Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01
Leidenschaft darauf entfesselt zu werden, dass ganz London beben würde.“ Sie schmunzelte und lachte plötzlich laut auf, sodass der Kioskbesitzer an der Ecke von seiner Zeitung aufsah.
Endlich kam sie im Norfolk Square an. Sie entspannte sich langsam. Erschöpft durch die vielen Streitigkeiten des Abends schloss sie die Haustür auf und schleppte sich die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. Grey begrüßte sie maunzend.
Tammy nahm ihn auf den Arm und kraulte sein Köpfchen. „Du wirst es nicht glauben, Grey, aber ich bin ausgezogen um einen Vampir zu finden und mir ist tatsächlich einer begegnet. Dorian Everheard hat es doch tatsächlich geschafft, mir innerhalb einer halben Stunde meine Energie zu rauben. Dieser Mistkerl!“ Sie setzte den Kartäuserkater auf den Boden und seufzte. „Ich würde ihn nur zu gerne wiedersehen.“
Ihr Blick fiel auf den Laptop. Sie hatte sich noch immer keine Gedanken über einen Werbeslogan für „Hip Shoes“ gemacht.
27
Sandra Henke & Kerstin Dirks Begierde des Blutes
„Ich kann jetzt nicht darüber nachdenken“, murmelte Tammy. „Dorian blockiert meine Gedanken.“ Sie wollte lieber in die Welt von Sophie Langsdale eintauchen und legte sich auf das Bett neben die Memoiren. Eine Weile schaute sie an die Zimmerdecke. Die Lichter Londons flackerten hin und wieder auf. Und Tamara sah doch nur Dorian vor ihrem inneren Auge. Sein Geschmack lag noch auf ihrer Zunge, die mit einem Mal in lustvoller Erinnerung kribbelte. Sie roch noch das „Minotaure“, spürte die auffällige Kühle seiner Handfläche an ihren erhitzten Wangen. Die Sehnsucht quälte sie. Wieso konnte sie ihn nicht vergessen, wo er doch so ein Schurke gewesen war? Oder traf ihn gar keine Schuld? War es nicht ihr eigener Fehler gewesen, mehr in einen Kuss hinein zu interpretieren als da war? Ja, Samantha hatte Recht. Tammy alleine war das Problem. Sie suchte vergeblich nach einer festen Beziehung, die die Zeit überdauerte, einer starken Bindung, die allen Widerständen trotzte und so voller Leidenschaft war, dass die Erregung mit jedem gemeinsamen Tag wuchs. Aber so war der Alltag nicht. „Darum widme ich mich lieber Sophie und Jeremy“, sagte Tammy seufzend zu Grey, der sich an ihre Füße gekuschelt hatte und nahm die Blättersammlung in die Hand. „Und vielleicht finde ich doch noch raus, ob Jeremy tatsächlich ein Vampir war.“
Tamara betete für Sophie, dass die 18-Jährige wenigstens glücklich geworden war und las weiter.
cd
Ich lugte durch den Türspalt nach draußen in den Hinterhof. Nachdem ich eine Stunde lang in der Küche gestanden, Brot gebacken und die bleichen Teigleiber in den rauchenden Ofen geschoben hatte, brauchte ich dringend frische Luft.
Die Sonne war gerade erst aufgegangen, trotzdem war Elisa bereits auf den Beinen. Sie lief zu den Gehegen, schob ihre Hand unter die verwirrt gackernden Hühner und legte die Eier in einen Weidenkorb, den sie unter ihren Arm geklemmt hatte. Eigentlich hätte ich mich über ihren Eifer freuen müssen. Elisa hatte sich in den letzten Tagen stark verändert. Ihr Gesicht hatte eine frische Farbe angenommen und stets umspielte ein Lächeln ihre schmalen Lippen. Für ihre plötzliche Wandlung gab es nur einen Grund. Und dieser gefiel mir ganz und gar nicht. Samuel Ignatius schob sich in mein Blickfeld. Stolz zeigte meine Schwester ihm jedes erbeutete Ei, woraufhin Samuel die Hände auf ihre Schultern legte und ihr Komplimente machte. Das vermutete ich zumindest, denn Elisa errötete und kicherte verlegen wie ein junges Mädchen, kurz nachdem es zum ersten Mal geküsst wurde. Wieso sah niemand außer mir, dass er ein falsches Spiel mit ihr trieb?
28
Sandra Henke & Kerstin Dirks Begierde des Blutes
„Du solltest deiner Schwester das Glück gönnen“, sagte Martha und rührte den Eintopf von gestern um. Eine Haut hatte sich auf der Flüssigkeit gebildet.
„Ich gönne meiner Schwester jedes Glück von Herzen. Aber dieser Ignatius führt irgendetwas im Schilde!“
„Du siehst Gespenster, Kind. Er ist sehr zuvorkommend und höflich zu ihr. Ich glaube, er hat sie wirklich gern. Denk auch daran, dass Elisa schon einmal verheiratet war. Für viele Männer ist sie nicht mehr interessant.“
Skeptisch warf ich einen Blick nach draußen. Ignatius legte die Arme von hinten um meine Schwester und drückte sie an sich. Es war eine besitzergreifende Geste, doch Elisa lachte. Sie sah unbeschreiblich glücklich aus. Wenn Vater das gesehen hätte, hätte er
Weitere Kostenlose Bücher