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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela O. Tietsch
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damit wir unter Wahnvorstellungen litten? Lagen wir in Wahrheit noch auf dem Altarstein des Steinkreises und träumten, während unser Vater und unsere Leute um uns herum standen und nicht eingreifen konnten? Mein Herz lag schwer in meiner Brust. Womöglich kämpften unser Vater und die anderen mit den MacBochras und wir lagen untätig daneben. Unfähig eine Bewegung zu machen oder eingreifen zu können?
    Der Marsch strengte mich an. Nur gut, daß der Schnee nicht mehr so heftig fiel. Doch so lange wir liefen, und so weit wir den Wegen folgten, es wurde nur schrecklicher. Lauter und unheimlicher. Nichts deutete auf einen Ausweg oder ein freies Feld hin. Inzwischen gestand ich mir ein; wir hatten uns verirrt.
    Drei Männer in grellroten Gewändern, die einen weißen, pelzigen Besatz an den Säumen hatten, gingen mit starren Gesichtszügen an uns vorbei. Auf den Köpfen trugen sie rote Mützen, denen der Wikinger ähnlich. Ich konnte erkennen, daß ihre langen weißen Haare und Barte gar nicht echt waren. Was waren das nun wieder für Gestalten? Sie sahen so ganz anders aus, als die Menschen bisher.
    Ich hielt Calum und Gavin am Arm zurück. Ich brauchte dringend eine Rast. Wir standen vor einer durchsichtigen Wand, hinter der sich ebenfalls die Menschenmassen tummelten. Gezwungen innezuhalten, beobachtete ich das Treiben im Inneren des Gebäudes. Niemand wunderte sich darüber, daß wir in den Wohnraum der Leute starrten. Einige Männer und Frauen in schwarzer, enganliegender Kleidung schienen anderen Menschen Dinge zu zeigen, sie herumzuführen.
    Da standen kleine silberne, schwarze und bunte Truhen, auf welchen die Leute in schwarz herumdrückten oder Klappen öffneten um silberne Scheiben hinein zu legen. Die anderen Menschen, die sich offensichtlich herumführen ließen, setzten sich eigenartige schwarze Hüte auf den Kopf, so daß ihre Ohren vollkommen davon bedeckt waren. Daraufhin bewegten sich einige auf der Stelle, als tanzten sie. Meine Gefühle vollführten ebenfalls einen wilden Tanz, in einer Mischung aus Angst und Neugierde, während ich das Treiben beobachtete.
    Mir fiel eine junge Frau auf. Sie stand ebenfalls an einer dieser kleinen Truhen, in der Hand zwei silberne Scheiben und über den Ohren einen dieser seltsamen Hüte. Sie bewegte sich nicht in der selben Weise wie die anderen, sondern sah eher andächtig, nachdenklich ins Leere. Ihre kastanienroten Locken hingen ihr Gesicht umrahmend bis weit über die Schultern. Ich mußte bei ihrer Erscheinung an eine Füchsin denken. Sie trug ein wadenlanges Kleid aus einem rostroten Stoff und einen dunklen, den Farben der MacBochras ähnlichen, Umhang mit Ärmeln. Ihre Kleidung erinnerte mich trotz des ungewohnten Schnittes schmerzhaft an meine Heimat.
    Unerwartet wandte sie mir ihr Gesicht zu und sah mich geradewegs an. Ihre hellbraunen, verheißungsvoll glänzenden Augen trafen mich in meinem Innersten. Wäre ich nicht sowieso in dieser schlechten Verfassung und Lage, hätte mich spätestens jetzt der Blitzschlag getroffen. Sie schaute mich an, folglich nahm sie mich wahr! Sie war bisher die erste in dieser eigenartigen Welt, die uns bemerkte.
    Gavin räusperte sich neben mir. Ich wandte mich ihm kurz zu. Auch er starrte auf die Frau hinter der durchsichtigen Wand.

Die zweite Begegnung
     
     
     
    Flanna hörte sich die CD von Catherine Ann MacPhee an und sah abwesend hinaus. Die Stimme dieser stämmigen Sängerin ließ sie gedanklich in schottische Gefilde tauchen. Im nächsten Augenblick erschrak sie. Vor dem Schaufenster standen vier Schotten in alten Kilts. Ein Schauer lief über ihren Rücken. Diese Männer, und, da war sogar eine Frau dabei, sie wirkten, als wären sie den Highlander – oder Braveheart – Filmen entstiegen. Unverschämt neugierig starrte sie einer von ihnen an. Er stand so nahe an der Scheibe, als wollte er deren Vorhandensein leugnen. Seine vom Schnee durchnäßten, dunkelbraunen Haare fielen strähnig gewellt bis über seine Schultern und umrahmten sein Gesicht. Ein Gesicht so wohlgeformt, daß es auch einer Frau hätte gehören können, wenn da nicht das kantige Kinn und die starken Wangenknochen gewesen wären. Seine dunkelbraunen Augen musterten sie durchdringend, aufdringlich. Sie fühlte sich ausgezogen, tief berührt.
    Und endlich erkannte sie ihn! Sie war sicher, sie hatte ihn vor einigen Jahren schon einmal gesehen! Auf dem Busparkplatz des Bahnhofes! War das ein Zufall!? Er war der Grund, daß sie sich seither noch

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