Kerzenlicht Für Eine Leiche
das so weitergeht, müssen wir beide eine Diät anfangen«, stellte Meredith fest.
»Eine Person auf Diät, während die andere alles isst, das funktioniert einfach nicht.«
»Ich hab doch gar kein Übergewicht«, entgegnete er selbstgefällig.
»Meinst du, ich bin zu dick?« Offensichtliche Anzeichen von Panik auf der anderen Seite des Tisches.
»Nein! Aber du hast angefangen, von Diät zu reden! Mir gefällst du so, wie du bist!« Hastig lenkte er das Gespräch auf Verbrechen zurück. Es war einfacher.
»Es ist ein wenig komplizierter, als du es beschrieben hast. Keine Habgier, nein. Es ging um den guten Ruf. Mrs. Archibald ist besessen von einer ganz eigenwilligen Ansicht über das, was schicklich ist und was nicht. Der Gedanke kam mir, als ich sie besucht habe. Ich glaube eher, die gute Mrs. Archibald ist durchgedreht, weil eine Testamentsänderung einem öffentlichen Eingeständnis von Dereks Vaterschaft für Kimberley gleichgekommen wäre. Sie liegt übrigens immer noch im Krankenhaus.«
»Du hast erzählt, sie wäre zusammengebrochen, als du gekommen wärst, um sie zu vernehmen? Wie geht es ihr inzwischen?«
»Nicht besonders gut. Sie ist eine kranke Frau. Die Ärzte geben ihr höchstens noch ein Jahr, wenn überhaupt. Höchst unwahrscheinlich, dass sie je vor Gericht gestellt wird.«
»Was ist mit Derek? Und mit Bullen?«
»Bullen ist ein alter Mann. Wir konnten inzwischen herausfinden, dass er bereits sechsundachtzig ist. Es steht überhaupt nicht zur Debatte, dass er Dennys Job als Totengräber übernimmt. Bullen ist außer sich! Er fühlt sich einmal mehr betrogen. Gordon hat es ihm schließlich versprochen! Er sagt, es tut ihm Leid, dass er Gordon bei sich aufgenommen hat. Er hätte ihn seinem Schicksal überlassen sollen! Was seinen Gesetzesbruch angeht – es liegt nicht in meiner Macht, ihn zu begnadigen. Aber nach so langer Zeit und unter den gegebenen Umständen, angesichts seines hohen Alters und allem, sehe ich noch nicht, dass ein Verfahren gegen den alten Knaben eingeleitet wird.«
»Was ist mit Derek?«
»Abgesehen von der Verschleierung des Mordes vor zwölf Jahren hat er den Mord an Denzil Lowe gestanden. Es sieht so aus, als hätte er Denny Lowe zum Schuppen gelockt, angeblich, um den ersten Sonntagsbraten zu übergeben. Die Lowes dachten wohl, sie müssten bis an ihr Ende kein Fleisch mehr kaufen. Derek war zuerst im Schuppen und legte sich auf die Lauer. Als Denny kam, schlug er ihn bewusstlos und hängte ihn auf in der Absicht, ihn für immer zum Schweigen zu bringen und seinen Bruder Gordon zu erschrecken. Er hätte sich Gordon sicher auch noch vorgeknöpft. Gordon erkannte die Gefahr und ist untergetaucht.«
»Mich hat Derek auch angegriffen!«, beschwerte sich Meredith.
»Keine Sorge, ich hab nicht vergessen, dass er versucht hat, dich zu ermorden! Aber auch Derek liegt im Krankenhaus. Er erholt sich von der Kopfverletzung, die er sich zugezogen hat, als der Grabstein auf ihn fiel. Wir können immer nur ein paar Minuten am Stück mit ihm reden und müssen seine Antworten wie ein Puzzle zusammensetzen. Zu dir kommen wir noch.« Meredith erschauerte.
»Es war der schlimmste Augenblick in meinem ganzen Leben! Ich hatte noch nie so viel Angst, und ich habe schon eine ganze Reihe haariger Augenblicke erlebt, seit wir uns kennen gelernt haben.«
»Danke sehr! Dürfte ich dich darauf hinweisen, dass du dich immer wieder selbst in derartige Schwierigkeiten bringst? Derek hat dich nur deswegen mit einem Schlachterbeil über den Friedhof gejagt, weil du in seinen Schuppen einbrechen musstest, seine Frau ausgehorcht hast und ganz offensichtlich in seinem Privatleben herumgeschnüffelt hast!«
»Schwierigkeiten? Ich war lebendig mit Derek Archibald begraben, und du nennst das Schwierigkeiten?«
»Lern aus dieser bestimmt sehr schlimmen Erfahrung, ja?«, flehte Markby.
»Denk auch mal an mich! Ich hätte fast einen Herzschlag bekommen, als ich deine Stimme aus dem Grab gehört habe. Genau wie der arme Gordon Lowe und James Holland!« Meredith war noch immer nicht überzeugt.
»Was glaubst du denn, wie ich mich gefühlt habe?«, fragte sie, aber schon leiser. Dann fuhr sie fort:
»Schade nur, dass Derek Archibald nicht fit genug sein wird, um dem Begräbnisgottesdienst für seine Tochter beizuwohnen. Er hätte es sich bestimmt gewünscht.«
»Komm, wir bestellen uns noch einen Kaffee. Dereks Probleme sind nicht deine. Außerdem habe ich hier eine kleine Überraschung für
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