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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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schimmernder Elektrizität. Die Seelenfresser traten zu ihm, blieben ein Stück hinter ihm stehen, und ihre bleichen Gesichter badeten in dem Glühen der Blutöl-Magie. Der Wind kreischte über das Höllspitz mit den Stimmen von einer Million Hexen. Der Schneesturm steigerte seine Intensität, und der Himmel, der immer noch voller ehrfurchteinflößender, pri mitiver Macht war, einer beeindruckenden Beschwörung, färbte sich jetzt rot und schwarz, als er von der Energie des Blutöls erfüllt wurde. Selbst der Schnee wurde rot, verwandelte sich in Schneeflocken aus gefrorenem Blut. Rote Schneeflocken fielen rund um den Höllspitz, wie Tränen der Abgeschlachteten, was sie zweifellos auch waren.
    »Sie kommen«, sagte Graal und warf Kradek-ka einen Blick zu. »Bist du bereit?«
    »Ich bin bereit«, antwortete Kradek-ka mit unbewegtem Gesicht.
    Kell riss an den Drähten, die ihn fesselten, und warf dann Saark einen Seitenblick zu. »Junge? Kannst du mich hören?«
    Saark blickte Kell an. Müdigkeit und Hoffnungslosigkeit schimmerten wie grüne Tränen in seinen Augen. Er nickte einmal.
    »Kannst du mir helfen, mich zu befreien?«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Saark flüsternd. »Und selbst wenn ich es täte, würdest du mich doch nur abschlachten.«
    »Was redest du da für einen Unsinn!«, fauchte Kell. Sein Gesicht war von Anstrengung und Wut verzerrt. Um sie herum fiel der blutige Schnee immer dichter, und elektrische Entladungen zuckten unablässig über den Himmel. Der Wind heulte wie der Tod, stöhnte wie eine Witwe, kreischte wie ein kastrierter Priester.
    »Ich wurde gebissen. Ich verwandele mich. Ich werde so wie die da.« Er deutete mit einem Nicken auf Myriam. Seine Stimme war vollkommen trostlos. Dann sah er Kell an, sah ihm in die Augen, und sein Gesicht verzerrte sich vor Furcht. »Du bist der Vampirjäger«, sagte er fast sarkastisch. »Ich könnte nie wieder tief und fest schlafen.« Er senkte den Blick zu Boden, und der wilde Wind peitschte ihm die dunklen Locken um den Kopf.
    »Hör zu, Jungchen«, knurrte Kell, der versuchte, seinen Zorn im Zaum zu halten. »Der Einzige, den ich umbringen will, ist dieser verfluchte Mistkerl Graal. Also fahr deine Klauen aus oder deine Vampirreißzähne oder was auch immer du da auf Lager hast und befreie mich von diesem Scheißdraht! Hast du das kapiert?«
    »Das kann ich nicht.« Saark war vollkommen von Melancholie überwältigt. Er hatte sich bereits mit dem Tod abgefunden. Er seufzte, und es klang, als würden Welten untergehen.
    »Du willst es nicht!«, fuhr Kell hoch und beobachtete voller Unbehagen aus dem Augenwinkel, wie Kradek-ka ein langes, geschwungenes, mattschwarzes Messer zückte. »Hilf uns, uns zu befreien, du Dandy-Mistkerl! Ich verspreche dir, dich nicht umzubringen. So. Ich habe es gesagt. Du kannst nicht zulassen, dass sie das tun …«
    Saark schüttelte den Kopf, während die Tränen über seine Wangen liefen. »Wirklich, Kell, es liegt nicht in meiner Macht.«
    Kell hörte auf sich zu wehren. Der Golddraht schnitt wie Rasierklingen in seine Haut. Und er war an Ilanna gefesselt, er, der Größte aller Schlächter. Die Ironie war, dass er keine Hand frei hatte, um diese mächtige Waffe zu schwingen. Wenn ich nur einen Arm frei bekäme, dachte er. Ich würde diese Orgie der Gewalt willkommen heißen! Ich würde wieder in Blut baden, wie damals in den alten Zeiten.
    Plötzlich erloschen die Energie und die horizontalen Laken von Licht und Feuer. Der Wind legte sich, und es hörte auf zu schneien. Der Himmel war schrecklich schwarz und flach, wie ein flaches Portal, das ins Nichts führte, eine rie sige, endlose Leere. Das Schweigen legte sich wie Asche üb er sie. Die ganze Welt wurde ein unglaublich ruhiger Ort.
    »Was ist dein nächster Trick?«, schrie Kell. »Willst du vielleicht ein Kaninchen aus einem Pferdehintern ziehen?«
    Graal starrte Kell an, als sähe er ihn zum ersten Mal. Dann blickte er hinab, auf das kleine Becken mit der schwarzen Flüssigkeit auf dem Boden vor den Thronen. Die Arterien von Skaringa Dak. Das Lebensblut des Berges selbst.
    Kell blinzelte, als er das Becken zum ersten Mal sah. Die Flüssigkeit war so schwarz wie Tinte, so schwarz wie Blut, das vom Mond beschienen wurde, so schwarz wie die ewige Leere.
    Graal hub an zu reden, und als er sprach, klang es, als würde er mit dem Berg kommunizieren, mit Skaringa Dak selbst. »Mächtiger Vrekken, höre meinen Ruf, erhebe dich für mich, erhebe dich und folge meinem

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