Kerzenlicht Für Eine Leiche
Schlafzimmer. Sie setzte sich in den Lloyd-Sessel neben dem Nachttisch, und Oscar setzte sich zu ihren Füßen. Er wartete, doch er wirkte ungeduldig.
»Ich lebe seit fast dreißig Jahren in diesem Haus, Oscar. Es fällt mir schwer auszuziehen. Ich werde eine Menge wegwerfen müssen. Wir werden nicht genügend Platz für alles haben, wenn ich irgendwo eine Wohnung kaufe. Viele persönliche Dinge müssen weg. Kein Mobiliar, natürlich nicht. Das bleibt alles für Lars. Es gehört zum Haus, weißt du? Vielleicht nehme ich das ein oder andere Bild mit. Die Küstenlandschaft aus dem Wohnzimmer. Richard hat das Bild gekauft. Vielleicht nehme ich es mit.« Die Erwähnung ihres verstorbenen Mannes lenkte Margarets Gedanken in eine neue Bahn. Sie streckte die Hand nach dem silbern gerahmten Foto auf dem Nachttisch aus und betrachtete es.
»O Richard«, sagte sie leise.
»Wenn dein Geist zuhört – es tut mir so Leid, dass ich dir das antun musste. Aber du hattest solche Schmerzen. Und es war so leicht. Nichts weiter als ein paar Tabletten in einem Drink. Trotzdem, ich hätte es nicht getan, Liebster. Ich hätte es nicht getan, wenn du mich nicht mit dieser Frau betrogen hättest! Mich und Lars! Wie konntest du! Mit diesem Mädchen! Von allen Mädchen ausgerechnet sie? Das konnte ich dir nicht verzeihen, Liebster. Und ich durfte nicht das Risiko eingehen, dass Lars es eines Tages herausfindet. Deswegen musste ich dich töten, mein Liebster. Es tut mir Leid. Es tut mir unendlich Leid. Aber du hattest mir keine andere Wahl gelassen.« Sie stellte das Bild auf den Nachttisch zurück und erhob sich mühsam.
»Komm, Oscar. Es ist Teezeit.« Oscar wusste, was dieses Wort bedeutete. Es bedeutete Biskuits. Er sprang vor ihr her zur Tür und rannte zur Treppe voraus. Seine kurzen Beine bewegten sich mit größter Eile. Im Lauf der Jahre war er zum Empfänger zahlreicher Geheimnisse geworden, die sein Frauchen nur ihm allein anvertraut hatte. Einige davon – wie das, von dem sie gerade gesprochen hatte – waren recht verblüffend gewesen. Doch wäre Oscar im Stande gewesen zu sprechen, er hätte ohne jeden Zweifel der menschlichen Maxime zugestimmt, dass es besser war, schlafende Hunde nicht zu wecken.
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