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Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)

Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)

Titel: Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Blieberger
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ihre echten Eltern konnte sie sich nur noch blass erinnern. Sie war gerade mal acht gewesen, als sie von einer Horde Untoter getötet worden waren, so hatte man es ihr zumindest erzählt. Meister Albinus, dem sie kurz zuvor zur Ausbildung zugeteilt worden war, hatte sich damals bereit erklärt, sie bei sich aufzunehmen. Als Dank dafür und weil sie ohnehin keinen anderen Platz auf der Welt gehabt hatte, sorgte sie seitdem für seinen Haushalt und unterstützte ihn so gut sie konnte bei seinen durchwegs ehrgeizigen Plänen. Aber das ging ihr nun doch zu weit. Sie fügte ruhiger hinzu: „Ihr könnt mich doch nicht ernsthaft zu diesem blutrünstigen Monster schicken. Man erzählt sich, dass er schon duzende Wächter abgeschlachtet hat.“
Albinus hatte unterdessen seinen Schock abgeschüttelt und sagte streng: „Rede nicht solchen Unsinn Lucia. König Sandro hat den Blutsauger sicher weggesperrt. Seine Zellentür wird nur geöffnet, um ihm einen Tierkadaver in die Zelle zu werfen und um ihn, wenn er blutleer ist, wieder zu entfernen. Aber das wird nicht deine Aufgabe sein, du bist also völlig sicher. Du musst nur mit dem Magier Raphael zusammen die alten Schriften durchsuchen. Wenn du etwas finden solltest, das ihm entgangen ist, wird das für uns beide sehr förderlich sein.“ Lucia verzog das Gesicht, das war gleich der nächste Punkt, der ihr mehr als sauer aufstieß. Raphael war bekannt dafür, jede Frau in sein Bett kriegen zu wollen. Nicht dass sie prüde gewesen wäre. Mit ihren fünfundzwanzig Jahren hatte sie durchaus schon Liebhaber gehabt, aber sie pflegte ihr Liebesleben von ihrer Karriere streng zu trennen. Sie würde sich also nicht nur mit einem blutrünstigen Monster herumschlagen müssen, sondern sich auch noch mit einem Schürzenjäger, das Ganze war ein Albtraum. Aber ein Blick in die vor Gier glänzenden Augen ihres Mentors erstickte jeden weiteren Widerspruch im Keim. Vor seinem inneren Auge tauchten wahrscheinlich schon die Belohnungen des Königs auf.
Sie seufzte: „Also gut, ich werde es versuchen.“
Er strahlte sie an: „Braves Kind. Sie erwarten dich nach dem Mittagessen.“ Lucia presste hart die Lippen aufeinander, sie musste diese Aufgabe annehmen, aber sie würde keine leichte Beute sein, für keines der beiden Raubtiere.

2.Kapitel

    Einige Stunden später stand Lucia in der Empfangshalle des Schlosses und wartete auf Raphael. Als sich eine der Türen öffnete, kam der nun charmant lächelnd auf sie zu. Das Lächeln verblasste allerdings merklich, als er sie erblickte, und wich schließlich einer fassungslosen Miene. Ihre Bemühungen der letzten Stunden hatten sich offenbar gelohnt. Sie hatte sich von einer etwas molligen Freundin eine Kutte geliehen, in der ihr zierlicher Körper förmlich unterging. Das Ding hing wie ein Sack an ihr herunter und verbarg so absolut jede weibliche Rundung. Ihr blondes hüftlanges Haar hatte sie zu einem festen Zopf geflochten, der auch unter der Kutte verschwand. Das Einzige was noch an sie selbst erinnerte, waren ihre Gesichtszüge, die hielt sie aber nun betont kühl und starr, während er sie enttäuscht musterte. Sie musste zugeben, er sah wirklich gut aus, mit den dunklen Haaren, den blauen Augen und dem schlanken Körper, der von einer sichtlich teuren Robe bestens betont wurde. Aber allein die Tatsache, wie er sie nun musterte, wischte auch den leisesten Zweifel, ob die Gerüchte über ihn stimmten weg. Raphael der Feuermagier war ein notorischer Frauenheld. Er schaffte es endlich sich zu fangen, räusperte sich und fragte dann unsicher: „Seit ihr die Magierin Lucia?“ Dabei leuchtete leise Hoffnung in seinen tiefblauen Augen auf, nur mit Mühe unterdrückte sie ein Grinsen.
Sie erwiderte kühl: „Natürlich, hattet ihr eine andere Vorstellung von mir?“
Sie musste ihm zugestehen, dass er nun wieder ein Lächeln auf seine Lippen zauberte, auch wenn es die Augen nicht erreichte und charmant erwiderte: „Natürlich nicht. Ich wollte nur sichergehen. Kommt mit, ich werde euch unser Sorgenkind mal zeigen.“ Mit einem sicherlich lange geübten eleganten Schwung seiner Robe wandte er sich um und führt sie aus dem Raum.
Sie stiegen eine enge Steintreppe hinunter, bis sie in einem engen Flur aus grauen Steinen ankamen. Es war kalt und düster, ein Frösteln überlief sie. Er hatte es wohl bemerkt, denn er sagte freundlich: „Keine Sorge, in unserem Arbeitsraum ist es wärmer, dort steht ein Kachelofen.“ Sie folgte ihm, ohne zu antworten,

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