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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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Day!« Er fängt an, die Melodie zu summen, und es ist, als würde ein Traum zum Leben erweckt.
    »Ja!«, sage ich eifrig. »Das ist es! Das ist das Lied!«
    Jon wischt über sein Gesicht, sieht ratlos aus. »Das ist alles, woran du dich erinnern kannst? Ein Lied?«
    Als er es so sagt, komme ich mir selten blöd vor, dass ich deshalb einmal quer durch London gefahren bin. Und ganz plötzlich bricht die kalte Realität in meine Seifenblase ein. Er hat gar kein Interesse mehr an mir. Wahrscheinlich hat er längst eine Neue.
    »Ja.« Ich räuspere mich und versuche verzweifelt, lässig zu erscheinen. »Das war‘s schon. Ich dachte nur, ich wollte dich wissen lassen, dass ich mich an was erinnere. Nur so aus Interesse. Also ... mh ... egal. War schön, dich zu sehen. Bye.«
    Ungeschickt sammle ich meine Einkaufstüten zusammen. Meine Wangen sind heiß wie Feuer, als ich mich umdrehe und gehe. Das ist echt peinlich. Ich muss hier weg, so schnell ich kann. Ich weiß gar nicht, was ich mir dabei gedacht habe ...
    »Reicht das denn aus?«
    Jons Stimme überrascht mich. Ich fahre herum und sehe, dass er mir die halbe Treppe hinterhergekommen ist, mit hoffnungsvollem Blick. Als ich ihn ansehe, kann ich nicht mehr anders. Alles fällt von mir ab. Die letzten drei Monate fallen von mir ab. Jetzt geht es nur noch um uns.
    »Ich ... ich weiß nicht«, presse ich endlich hervor. »Und was meinst du?«
    »Die Entscheidung liegt bei dir. Du hast gesagt, du brauchtest eine Erinnerung. Ein Band, das dich mit... uns verbindet.« Er kommt einen Schritt näher. »Jetzt hast du es.«
    »Es ist das dünnste Band der Welt. Nur eine Melodie.« Ich gebe einen Laut von mir, der ein Lachen sein soll. »Wie Spinnweben. Hauchdünn.«
    »Na, dann halt es gut fest.« Ohne seine dunklen Augen von mir abzuwenden, kommt er die Treppe herunter. »Halt es fest, Lexi. Damit es nicht zerreißt!« Er kommt zu mir und nimmt mich in seine Arme.
    »Bestimmt«, flüstere ich und umschlinge ihn. Er soll immer bei mir bleiben. In meinen Armen. In meinem Herzen.
    Als ich schließlich wieder zu mir komme, starren mich drei kleine Kinder von der Treppe des Nachbarhauses her an.
    »Hihi«, ruft das eine. »Liebespaar, küsst euch mal!«
    Da muss ich lachen, obwohl meine Augen ganz feucht vor Tränen sind.
    »Ja«, sage ich und nicke Jon zu. »Liebespaar, küsst euch mal.«
    »Liebespaar ...« Er nickt, hält mich mit beiden Händen um die Taille. Seine Daumen streichen über meine Hüftknochen, als gehörten sie dorthin.
    »Hey, Jon!« Ich halte mir den Mund zu, als wäre mir gerade was eingefallen. »Weißt du was? Auf einmal kann ich mich an noch was erinnern.«
    »Was?« Seine Augen leuchten auf. »Woran kannst du dich erinnern?«
    »Ich kann mich daran erinnern, dass wir zu dir in die Wohnung gegangen sind ... alle Telefone abgestellt haben ... und vierundzwanzig Stunden lang den besten Sex meines Lebens hatten«, sage ich ernst. »Ich kann mich sogar an das genaue Datum erinnern.«
    »Wirklich?« Jon lächelt, wirkt aber eher ahnungslos. »Wann?«
    »16. Oktober 2007. Um etwa ...« Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. »16:57 Uhr.«
    »Aaah.« Jon begreift. »Natürlich. Ja, daran kann ich mich auch erinnern. Das waren noch Zeiten, was?« Er streicht mit einem Finger an meinem Rücken herab, und mich durchfährt ein Schauder freudiger Erwartung. »Aber ich dachte, es waren achrundvierzig Stunden. Nicht vierundzwanzig.«
    »Du hast recht.« Ich schnalze mit der Zunge, als wollte ich mich rügen. »Wie konnte ich das nur vergessen?«
    »Komm!« Jon hält meine Hand ganz fest in seiner und fuhrt mich - unter dem Jubel der Kinder - die Treppe hinauf.
    »Übrigens«, sage ich, als er der Tür hinter uns einen Tritt gibt. »Ich hatte seit 2004 keinen guten Sex mehr. Nur damit du Bescheid weißt.«
    Jon lacht. Kraftvoll zieht er sein Polohemd aus, und ich spüre, wie mich die Lust packt. Mein Körper erinnert sich daran, auch wenn ich davon nichts mehr weiß.
    »Ich stelle mich der Herausforderung.« Er kommt zu mir, nimmt mein Gesicht in beide Hände und betrachtet mich eine Weile schweigend und entschlossen, bis ich innerlich vor Verlangen schmelze. »Aber, sag mal... wie ging es weiter, als die achtundvierzig Stunden vorbei waren?«
    Ich kann nicht mehr an mich halten. Ich muss sein Gesicht zu mir herunterziehen, um ihn zu küssen. Und diesen Kuss werde ich nie vergessen. Den behalte ich für immer.
    »Ich werde es dir sagen ...«, flüstere ich mit dem Mund

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