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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Sie verloren. Sie sind gelangweilt, träge, haben kein Ehrgefühl, keine Skrupel...«
    »Ich entnehme Ihrer Verachtung, dass Sie wirklich nie eine Debütantin waren.« Nie war er so beleidigt worden, schon gar nicht von einer jungen Frau, von einem Geschöpf, das ... für wen hielt sie sich, dass sie es wagte, den Marquess von Northcliff gefangen zu halten und verächtlich zu behandeln?
    Ohne einen Schlüssel für die Fußfessel und ohne eine Waffe war an Flucht nicht zu denken, so viel stand fest. Daher musste er herausfinden, wer diese Amy wirklich war. Wenn er ihre Schwäche fand, könnte er fliehen. Und wenn sie keine Schwäche hatte, könnte sie ihn wenigstens bei Laune halten.
    Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und gefiel sich in der Rolle des dekadenten Adligen. Tatsächlich genoss er es, wenn Miss Selbstgerecht ein Gesicht machte, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Also, wer sind Sie? Woher kommen Sie?«
    »Ich bin Miss Amy Rosabel, und ich« - sie zögerte und ließ ein dünnes Lächeln erahnen - »stamme nicht von hier.«
    »Ja, Sie kommen aus Beaumontagne, wie Miss Victorine mir sagte.«
    Es gefiel ihm, als er sah, dass Amys Augen sich vor Schreck weiteten. »Das hat sie Ihnen erzählt?«
    »Woher sollte ich das sonst wissen?« Hatte sie ein schlechtes Gewissen, da sie Miss Victorine wegen der Herkunft angelogen hatte? Oder war sie einfach nur erschrocken, dass er etwas über sie wusste? »Sie haben wirklich einen kleinen Akzent, aber den kann ich nicht einordnen.«
    »Was hat sie Ihnen sonst noch erzählt?« Amy beugte sich über den Tisch. »Was noch ?«
    »Sonst nichts. Warum?«
    »Das brauchen Sie nicht zu wissen«, murmelte sie und nahm wieder eine entspanntere Haltung ein. »Ich dachte bloß ...«
    »Sie dachten, die alte Dame hätte all Ihre Geheimnisse ausgeplaudert.« Er ahnte, dass er mit seiner Vermutung richtiglag, und hatte seine stille Freude, als er sah, dass Amy sich mit einem etwas zu übertriebenen Kopfschütteln verriet. »Nein, vielleicht nicht all Ihre Geheimnisse«, korrigierte ersieh, »sondern nur das eine.«
    »Ich versichere Ihnen, Wenn ich ein Geheimnis hätte, würden Sie es bereuen, wenn Sie es wüssten.« Sie machte eine abwertende Handbewegung.
    »So hat mein Geist wenigstens etwas zu tun, wenn ich mich schon nicht groß bewegen kann. Lassen Sie mich nachdenken. Was weiß ich über Beaumontagne?« In den Tiefen seiner Erinnerung suchte er nach Einzelheiten über ein Land, das er bislang als unbedeutend abgetan hatte. »Vor ungefähr zehn Jahren kam es dort zu einer Revolution. Der König fiel im Kampf. Das Land wurde fortan von der Mutter des Königs regiert, aber sie ist so alt, dass manche Kenner vermuten, es gäbe jemanden, der im Hintergrund die Fäden zieht.«
    Amy verschränkte die Arme vor der Brust, während sie den Mutmaßungen lauschte.
    Irgendetwas an ihrer Haltung verriet Jermyn, dass er mit seinen Vermutungen richtiglag. Umso besser! »Da waren die Kinder des Königs. Doch sie verschwanden in den Wirren der Unruhen. Sie gelten als tot, und selbst wenn die alte Königin das Sagen hat, gibt es niemanden, der Anspruch auf den Thron geltend machen kann.« Nachdenklich tippte er sich mit dem Zeigefinger an die Lippen. »Und ich vermute, dass Sie« - er blickte ihr scharf ins Auge - »ein Flüchtling sind.«
    »Möglich«, erwiderte sie. »Vielleicht bin ich aber auch eine sehr gute Schauspielerin, die sich ihr Talent zunutze macht und sich eine Vergangenheit zurechtlegt, die es nicht gibt.«
    »Nein, eine Schauspielerin sind Sie nicht. Wenn Sie eine wären, hätte ich nichts unversucht gelassen, Sie zu meiner Geliebten zu machen.«
    »Sie sind wirklich ein Mistkerl!« Ein höhnischer Zug lag um ihre Mundwinkel, und doch verhießen ihre schönen, vollen Lippen Sinnlichkeit.
    »Und Sie waren bestimmt nicht meine Mätresse. Das wüsste ich.« Wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er sich eingestehen, dass Amy eine unerklärliche Anziehungskraft auf ihn ausübte. Sie war wie eine Sirene, die den ahnungslosen Seemann mit ihrem Gesang auf die tödlichen Klippen lockte.
    Der Gedanke behagte ihm nicht, sie besitzen zu wollen, aber er war Pragmatiker. Wenn er schon eingesperrt war, dann durfte er sich glücklich schätzen, eine Gefängniswärterin wie Amy zu haben. All ihre Bewegungen besaßen eine betörende Ausstrahlung. Um diese zarte Haut würden sie alle Kurtisanen Londons beneiden, und ihre grünschillernden Augen hatten dieses herausfordernde und

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