihrer blutroten Augen stetig auf die beiden Männer gerichtet waren. Kell trat von Saark weg, um Platz zum Kämpfen zu bekommen. Ihm war klar, dass er selbst mit seiner Axt einen schweren Stand gehabt hätte. Aber mit einem Langmesser? Selbst einer so tödlichen Waffe wie dem Svian? Und dazu seinen lädierten Knien, den gebrochenen Rippen und Gott weiß was noch für arthritischen Qualen, die nur darauf warteten, ihm ein Bein zu stellen?
    Kell verzog das Gesicht zu einer humorlosen Grimasse. Verdammt. Das sah nicht gut aus.
    »Lasst eure Waffen fallen«, befahl der Lieutenant der Albinos.
    »Leck mich!«, schnarrte Kell.
    »Großartig«, knurrte Saark. »Unbewaffnet und dazu ein Idiot.« Aber sein Blick blieb auf die Soldaten gerichtet.
    »Du kannst jederzeit durch den Wald laufen und in den Fluss springen.«
    »Das ist ja mal eine wirklich gute Idee.«
    Trotz der Plauderei

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