Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
hoffe du kannst dich an die Geschichte über die Moiren erinnern. Die drei Schwestern, die das Schicksal eines jeden Menschen in den Händen halten. Sie besitzen unsere Lebensfäden, sie spinnen sie, teilen sie zu und sie durchtrennen sie, wenn es an der Zeit ist. Sie haben lange die Ordnung aufrechterhalten.
Aber dann geschah das Unvermeidliche, die Macht der griechischen Götter schwand, weil die Menschen aufgehört haben, sie anzubeten. Ohne ihre leitende Hand brach Chaos über die Welt der Menschen herein. Aber eine der Schwestern hatte Erbarmen mit uns. Sie suchte eine Frau jener Zeit auf, unsere Vorfahrin. Sie war eine fromme Frau, die immer die Regeln der Götter und der Menschen befolgt hatte. Die Schicksalsgöttin schlug ihr einen Handel vor. Sie versprach ihr den Rest der noch vorhandenen Schicksalsmacht zu geben, wenn sie dafür die Menschen behüten würde. Nicht vor der Bosheit der Menschen, die sollten die Menschen selbst im Zaum halten, aber vor der jener Wesen, die über die Magie geboten, oder sich mit ihr einließen, um den Menschen zu schaden. Die Frau nahm an. Sie erhielt die Macht, Sphären in der Magie selbst zu erschaffen. Nur die Hüterin vermag ihre Grenzen zu durchqueren, oder jene, die ihre Erlaubnis haben. Weiters erhielt sie Werkzeuge, um sich dem Bösen stellen zu können und es in jene Sphären zu verbannen und noch andere Gaben, über die du in meinen Büchern nähere Angaben finden wirst. Die Tore zu jenen Welten sind Bilder, die sie und alle ihre Erben selbst gemalt haben. Das Erbe geht immer auf die nächste Hüterin über, wenn die Alte hinübergegangen ist. Da ich, wenn du diesen Brief erhältst, nicht mehr leben werde, bist nun du die nächste Hüterin. Ich habe dir alles vermacht was ich besessen habe. Bitte Cassandra, lies die Bücher und mache dich so schnell wie möglich mit unserem Erbe vertraut, dir könnte nicht viel Zeit bleiben. Bitte mach dir keine Vorwürfe wegen mir, ich habe dir meine Krankheit bewusst verschwiegen, weil ich dich nicht belasten wollte. Ich hatte einfach unterschätzt, wie schnell es zu Ende gehen würde. Ich bete für dich.
In Liebe
Deine Tante Elena
Cassandras Hände zitterten, als sie den Brief zum wiederholten Mal zusammenfaltete. Sie hatte ihn unzählige Male gelesen, seit der Notar ihn ihr überreicht hatte. Ihre Tante war offenbar zum Schluss sehr verwirrt gewesen. Ihr schlechtes Gewissen quälte sie. Seit Monaten hatte Elena ihr immer wieder geschrieben oder Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen, aber Cassandra hatte nie Zeit für einen Besuch gefunden. Dabei hatte sie ihrer Tante als Kind so nahegestanden. Aber nachdem ihr Vater mit ihr in die Großstadt gezogen war, war der Kontakt nach und nach eingeschlafen. Vor allem in den vergangenen Jahren und Monaten war sie sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt gewesen. Sie seufzte auf, ihr Leben ein guter Witz, eigentlich hatte sie im Moment keines mehr. Ihr Job war so gut wie weg, ihre Wohnung würde sie sich bald nicht mehr leisten können und ihre angeblichen Freunde zerrissen sich das Maul über sie. Das alles verdankte sie nur dem Umstand, dass ihr Idiot von Vorgesetztem ihr unbedingt an die Wäsche gewollt hatte. Nachdem sie den schmierigen Macho monatelang hatte abblitzen lassen, hatte er sich nun gerächt. Natürlich gab es keine Beweise dafür, aber Akten waren verschwunden, sie hatte manche Informationen nicht bekommen und zu guter Letzt hatte er ihr noch eine schlechte Beurteilung verpasst. Offiziell war sie im Moment zwar nur beurlaubt, bis über ihre angeblichen Fehler entschieden wurde. Aber man brauchte nicht viel Fantasie um sich das Ergebnis vorzustellen. Sie hatte nur für ihre Karriere gelebt und fast jede freie Minute in die Immobilienfirma gesteckt, in der sie als Assistentin des obersten Chefs gearbeitet hatte. Ihr Freunde waren meist Kollegen gewesen. Wie wenig diese Freundschaften wert waren, hatte sie schmerzhaft zu spüren bekommen. Kaum hatte ihre Position zu wackeln begonnen, hatten die meisten sofort die Seiten gewechselt, um sich mit ihrem Boss gut zu stellen. Der Rest war wenigstens so taktvoll gewesen, sie „nur“ im Stich zu lassen.
Wut stieg in ihr auf, am liebsten hätte sie auf etwas eingeschlagen, aber das hätte ihre Mitreisenden dann doch ziemlich erschreckt. Die musterten sie ohnehin schon immer wieder verstohlen, weil sie ständig den zerknitterten Brief las und wieder senkte.
Der Notar, von dem sie den Brief bekommen hatte, hatte ihr
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