Kennen Wir Uns Nicht?
auch nicht. Wenigstens habe ich ihnen meine Meinung gesagt. Ich nehme mir die Zeitung und blättere darin herum, auf der Suche nach Mietangeboten für Büroräume, als Eric aus seinem Arbeitszimmer kommt.
»Oh, hi«, sage ich. »Kleine Pause?«
»Lexi. Ich muss mit dir reden.« Zielstrebig fuhrt er mich ins Schlafzimmer und schließt die Tür, noch immer mit diesem bitteren Lächeln im Gesicht. »Misch dich bitte nie wieder in meine Geschäfte ein.«
Oh Gott. Ich hab ja schon geahnt, dass er sauer ist.
»Eric, es tut mir leid, dass ich deine Besprechung gestört habe«, sage ich eilig. »Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass man es auch anders sehen kann.«
»Ich will es gar nicht anders sehen.«
»Aber sollten wir nicht miteinander reden?«, sage ich erstaunt. »Selbst wenn wir uns nicht einig sind? Ich meine, das hält eine Beziehung doch lebendig! Dass man miteinander redet!«
»Da bin ich anderer Ansicht.«
Seine Worte kommen wie aus der Pistole geschossen. Noch immer hat er dieses Lächeln auf dem Gesicht, wie eine Maske, als müsste er vor mir verbergen, wie böse er eigentlich ist. Und urplötzlich gehen mir die Augen auf. Ich kenne diesen Mann nicht. Ich liebe ihn nicht. Ich weiß nicht, was ich hier mache.
»Entschuldige, Eric. Ich ... werde es nicht wieder tun.« Ich trete ans Fenster, versuche, meine Gedanken zu ordnen. Dann drehe ich mich um. »Darf ich dir eine Frage stellen, da wir schon mal reden? Was denkst du wirklich ehrlich? Über uns? Unsere Ehe? Alles?«
»Ich denke, wir machen ganz gute Fortschritte.« Eric nickt, ist gleich wieder guter Dinge, als wären wir zum nächsten Tagesordnungspunkt übergegangen. »Wir kommen uns näher ... du hast hin und wieder Flashbacks ... du hast alles aus dem Ehe-Handbuch gelernt... ich glaube, langsam kommt eins zum anderen. Das sieht doch gut aus.«
Er klingt geschäftsmäßig. Als hätte er im nächsten Augenblick eine Powerpoint-Präsentation samt Grafik parat, um mir zu zeigen, wie glücklich wir sind. Wie kann er das glauben, wenn er sich nicht mal dafür interessiert, was ich denke, nicht für meine Ideen, nicht dafür, wer ich wirklich bin?
»Eric, es tut mir leid.« Ich seufze schwer und sinke auf einen Ledersessel. »Aber ich bin nicht deiner Meinung. Ich finde nicht, dass wir uns näherkommen, nicht wirklich. Und ... ich muss dir etwas gestehen. Das mit den Flashbacks habe ich mir ausgedacht.«
Schockiert starrt Eric mich an. »Du hast es dir ausgedacht? Warum?«
Weil die Alternative ein Berg Schlagsahne gewesen wäre.
»Ich glaube ... ich wollte einfach, dass es stimmt«, improvisiere ich vage. »Aber in Wahrheit konnte ich mich an nichts erinnern, die ganze Zeit über. Du bist immer noch jemand, den ich erst seit ein paar Wochen kenne.«
Schwerfällig setzt sich Eric aufs Bett, und wir schweigen uns an. Ich nehme ein Schwarzweißfoto von Eric und mir bei unserer Hochzeit. Wir trinken einander zu und lächeln selig. Aber jetzt sehe ich genauer hin. Ich erkenne die Anstrengung in meinem Gesicht.
Ich frage mich, wie lange ich wohl glücklich war. Ich frage mich, wann ich gemerkt habe, dass alles ein Fehler war.
»Eric, machen wir uns nichts vor: Es funktioniert nicht.« Ich seufze, als ich das Bild zurückstelle. »Für uns beide nicht. Ich bin mit einem Mann zusammen, den ich nicht kenne. Du bist mit einer Frau zusammen, die sich an nichts erinnern kann.«
»Das macht nichts. Wir bauen uns etwas Neues auf. Wir fangen noch mal von vorn an!« Er fuchtelt mit den Händen, um seine Aussage zu unterstreichen. Jeden Augenblick wird er sagen: »Ehe-Style Living.«
»Das werden wir nicht tun.« Ich schüttle den Kopf. »Ich kann nicht mehr.«
»Doch, du kannst, Liebling.« Eric schaltet augenblicklich auf »Besorgter Ehemann einer unter Amnesie Leidenden« um. »Vielleicht bemühst du dich zu sehr. Ruh dich etwas aus.«
»Ich muss mich nicht ausruhen! Ich muss ich selbst sein!« Ich stehe auf, und mein ganzer Frust bricht hervor. »Eric, ich bin nicht die Frau, die du geheiratet hast. Ich weiß nicht, wer ich in den letzten drei Jahren war, aber ich war es jedenfalls nicht. Ich mag Farben. Ich mag Chaos. Ich mag ...« Ich rudere mit den Armen. »Ich mag Nudeln! Die ganze Zeit über war ich nicht hungrig nach Erfolg. Ich war einfach nur hungrig.«
Eric sieht völlig ratlos aus.
»Schatz«, sagt er vorsichtig. »Wenn es dir so viel bedeutet, können wir doch ein paar Nudeln kaufen. Ich werde Gianna sagen, sie soll ...«
»Es
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