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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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paradierte an den drei Granitthronen vorbei, kehrte den Gefangenen den Rücken zu. Damit zeigte er ihnen seine Verachtung für ihre Schwäche und verbarg gleichzeitig seine Freude über ihre Gefangennahme. Kell war ohne viel Federlesens auf den glatten, feuchten Boden geworfen worden. Er grunzte, als er dort aufprallte und mit unverhüllter Verachtung zu Graal hinaufsah. Nienna weinte. Die Drähte, die sie fesselten, schnitten ihr tief ins Fleisch, und sie blutete. Saark sagte nichts. Sein Mund war ein blutloser Schlitz. Graal drehte sich herum.
    »Stellt sie aufrecht hin.«
    Rücksichtslos zerrten die Seelenfresser Kell, Nienna und Saark auf die Füße. Die drei erschauerten, als der eisige Bergwind sie umwehte. Dann sahen sie sich auf dem stillen, dunklen Plateau um. Soldaten der Eisernen Armee hatten Aufstellung bezogen, eine stumme Ehrenwache für ihren General und den Uhrwerker, Kradek-ka. Zwei der drei Granitthrone waren besetzt. Auf dem ersten hockte eine junge Frau mit langen goldenen Locken und den Reißzähnen der Vachine. Ihr Gesicht war schlaff, sie schien unter Drogen zu stehen, und ihre Augen verdrehten sich in ihrem Kopf. Sie war offensichtlich geschlagen worden. Ihr Hals wies immer noch eine breite, punktförmige Wunde auf, die bereits durch die fortschrittliche Ingenieurkunst der Vachine halb geheilt war. In der Stille konnte man das leise Ticken ihres Uhrwerks hören. Auf dem zweiten Thron hockte eine seltsame, zusammengesackte schwarzhäutige Kreatur. Ihre Haut sah jedoch mehr aus wie ein Insektenpanzer denn wie echtes Fleisch. Sie war ebenfalls mit Golddraht gefesselt, wie Kell und Saark, und obwohl sie keinerlei Ausdruck in ihrem Gesicht erkennen konnten, schimmerte eine tiefe, uralte Wut in ihren Augen … gleichzeitig jedoch auch ein Verstehen, eine Unterwerfung und die Bereitschaft zur Kooperation. Denn für Jageraw war dies der Endpunkt seines Zwecks und seiner Existenz. Dies war sein Schicksal, seine Bestimmung. Die Fesseln waren vollkommen unnötig.
    Kell hustete und spie auf den Boden. Ferner Donner grummelte durch die Berge. Die Schwarzspitzen zeigten ihr Unbehagen und ihre unnachgiebige, grenzenlose Macht. Kell sah Graal finster an und blickte sich dann um, musterte die Soldaten, Kradek-ka, der äußerst konzentriert zu sein schien. Dann sah er zu den Seelenfressern und Myriam, ihre Vachine-Untergebene, die geholfen hatte, sie zu fangen und sie wie Lämmer zur Schlachtbank zu führen.
    »Endlich, Kell. Ihr seid angekommen. Wir haben bereits auf Euch gewartet.«
    Kell knurrte irgendetwas Unverständliches und spie erneut aus. »Ich habe bei unserem letzten Treffen einen schweren Fehler gemacht, Graal. Ich hätte aus deinem Kopf einen Schädeleimer machen und hineinpissen sollen. Wohlan, der Fehler liegt bei mir, aber ich werde ihn nicht wiederholen.«
    Graal lachte leise und gelassen, aber in seinen Augen schimmerte keine Spur von Humor. Er blickte zu dem bewegten Himmel empor. Dann sah er Kell wieder an. »Spürt Ihr denn die Veränderung in der Macht nicht, Kell? Alter Mann, registriert Ihr die Vibrationen in der Luft nicht, riecht Ihr nicht den widerlich süßen Blutgestank von hunderttausend Opfern? Sie kommen zurück, heute Nacht. Alles, was uns noch fehlte, war die letzte Seelengemme. Meine wunderschöne Tochter …«, er trat zu Tashmaniok und schlang seine Hand um ihre Hüfte. Sie legte den Kopf auf die Seite und lächelte Kell an, eine blendende Zurschaustellung ihrer Schönheit. »Sie hat ihre Sache sehr gut gemacht. Sie hat die Seelengemme gefunden und sie dem Bösen übergeben.«
    »Was für einen Mist quatschst du da?«, knurrte Kell. »Wir haben keine Seelengemmen!«
    »Aber natürlich habt Ihr eine«, widersprach Graal leise und trat zu Kell. »Sie ist dort verborgen.« Er berührte seine eigene Brust. »Sie ist im Herzen integriert, und es ist eine große Schande, sie herauszuschneiden, weil die Entfernung der Seelengemme bedauerlicherweise einen Nebeneffekt hat, und zwar … den Tod.«
    Er drehte sich um und trat wieder zu den Granitthronen zurück. Dann streckte er die Hand aus und berührte die riesigen, gewaltigen Artefakte. Seine Miene war heiter, denn er wusste, dass alles bereit war, alles war arrangiert, an der richtigen Stelle und nichts, nicht einmal Kell, konnte sie aufhalten. Nichts auf der Welt konnte die Kriegsfürsten der Vampire jetzt noch aufhalten.
    Graal hob seine Arme gen Himmel, und über den Himmel legte sich ein knisterndes Laken aus rötlich

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