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Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01

Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01

Titel: Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Begierde des Blutes
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Ignatius wohl in seine Schranken verwiesen.
    Vielleicht wollte ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht eingestehen, dass ich einsam war und mich, genauso wie Elisa, nach dem besonderen Menschen im Leben sehnte? Dem, der mich zum Lachen brachte und mir in schweren Zeiten Trost gab.
    Am Abend ging ich auf mein Zimmer und zog die alte Holztruhe mit den eisernen Scharnieren unter meinem Bett hervor. Hier hütete ich meinen größten Schatz! Die Hinterlassenschaften unserer Mutter. Ich schob den Deckel zurück. Die Angeln quietschten wie eine kreischende Katze, der jemand aus Versehen auf den Schwanz getreten war. Stoffe, Tücher, Spitzen und Ringe aus Eisen, Kupfer und Zinn kamen zum Vorschein. Nichts, was materiellen Wert besaß, doch für mich dennoch unbezahlbar war. Auf diesen Schätzen lag ein zerknitterter Brief mit einem Siegel aus Wachs. Meine Mutter hatte ihn bei einem Schreiber aufgegeben. Bevor sie starb hatte ich ihr das Versprechen abnehmen müssen, Jeremy ihre Nachricht zu geben, sollte er jemals zu uns zurückkehren. Der Augenblick war gekommen. Er war wieder in der Stadt. Mein dunkler Retter ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich musste ihn wiedersehen! Und der Brief meiner Mutter bot mir die Gelegenheit!
    Ich wartete, bis die letzten Lichter erloschen waren und stahl mich heimlich aus dem Haus. Wie ein Wiesel huschte ich durch die regennasse Green Acres Road. Lautlos, im Schatten verborgen. Vorsichtshalber hatte ich mich in einen alten Mantel gehüllt und einen dicken Schal um mein Gesicht gewickelt, damit mich niemand erkannte und neugierige Fragen stellte. Die Entscheidung erwies sich als richtig, denn es war nicht nur eisig kalt, sondern es regnete auch noch in Sturzbächen. Dunkle Wolken überzogen den trüben Nachthimmel. Ich eilte, so schnell ich nur konnte, durch die düsteren Gassen, sprang über Pfützen und versuchte dem strömenden Regen, so gut es eben ging, zu entkommen. Die wenigen Menschen auf den nächtlichen
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Sandra Henke & Kerstin Dirks Begierde des Blutes
    Straßen beachteten mich nicht. Ein jeder hatte es eilig, schnell nach Hause zu gelangen oder einen Unterschlupf zu finden. Schließlich bog ich in die Limpin Charlie Lane ein und stand vor dem prachtvollen Gebäude, das Jeremy sein Heim nannte. Ehrfurchtsvoll blickte ich zu den Steindämonen im Vorgarten der Piazza. Dieses Haus war wahrhaftig einzigartig in Covent Garden. Zumindest hatte ich noch kein Vergleichbares gesehen. Ich stand kurz vor meinem Ziel, jetzt durfte ich nur nicht den Mut verlieren. Entschlossen folgte ich dem gelben Sandweg, vorbei an den steinernen Kreaturen, die jeden meiner Schritte mit Argusaugen zu beobachten schienen, bis ich schließlich vor dem gewaltigen Eingangsportal stand. Wie würde Jeremy reagieren, wenn er mich sah? Würde er mich wieder fortschicken?
    Die Vorstellung versetzte mir einen Stich ins Herz. Nein, er durfte mich einfach nicht zurückweisen. Ich zog an der Kordel zu meiner Linken. Eine Glocke erklang auf der anderen Seite der Tür. Wenig später schob sie sich quietschend zur Seite. „Jeremy!“, rief ich aufgeregt, öffnete meinen Mantel und riss mir den Schal vom Gesicht, damit er mich erkannte. Doch ich hatte mich zu früh gefreut. Ein Schrei entfuhr meiner Kehle, als ich plötzlich in das vernarbte Antlitz einer missgebildeten Kreatur blickte. Schnell presste ich beide Hände auf den Mund, um meinen eigenen Schrei zu unterdrücken. War dieses Wesen vor mir überhaupt ein Mensch? Nie zuvor hatte ich eine derartige Gestalt gesehen. Ein Buckel ragte über seinen Schultern auf, die Zähne in seinem Mund waren krumm und schief und die Augen – unterschiedlich groß - blickten in verschiedene Richtungen. Die Dienerkleidung verriet seinen Status im Haus. Doch da kein Laut über seine Lippen kam, ergriff ich die Initiative. „Ich möchte zu Mister Jeremy Wellingham. Ist er wohl zu sprechen?“, fragte ich leise. Bemüht, mir die Abscheu nicht allzu sehr anmerken zu lassen.
    Der Diener sah mich lange an, dann kratzte er sich ein paar Hautschuppen aus den ausgehöhlten Wangen und fragte mit einer Grabesstimme, die mir durch Mark und Bein ging: „Wer seid Ihr?“
    „Sophie Ashford. Mister Wellingham kennt mich.“
    Während er mich eingehend betrachtete, machte seine Zunge merkwürdig schmatzende Geräusche. Langsam ließ er sie über eine Reihe fauler Zähne gleiten. Täuschte ich mich, oder starrte mir dieser… Mann… die ganze Zeit gierig auf den Busen?
    „Was wollt Ihr von

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