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Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01

Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01

Titel: Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Begierde des Blutes
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ihr in ihre Heimat zurückkehrte. Aus Angst, die „Loge Condannato“ könne ihm etwas antun, nahm ich ihm das Versprechen ab, nie ein Wort über seine Abstammung zu verlieren. Er trug
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Sandra Henke & Kerstin Dirks Begierde des Blutes
    nicht den gebrandmarkten Namen Ashford, sondern den seines Vaters. Ich war mir sicher, die Vampire würden keine Verbindung zwischen uns herstellen.
    Die Jahre zogen ins Land. James Junior übernahm die Leitung des Geschäfts, denn meine Kräfte schwanden von Tag zu Tag.
    Nun ist es 1827 und ich schreibe seit Monaten an meinen Memoiren, fast täglich füllen sich die Seiten und doch ist noch längst nicht alles erzählt. Ein Brief aus England erreichte mich erst vor wenigen Tagen. Andrew leitet nun ein Gästehaus in London und plant weitere Eröffnungen. Papa wäre stolz auf ihn. Und ich bin es auch. Er ist ein guter Junge. Genauso wie James Junior, der all seine Kraft in die Erweiterung der Plantage steckt. Wie lange werde ich ihn noch unterstützen können?
    Mein Herz ist alt und schwach. Ich spüre täglich, dass es nicht mehr schlagen will. Nie hätte ich zu träumen gewagt, dass mir der Herrgott meinen größten Wunsch so kurz vor meiner letzten Reise erfüllen würde! Gestern Abend riss mich unser Dienstmädchen Evi aus dem Schlaf. „Misses Langsdale, Misses Langsdale! Wacht auf!“, rief sie aufgeregt und rüttelte an mir, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her.
    „Zum Donnerwetter noch mal! Was ist denn in Euch gefahren? Soll mir das Herz stehen bleiben?“
    Entrüstet richtete ich mich auf. Ich hatte bereits tief und fest geschlafen und verstand ihre Aufregung nicht.
    „Ihr müsst Euch ankleiden. Ein Herr erwartet Euch im Salon.“
    „Ein Herr? Ihr habt ihn um diese Uhrzeit eingelassen?“
    „Er sagte, es wäre wichtig. Ihr würdet ihn kennen.“
    „Hat er einen Namen genannt?“
    „Jeremy Wellingham.“
    Erschrocken schlug ich die Hände vors Gesicht. Allein seinen Namen zu hören, löste eine Vielzahl von Gefühlen in mir aus.
    „Ist Euch nicht wohl, Misses Langsdale?“ Mit einem besorgten Gesichtsausdruck hielt mir Evi den Hausmantel auf. Ich kletterte mühsam aus meinem Bett und stieg ein. Das alles war zu viel für mein altes Herz! „Seid bitte so gut und richtet ihm aus, dass ich jeden Augenblick bei ihm bin.“
    „Sehr wohl.“ Sie knickste und verschwand.
    Fassungslos ließ ich mich vor dem großen Spiegel nieder und betrachtete mein Selbst. Die Haare schimmerten in einem matten Grau, meine Augen waren müde und ohne Glanz. Die Falten mochte ich gar nicht mehr zählen. Mir gegenüber saß eine alte, verlebte Frau, die mir so merkwürdig fremd war. Wo war meine Jugend? Ich hatte doch nicht immer so ausgesehen! Beschämt
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    knöpfte ich den Hausmantel zu, öffnete den Haarknoten und kämmte meine Locken mit einer weichen Bürste. Gott, ich hatte solche Angst ihm gegenüberzutreten.
    Mit zitternden Knien verließ ich mein Gemach, wankte durch den Flur, blieb am Absatz der Treppe stehen und blickte über das Geländer in den Salon. Mir stockte der Atem, als ich Jeremy auf der Couch sitzen sah. Er hatte sich nicht verändert. Noch immer dieselben aristokratischen Züge, das lange Haar, die schlanken Hände. Er sah wie ein Adonis aus. So stolz, so strahlend. Gegen ihn war ich nur ein Schatten meiner selbst. Am liebsten wäre ich sofort wieder umgekehrt, um mein grauenhaftes Antlitz vor ihm zu verbergen. Noch hatte er mich nicht gesehen! Ich hielt mich doch selbst zum Narren, wenn ich glaubte, dass er mich noch immer liebte.
    „Sophie!“, rief Jeremy plötzlich und eilte die Stufen zu mir herauf. Ohne zu zögern schloss er mich in die Arme und küsste mich leidenschaftlich. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Doch mir wurde vor Freude warm ums Herz. „Endlich sehe ich dich wieder“, sagte er außer Atem und griff mich bei den Händen. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Sah er denn nicht, was aus mir geworden war? Oder war es ihm tatsächlich egal, dass eine Greisin vor ihm stand?
    Zärtlich strich er mir eine graue Strähne aus dem Gesicht. In seinen Augen sah ich noch immer dieselbe Liebe wie damals, als er mich das erste Mal berührte.
    Und doch war etwas anders an ihm. Ein stiller Schmerz lag in seinem Blick. Schmerz und Verbitterung.
    „Wo bist du nur gewesen?“, hauchte ich von seiner Zuneigung überwältigt. Wieso hatte er mich im Stich gelassen? Und wieso war er so

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