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Ketchuprote Wolken

Ketchuprote Wolken

Titel: Ketchuprote Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Pitcher
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aufs falsche Pedal, und wir schossen nach hinten.
    Als die Fahrt vorbei war, stieg ich mit zitternden Beinen aus, und Max kam auf mich zugerannt. Ich hätte nichts lieber getan, als davonzulaufen, aber er packte mich am Arm.
    »Du hast sie wohl nicht mehr alle, Max«, sagte Lauren und rieb sich den Nacken. Max’ Blick wirkte irr. Er zuckte die Achseln und beugte sich abrupt vor, um mich zu küssen. Seine Zähne prallten auf meine Oberlippe, und ich schmeckte Wodka und Zwiebeln, als er an mir saugte.
    » Krass «, murmelte Lauren, und dieses Wort hatte ich auch im Kopf, als ich Max wegschob.
    »Ich will doch nur feiern !«
    »Was gibt es denn zu feiern?«
    »Hochzeiten!«, schrie Max und riss die Arme hoch.
    Lauren ließ ihren Zeigefinger gerade neben ihrer Schläfe kreisen, um mir zu bedeuten, dass Max völlig durchgedreht war, als ein Junge aus der Klasse über uns sie um die Taille fasste und zum Autoscooter zog. Lauren stöckelte neben ihm her und stieg in einen rosa Wagen, und ich sah zu, wie die beiden herumfuhren. Jack reichte Max eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit, und Max trank einen Schluck und gab sie Jack zurück, der schwankte und die Flasche auf eine Bank stellte. Die bunten Lichter spiegelten sich im Glas, was ich wunderschön fand, und als ich kurz zur Seite schaute, sah ich Aaron in Jeans und Flip-Flops und schlichtem weißen T-Shirt, und ich sog scharf die Luft ein, weil dieser Anblick noch viel schöner war.
    Meine Augen leuchteten, ein Lächeln trat auf mein Gesicht, und meine Stimme war drauf und dran, uns zu verraten, aber Aaron schüttelte rasch den Kopf, bevor Max etwas merkte. Ich machte ein möglichst neutrales Gesicht, doch innerlich brodelte es in mir. Unsere Zeit war nun fast gekommen, Stu. Es war beinahe so weit.
    »Aaron!«, rief Max. »Zoe, das ist mein Bruder. Der beste Bruder der Welt! Ungelogen! Du hättest ihn mal sehen sollen bei der Hochzeit.« Er lallte beim Sprechen und schlug Aaron so übertrieben auf den Rücken, dass der nach vorn taumelte.
    »Wir kennen uns schon«, murmelte Aaron. Mein Körper fühlte sich vom Scheitel bis zur Sohle verkrampft an. »Weißt du nicht mehr?«
    »Neeeein«, erwiderte Max übertrieben, kicherte und zuckte mit den Schultern. »Natürlich weiß ich das noch. Silvester. Als Zoe und ich in deinem Auto«, er senkte die Stimme und flüsterte, » du weißt schon was machen wollten.« Max ballte eine Hand zur Faust, steckte den Zeigefinger der anderen hinein und schob ihn schnell auf und ab. Schweißtropfen rannen mir über den Rücken, brannten unter meinen Achseln, glühten auf meiner Oberlippe. Aaron wandte den Blick ab, als Max einen Höhepunkt simulierte und mir dann zuzwinkerte. »Später vielleicht …« Sein Grinsen entgleiste, und er legte mir den Arm um die Schulter und zog mich an sich. In diesem Moment tauchte Sandra auf.
    »Na, ihr Turteltäubchen«, sagte sie und lächelte wohlwollend, als Max mir einen nassen Kuss auf die Wange gab. Meine Schulter zuckte, weil ich die Spucke abwischen wollte, doch ich ließ sie dann trocknen, diesen klebrigen Ring mitten in meinem Gesicht, und ich weiß noch, dass ich mich gebrandmarkt fühlte. »Furchtbar heiß, nicht?«, sagte Sandra und fächelte sich Luft zu. Haare klebten ihr auf der Stirn. »Wie geht’s dir, Zoe?«
    »Gut, danke«, log ich. Meine Stimme klang gepresst, und Aaron ballte die Fäuste, weil Max jetzt mit meinen Haaren spielte und sich eine Strähne um den Finger wand.
    »Ach, wie entzückend«, sagte Sandra lachend, klopfte Max auf die Schulter und strahlte stolz, als ihr jüngerer Sohn mich schwärmerisch anschaute, hauptsächlich, weil er betrunken war, aber Sandra schien das nicht zu bemerken.
    Wegen meiner Panik oder der Schwüle konnte ich kaum atmen und versuchte angestrengt, Luft in meine Lunge zu kriegen. Ein silbriger Luftballon hüpfte über den Köpfen der Leute auf uns zu, und dann tauchte Fiona auf, in einem geblümten Kleid, das blaue Band des Ballons ums Handgelenk gebunden, ihre Kamera um den Hals.
    »Zoe!«, schrie sie und rannte auf mich zu. »Du warst so lang nicht mehr bei uns«, sagte sie dann schmollend.
    »Jedes Mal wenn ich gefragt hab, hatte sie was vor«, murmelte Max.
    »Komm doch öfter mal vorbei«, sagte Sandra und tupfte sich mit einem Taschentuch die Stirn ab. Die Sonne war verschwunden, und der Himmel hatte diesen dunkelblauen Farbton angenommen, auf den die Dunkelheit folgt. »Du bist immer willkommen bei uns, Süße.« Aaron kaute auf der

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