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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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seinen Leuten. Per Funk, oder was die stattdessen verwenden.«
    Da flammten in einem weiten Kreis rings um sie herum die Scheinwerfer von Autos auf. Eine Megaphonstimme krächzte unverständliches Zeug, begann zu kreischen und zu quietschen und wurde wieder abgeschaltet, begann noch einmal von vorn: »Achtung! Bleiben Sie stehen, leisten Sie keine Gegenwehr, und unternehmen Sie keinen Versuch zu fliehen!«
    »Oh«, Scheiße! schrie Sabrina.
    Die schwarzen Umrisse von Männern mit Gewehren in den Händen tauchten vor den Scheinwerfern auf. Sie kamen näher.
    »Ach, verdammt, Mama, ich hab’s schon wieder vermasselt!«
    Nora nahm ihre Tochter in die Arme. »Das macht jetzt nichts mehr, Liebling.«
    Sabrina sah sie an. »Du hast noch nie ›Liebling‹ zu mir gesagt.«
    »Wirklich?«, wunderte sich Nora. »Noch nie. Aber gedacht hab ich’s oft, ehrlich.«
    Ein Mann in einem schäbigen Bundeswehrparka baute sich vor ihnen auf.
    Er hatte zahlreiche verschorfte Wunden in seinem auch sonst reichlich unsympathischen Gesicht, das sich auch auf dem Passbild des Ausweises fand, den er ihnen präsentierte. »Mein Name ist Hase«, erklärte er.
    Dorothea musste unwillkürlich kichern.
    »Wir werden dieses Wesen«, fuhr er fort und deutete auf Kelwitt, der reglos dastand und alles um sich herum mit seinen großen schwarzen Augen beobachtete, »in Gewahrsam nehmen. Alle Übrigen werden von uns befragt werden, um festzustellen, ob Sie eine Straftat begangen haben, als Sie dieses Wesen den staatlichen Stellen vorenthielten.«
    Nora Mattek musterte ihn kühl. »Sie haben einen Knall, Herr Hase«, beschied sie ihm dann herablassend.
    Die Antwort des Mannes ging in dem Donner unter, mit dem zwei Kampfjets über sie hinwegschossen, so niedrig, dass man das Lohen der Triebwerke erkennen konnte.
    Alles duckte sich, jeder hielt sich die Ohren zu.
    »Was zum Teufel …?!«, schrie jemand.
    Da alle unwillkürlich die Augen emporgehoben hatten, bekamen sie mit, wie sich etwas an den Wolken veränderte, wie es wallte und wogte darin, als müssten sie etwas Größerem Platz machen. Dann senkte sich aus der dunklen Nacht ein mächtiger schwarzer Schatten auf sie herab, groß wie zehn Fußballfelder und lautlos.
    Die Uhren zeigten zehn Minuten vor Mitternacht.
    Im Inneren des Transformatorenhäuschens gab es brizzelnde Geräusche, dann gingen im ganzen Dorf die Lichter aus.
    Auch die Scheinwerfer der Autos erloschen. Einfach alles wurde dunkel, und man sah das dunkelblaue Glimmen, das den riesigen Flugkörper über ihren Köpfen umgab.
    Ein Strahl matten Lichts tastete herab, direkt auf das Grundstück mit dem Rübenkeller. Das Wrack des Raumbootes brach durch den Boden, schwebte langsam hinauf zu der Öffnung im Rumpf des Mutterschiffs, aus der das Licht kam. (Der Brunnenwirt, so erzählte man sich später, der die Ereignisse aus gebührender Entfernung verfolgt hatte, habe sich bei diesem Anblick wütend die Mütze vom Kopf gerissen, sie auf den Boden geworfen und gejault: »Schon wieder ein Loch in einem Dach!«)
    In einiger Entfernung drehten die beiden Düsenflugzeuge große Schleifen und kamen wieder auf das Raumschiff zugeschossen.
    Hermann Hase hatte plötzlich einen Revolver in der Hand und Kelwitt um den Leib gepackt, hielt ihm den Lauf an den Kopf und schrie zum Himmel: »Den kriegt ihr nicht so leicht!«
    In diesem Augenblick öffneten sich überall auf der Welt die Blüten der Augenöffnerblume und verströmten ihren Duft.

24
    Kelwitts Raumboot hatte bei seinem Absturz von dem Zeitpunkt, als es von einem amerikanischen Hochgeschwindigkeitsjäger hoch über einem pazifischen Luftwaffenstützpunkt angeschossen worden war, bis zum Augenblick des Aufpralls ungefähr ein Drittel des Erdumfangs überquert. Die Samen der Augenöffnerblume, die während dieses Fluges dabei aus den Transportbehältern geströmt waren, hatten sich in den darauffolgenden Tagen mit Winden und Passaten, Turbulenzen und anderen Luftströmungen über nahezu den gesamten Erdball ausgebreitet, ehe sie zu Boden gesunken waren und angefangen hatten zu keimen.
    Die Augenöffnerblume vom vierten Planeten von Telekis Stern ist ein erstaunlicher Organismus. Sie wächst praktisch überall und scheint keine besonderen Nährstoffe zu benötigen.
    Es ist eine unauffällige Pflanze – oder eine Art von Pflanze –, klein, mit dünnen blaugrünen Sprossen und winzigen violetten Blüten. Man bemerkt sie kaum zwischen anderen Pflanzen. Ihr Aussehen ist aber auch nicht der

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