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Keltenfluch

Keltenfluch

Titel: Keltenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich kam ihm näher, das spürte ich immer deutlicher.
    Es lag auch am Geruch, durch den ich ging. Es roch nach Grab, nach Tod, nach alten Gebeinen, aber es war noch nichts zu sehen. Diese alte Begräbnisstätte musste innerhalb dieser Dimension eine Welt für sich bilden.
    Dann wurde alles anders. Ich hatte nicht gesehen, dass ich eine Grenze überschritt, weil sie unsichtbar war. Aber die Veränderung war nicht zu übersehen, denn der nächste Schritt brachte mich durch ein unsichtbares Tor und hinein in den neuen Teil.
    Eine Nekropole lag vor mir. Sie schien aus den Schatten entlassen worden zu sein. Sie hatte sich aus dem Unsichtbaren hervorgeschält, und jetzt erinnerte ich mich, dass ich für einen Moment auch den Druck an meinem Körper gespürt hatte. Ich war da.
    Ich sah und dachte auch nicht daran, was ich mir alles vorgestellt hatte. Was immer es auch gewesen sein mochte, alles war falsch, denn die Wirklichkeit übertraf die Phantasie bei weitem…
    ***
    Die Kultstätte war durch einen Palisadenzaun abgetrennt. Allerdings war er nur an bestimmten Stellen vorhanden. Es gab Seiten, da war er eingebrochen, wie zum Beispiel in meiner Nähe. Das nahm ich nur am Rande wahr, denn andere Dinge waren wichtiger. Sie zeichneten sich im Innenhof der Kultstätte ab.
    Dort gab es Gräben, die von innen dicht an den Palisadenzäunen entlang liefen. Tief waren sie nicht, aber man hatte sie gefüllt, denn aus ihnen hervor schauten die zahlreichen Gebeine der Toten. Man musste die Leichen in die Gräber geworfen haben, dort waren sie dann verwest, vermodert, und es waren eben nur die Knochenreste zurückgeblieben.
    Zum erstenmal erlebte ich auch den Wind, der mir entgegenblies. Er kam von vorn und von der Seite.
    Er brachte den Geruch dieser anderen Welt mit. Keinen starken Leichengestank, aber der Duft der Verwesung lag wie der eines schweren Parfüms über dieser Totenstätte.
    Wächter waren aufgestellt worden. Sie bildeten vor mir eine Reihe, und ich musste zweimal schlucken, als ich sie sah. Man hatte Pfähle in den Boden gerammt und die Toten daran gebunden.
    Schilde schützten dabei ihre Körper, und über die Ränder der Schilde hinweg schauten die wie grinsend wirkenden Skelettschädel der Toten.
    Ich zählte sechs dieser Wachtposten, die vor mir aufgereiht standen. Sie waren so etwas wie die erste und die letzte Warnung für einen Besucher, damit er sich nicht traute, an das dahinterliegende Heiligtum heranzugehen. Jemand tippte mir auf die Schulter. Als ich den Kopf drehte, schaute ich in Tony Hellmans Gesicht. Er war aufgeregt und nicht entsetzt. So wie er sah ein Mensch aus, dessen Traum in Erfüllung gegangen war.
    »Das… das… habe ich nicht für möglich gehalten«, flüsterte er. »Das ist Wahnsinn. Es stimmt alles…«
    »Wieso?«
    »Wie ich es in meinem Buch beschrieben habe. Die Überlieferungen haben nicht gelogen. Es gibt die Palisaden und die Gräben.«
    »Die mit Knochen gefüllt sind«, sagte ich.
    »Ja, das stimmt. Das passt zu ihnen. Es ist die Nahrung für die Götter gewesen. Sie müssen den Glauben der Kelten verstehen lernen, dann begreifen Sie es auch. Nahrung für die Götter, John. Das ist alles, wissen Sie?«
    »Warum Menschen?«
    »Es sind ja nicht nur Menschen gewesen. Wenn Sie die Knochen untersuchen würden, dann würden Sie auch die von Ochsen, Stieren und Kühen entdecken. Ich weiß, es klingt grausam, aber es gehörte einfach dazu. Und schauen Sie sich die Wächter an. Aufgespießt an Pfähle. Es sind die Feinde der Kelten gewesen. Wahrscheinlich römische Soldaten. Sie sollten hier hängen. Sie sind eine Warnung für die anderen. Himmel, diese Nekropole ist einfach super. Tut mir leid, aber ich bin begeistert. Ich sehe es als Archäologe, Autor und Historiker.«
    Begeistert war ich nicht, aber irgendwo konnte ich ihn verstehen. Es war der Ort des Sterbens, der Ort des Todes und zugleich eine Stelle, die von einem mächtigen Götzen beherrscht wurde. Ich bezweifelte, dass hier alles tot war. Es gab Leben, und damit meinte ich nicht nur uns Besucher. Ich ging nicht weiter, denn Bill und Cella hatten die Nekropole ebenfalls betreten. Mein Freund sah nicht eben aus wie jemand, der sich darüber freut. Er bezwang sein Entsetzen, aber in Cellas Gesicht bewegte sich nichts. Sie kannte den Ort. Das brauchte sie uns erst gar nicht groß zu erklären.
    Die Räume zwischen den aufgestellten Wächtern waren breit genug, um hindurchgehen zu können.
    Dahinter war das umzäunte Gebiet nicht

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