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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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könntest.«
    Nienna und Saark rannten bereits zur Brücke, und Kell drehte sich zu Myriam herum. Seine Absicht war offenkundig. Lasse niemals einen Feind zurück, schon gar nicht einen, der einen Langbogen besitzt. Ilanna zuckte hoch. Ihre schwarzen Schmetterlingsklingen wirkten matt gegen Myriam silbernes Schwert, aber unendlich bedrohlicher. Er griff Myriam an, aber sie tanzte zurück, und ihr silbernes Schwert parierte den Schlag. Erneut pfiff etwas an Kell vorbei, so schnell, dass er es nicht sehen konnte. Etwas Feines, Hartes wickelte sich um sein Gesicht. Mit Ilanna in einer Hand griff er nach der Substanz, zog daran, aber sie entwand sich ihm. Er sah, dass es ein feiner goldener Draht war. Erneut pfiff und stöhnte der Wind um ihn herum, und plötzlich herrschte hektische Aktivität, als die Seelenfresser an ihm vorbeizischten. Sie flogen mithilfe von Magie, und sie wickelten den goldenen Draht um Kells Gesicht, seinen Kopf, seinen Hals, dann seine Arme, zogen ihn an seinen Körper und wickelten auch Ilanna an ihn. Er kämpfte dagegen an, aber sie zogen den Draht immer fester. Er schrie, als er durch die Kleidung und in seine Haut schnitt. Dann schienen die Drähte sich zu winden, bewegten sich, als besäßen sie eine unwirkliche Intelligenz, eine Form metallischen Lebens. Kell wurden die Beine zusammengezogen, er stürzte auf die Brücke, sah mit an, wie der Draht sich zu dehnen schien, wuchs, sich um ihn herumwand, bis er sich nicht mehr rühren und kaum noch atmen konnte. Seine Axt wurde wie eine dunkle Geliebte fest an seinen Körper gepresst.
    Kell sah noch, wie Saark und Nienna die Brücke erreichten. Dann klatschte es leise neben ihm, als die Seelenfresser vor ihm auf dem Stein landeten. Sie hatten ihre Vachine-Reißzähne gefletscht, und ihre Augen glühen rot. Sie traten dicht an Kell heran. Tashmaniok kniete sich neben ihn, streichelte sein Gesicht und seinen Bart, in den sich Golddraht gewoben hatte, und lächelte. Dann drehte sie sich zu Myriam herum, die ihr Schwert wieder in die Scheide geschoben hatte.
    »Schaff ihn nach oben«, befahl sie.
    Im nächsten Moment versank Kell, durchdrungen von glühenden Qualen, in Dunkelheit.

16
    KRIEGSFÜRSTEN
    Vohr, die Hauptstadt von Falanor, lag schweigend da, verlassen, eine Geisterstadt. Feiner Schnee wirbelte durch die toten Straßen. Die Finsternis drang in alle Ecken, wie schwarze Tinte, die auslief. Gelegentlich zuckte ein Blitz über den Himmel und überzog ihn mit einem feinen Netz aus weißen Adern.
    Auf einem Hügel über der Stadt standen die Blutraffinerien. Sie wirkten dunkel, bedrohlich und grauenvoll mit ihrer monströsen Silhouette und ihrem düsteren Zweck. Der Wind summte um diese riesigen, von den Vachine erbauten Bauwerken, als sänge er die Totenklage für die Abgeschlachteten, die Ausgesaugten, die Geschändeten.
    Plötzlich knisterte starke Elektrizität in dem sanften Schneefall. Es war kein Blitz, sondern ein Netz aus schillernden Fingern, die über den Himmel zuckten, die Wolken erhellten, den Schnee schmolzen und das Firmament mit einem erstaunlichen Schauspiel aus Licht und bestialischer, primitiver Wildheit erfüllten. Die einzigen Zuschauer dieses Spektakels waren die lagernden Soldaten der Eisernen Armee, die zurückgelassen worden waren, um die Blutraffinerien zu bewachen. Sie traten aus ihren Zelten, schirmten ihre Augen ab und blickten staunend empor. Dann legten sie die Köpfe in den Nacken und pressten die Lippen fest zusammen, als sie verstanden.
    »Es beginnt«, erklärte einer. Seine Worte waren ein Flüstern im Sturm.
    Weitere Blitze zuckten über den Himmel, diesmal blutrot, und sie verwandelten die Nacht in einen elektrischen Sturm aus blutigem Rot. Die Raffinerien begannen zu summen, vibrierten, als wären sie eingesperrte Tiere, die verzweifelt versuchten, sich von ihren Fesseln zu befreien. Die Ausbrüche der Elektrizität erfüllten den Himmel; es waren nicht mehr nur Energiestöße, sondern Schleier aus Funken und Netze aus Feuer. Sie entluden sich schließlich in Wirbelstürmen aus hellem, grellem Licht, in dem sich die Blutraffinerien deutlich abhoben … Die ganze Welt schien von Lärm und hoher Energie erschüttert zu werden, als General Graal – auf dem Höllspitz im Schwarzspitz-Massiv, dem Sitz der Macht der Kriegsfürsten der Vampire – die Hände hob, um diese Quelle von Blutöl-Magie anzuzapfen und ihr zu erlauben, nachhause zu fließen.
    Man hatte sie auf dem Höllspitz versammelt, und Graal

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