Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01
Gefahr, sondern meine ganze Familie. Vater setzte sich zu mir und ich erzählte ihm von Ignatius, der in Wirklichkeit ein Vampirjäger war und von der Rache der „Loge Condannato“.
„Wir dürfen diese Drohung nicht unterschätzen, Papa. Sie meinen es ernst.“
„Ich weiß. Deswegen wollte ich nie etwas mit diesen Blutsaugern zu tun haben. Sie sind gemeingefährlich! Pack deine und Elisas Sachen. Wir müssen England verlassen. Uns bleibt keine andere Wahl.“ Vater sah mich vorwurfsvoll an. Seine Stimme klang bitter. Ich konnte nur zu gut verstehen, dass er wütend auf mich war.
„Und was ist mit dem Ashford’s Pub? Ich weiß, wie viel es dir bedeutet!“ „Es ist mein Leben. Aber Elisa und du, ihr bedeutet mir weit mehr. Eure Sicherheit geht vor. Ich werde Mister Skykes das Gästehaus zum Verkauf anbieten. Mit dem Geld werden wir uns die Reise finanzieren und eine Existenz in der Neuen Welt aufbauen. Wir können es nicht mit der ‚Loge’ aufnehmen.“
Am Abend gingen wir gemeinsam mit Martha an Bord der Nightingale. Mister Skykes hatte Papa einen guten Preis für das Ashford’s Pub gezahlt, so mussten wir uns nicht um unsere Zukunft in Amerika sorgen. Ich sah Vater, Elisa und Martha den Abschiedsschmerz an. Sie ließen Freunde und Familie zurück, um eine Reise ins Ungewisse anzutreten.
Ich wusste, dass Papa noch immer böse auf mich war. Auch wenn er sich bemühte, es nicht zu zeigen. Er gab mir die Schuld und er hatte Recht. Wegen meiner Liebe zu einem Vampir hatten wir unsere Existenz verloren. Ich stand allein an der Reling und wartete auf Jeremy. Sehnsüchtig schweifte mein Blick über den Hafen und suchte jeden noch so dunklen Winkel nach seiner schlanken Gestalt ab. Doch ich entdeckte ihn weder an
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Sandra Henke & Kerstin Dirks Begierde des Blutes
den Lagerhallen noch in der Nähe der Hafenspelunke. Als die Matrosen den Anker lösten, geriet ich in Panik. Wir konnten doch nicht ohne ihn ablegen! „Der Zeitplan muss eingehalten werden“, sagte man mir…
Es war wohl höhere Gewalt, dass er das Schiff verpasste. Vielleicht hatte er sich verspätet oder hatte er es sich am Ende gar anders überlegt? Die Vorstellung quälte mich genauso wie die unruhige See. Die Reise begann an unseren Kräften zu zehren, beinahe täglich wurde ich seekrank. Wir waren alle heilfroh, als wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Kurz nach unserer Ankunft in der Neuen Welt wurde Vater ausgeraubt, sodass er gezwungen war, eine Arbeit zu suchen, um uns zu ernähren. Man verpflichtete ihn als Aufseher auf einer Baumwoll-Plantage in Maryland. Die Familie Langsdale nahm uns freundlich in ihrer Mitte auf und stellte Martha als Köchin und mich als Dienstmädchen ein. Elisa kümmerte sich um die Kinder.
Zwei Jahre nach unserer Ankunft in Amerika bat James Langsdale, der älteste Sohn der Familie, um meine Hand. Ich nahm seinen Antrag an und schenkte ihm im Abstand von drei Jahren zwei gesunde Jungen: James Junior und Andrew, der nach seinem Großvater väterlicherseits benannt wurde. Obwohl mein Herz für einen anderen schlug, führten wir eine glückliche Ehe. James war es, der mir das Schreiben und Lesen beibrachte, damit ich ihm im Büro aushalf. Bedauerlicherweise kam sein Ableben viel zu früh. Nach nur sechs Jahren Ehe wurde James auf der Jagd nach Wilderern, die die Gegend schon seit Monaten unsicher machten, erschossen. Nach James Tod saß ich vor einem großen Scherbenhaufen und wusste weder ein noch aus. Glücklichweise unterstützten mich Papa und meine Schwiegereltern so gut sie nur konnten. Durch ihre Mithilfe erlebte unser Betrieb einen neuen Aufschwung. Die Nachfrage stieg und unsere Baumwolle wurde in alle Teile der Welt exportiert.
Einen Tag vor ihrem 30. Geburtstag bekam Elisa hohes Fieber. Die Ärzte konnten nichts für sie tun, sie starb in meinen Armen. Nächtelang betete ich für sie und hoffte, dass sie im Himmelreich mit Mutter und ihrem Kind vereint sein würde. Vater ertrug den Verlust nicht und ertränkte seinen Kummer im Alkohol. Immer öfter verlor er die Beherrschung, manchmal schlug er Martha sogar. Als er auch noch sein Geld verspielte, kündigte Martha ihre Anstellung und reiste nach Virginia. Ich sah sie nie wieder. Papa hingegen lebte bei mir und meinen Söhnen bis zu seinem biblischen Alter von 71 Jahren. Er half auf dem Feld und im Büro, so gut er nur konnte.
Es kam der Tag, an dem mein jüngster Spross Andrew eine hübsche Engländerin kennen lernte und mit
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