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Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)

Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)

Titel: Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Blieberger
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auch die Besitzurkunde für das Haus ihrer Tante und allem was sich darin befand übergeben. Es lag in dem kleinen malerischen Küstenort Stonefall, ziemlich weit oben im Norden der schottischen Highlands. Sie erinnerte sich noch gut daran, es war ein altes Haus, sehr groß, sehr verwinkelt und voller Bilder. Ihre Tante hatte leidenschaftlich gern gemalt, ein Talent, das Cassandra wohl von ihr geerbt hatte. Schon als Kind war es ihr immer leichtgefallen, ihre Ideen auf Papier zu bannen. Aber auch dafür hatte sie sich keine Zeit mehr genommen. Möglicherweise hatte ihre Tante deshalb die Wahnvorstellung bezüglich der Bilder entwickelt.
Wenn sie ihr doch nur gesagt hätte, wie schlecht es wirklich um sie stand. Cassandra hatte geglaubt ihrer Tante würde nur die Einsamkeit zusetzten. Daher hatte sie immer wieder Ausreden gefunden und sich nie Zeit genommen, weil ihre Karriere ja so wichtig war. Dabei war Elena in Wahrheit schwer krank gewesen. Im Alter von lediglich sechzig hatte ein schweres Krebsleiden sie aus dem Leben gerissen.
Sie hatte vor lauter schlechtem Gewissen das Erbe erst gar nicht annehmen wollen. Aber der Notar hatte ihr rigoros mitgeteilt, dass ihre Tante unbedingt gewollt hatte, dass das Erbe an sie ging. Da sie ohnehin nicht gewusst hätte, was sie mit ihrem Zwangsurlaub anfangen sollte. Und vermutlich bald jeden Penny dringend brauchen würde, hatte sie dann doch angenommen. Nun saß sie in einem Zug, auf dem Weg in die Highlands, um ihr Erbe erst mal näher in Augenschein zu nehmen.

    Nach der endlos langen Zugfahrt war es mit dem Bus weiter gegangen, nun stand Cassandra mit ihrem kleinen Koffer auf dem Hauptplatz von Stonefall und kam sich gerade reichlich dämlich vor. Sie besaß kein Auto, das war im großen Glasgow auch nicht nötig, da kam man überall mit dem Bus oder der U-Bahn hin. Notfalls nahm man sich relativ günstig ein Taxi. Das hatte sie auch hier vorgehabt, nur dummerweise gab es in Stonefall kein Taxiunternehmen. Als Kind hatte sie nie darauf geachtet, schließlich hatte ihre Tante ein Auto gehabt. Sie schluckte einen Fluch hinunter, es war ein dummer Fehler gewesen, sich nicht vorher zu erkundigen. Aber es half nichts, sie musste ja irgendwie zum Haus ihrer Tante, oder besser gesagt zu ihrem Haus. Sie griff sich ihren Koffer und machte sich auf den Weg.

    Das Haus lag ein gutes Stück außerhalb der eigentlichen Ortschaft. Sie hatte die letzten Häuser schon hinter sich gelassen und geriet langsam aber sicher außer Atem. Sie hatte in der Stadt eindeutig ihre Kondition vernachlässigt. Sie nahm sich vor, wieder Laufen zu gehen. Der Koffer wurde, obwohl sie ihn an der Teleskopstange hinter sich her zog, immer schwerer, ebenso wie ihre Füße. Zum Glück hatte sie heute wenigstens Turnschuhe an und nicht ihr berufliches Outfit mit Stöckelschuhen. Sie stoppte, ließ den Koffer los und streckte sich seufzend, um ihre verkrampften Schultern zu entlasten, als plötzlich ein Hupen neben ihr ertönte. Sie sprang erschrocken zur Seite.
    Ein warmes Lachen ertönte, gefolgt von einer freundlichen Männerstimme: „Keine Sorge, hier wird im Regelfall niemand überfahren. Aber ich dachte sie könnten eine Fahrgelegenheit zum Haus ihrer Tante gebrauchen.“
Sie versteifte sich misstrauisch und fauchte: „Woher wissen sie, wohin ich will?“ Sie musterte den Mann im Auto, sie schätze ihn auf Anfang dreißig, also ungefähr ihr Alter. Er war blond, so weit sie es im Sitzen erkennen konnte, groß und schlank und sah ganz passabel aus.
Er hob abwehrend die Hände und erwiderte schmunzelnd: „Ganz ruhig, sie sind hier nicht in der Großstadt. Fremde kommen selten hier her und da draußen ist außer Elenas Haus nicht mehr viel. Da sie kürzlich gestorben ist und ihre Nichte alles geerbt hat, sind sie wohl Cassandra MacEvans.“
    Hitze schoss ihr in die Wangen, sie kam sich plötzlich ziemlich blöd vor. Sie murmelte: „Tut mir leid.“
Er zwinkerte ihr belustigt zu und fragte: „Na wie sieht es aus? Taxi gefällig?“
In Glasgow wäre sie nie im Leben einfach zu einem Fremden ins Auto gestiegen, aber hier war sie am Land und ihr taten die Füße weh. „Gern“, erwiderte sie, verstaute ihren Koffer auf dem Rücksitz und stieg ein. Nachdem er losgefahren war, sagte sie verlegen: „Tut mir leid, in der Stadt sind die Leute nicht so freundlich, ich bin wohl etwas abgestumpft.“
„Machen sie sich keinen Kopf, ich bin nicht nachtragend. Ich heiße übrigens Jacob Lottwell, aber nennen sie mich

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