Ketten der Liebe
wehrte mit dem Ellbogen den Schlag ab, den sie ihm mit der rechten Faust versetzen wollte. Als er sie endlich seiner Vorstellung gemäß auf der Matratze platziert hatte, ihr Kopf auf dem Kissen lag und er die Rundungen ihres weichen Körpers unter sich spürte, umfasste er ihren Kopf mit beiden Händen. Und küsste sie.
Verflucht, schon am ersten Tag hatte er nichts anderes im Sinn gehabt und sich ausgemalt, wie es sich anfühlen mochte, wenn sie unter ihm lag, sich seiner Kraft ergab und er sie küsste.
Er verschloss ihre Lippen mit einem Kuss.
Sie biss zu, und augenblicklich hatte er den Geschmack von Blut in seinem Mund.
Er hob den Kopf, und sie setzte ein Lächeln auf.
Es war ein ausgewachsenes, rachsüchtiges Lächeln, bei dem ihre Augen ganz groß wurden, um sich dann zu kleinen Schlitzen zu verengen. »Lassen Sie los, Sie ...« Plötzlich hatte sie erneut zum Schlag ausgeholt und zielte so genau, dass sie ihn mit der Faust ins Gesicht traf.
Sein Kopf flog zur Seite.
Sie schüttelte die Hand und streckte die Finger aus. »Verdammt, das tat wirklich weh!«
Sie sprach wie eine Dame, fluchte aber wie ein Seemann.
Wer war sie ?
Sie wollte es ihm nicht sagen. Doch ehe diese Affäre endete, würde er es wissen.
Nun drehte er sich so mit ihr, dass ihr Körper ganz auf der Matratze lag, und sorgte dafür, dass sie seinem Gewicht nichts entgegenzusetzen vermochte.
Natürlich versuchte sie weiterhin, sich zur Wehr zu setzen. Zorn brannte in ihr, da sie ihm unterlegen war. Ein Tropfen seines Bluts fiel auf ihr Gesicht. Sie drehte den Kopf zur Seite, als könne sie ihre Taten ungeschehen machen.
»Dafür ist es jetzt zu spät«, ließ er sie wissen.
Und bei Gott, sie schien zu begreifen, was er meinte.
Aber sie glaubte ihm nicht und gab sich noch nicht geschlagen. Sie brachte ihre Krallen ins Spiel, kratzte ihn im Gesicht und schlug wie eine Katze nach seinen Augen.
Er bekam ihre Hände zu fassen. Sein Lächeln schwand. Er sah in ihr vor Zorn entstelltes Gesicht und sagte: »Sie sind genau die Frau, die ich hoffte, nie zu finden - feurig, furchtlos, entschlossen ... unbezähmbar.« Er küsste sie wieder und drückte seine Lippen fordernd auf ihre. »Durch Sie gerate ich erst richtig in Schwierigkeiten.«
11. Kapitel
V erflucht seien Sie!« Der Teufel sollte ihn holen. Amy hätte befürchten müssen, dass dieses eingepferchte Tier, dieses Geschöpf, das selbst mit blutiger Lippe noch lächelte, ihr Gewalt antat oder sie verletzte.
Aber sie hatte keine Angst.
Sie konnte Northcliffs Zorn nachvollziehen.
Ihr ganzes Leben lang schon spürte sie diesen Zorn. Sie zürnte ihrem Schicksal, das sie zu einer Prinzessin gemacht hatte, zürnte dem Krieg, der sie von ihrer Familie getrennt und in die große, weite Welt gestoßen hatte. Auch auf Clarice war sie wütend, da ihre Schwester lange Zeit nicht wahrhaben wollte, dass das königliche Leben in unerreichbare Ferne gerückt war.
Und all diese heftigen Gefühle brandeten nun gegen Northcliffs Zorn.
Amy presste die Daumen fest gegen den Hals des Marquess und drückte ihm die Luft ab.
Keuchend hob er den Kopf. Er sah sie an und verlangte mit stummen Blicken, dass sie losließ.
Aber er packte ihre Hände nicht, überwältigte sie nicht.
Schließlich legte sie ihm die Hände um den Hals, zog ihn an sich und küsste ihn so kühn, wie er sie geküsst hatte.
Seine Lippen öffneten sich, und er schmeckte nach Blut. Tiefe Verzweiflung, Zorn und Verlangen lagen in seinem Kuss. All seine Gefühlsregungen hallten in ihr nach. Noch nie hatte sie erlebt, dass ihr ganzer Leib in dieser Weise auf eine neue Situation ansprach: Sie spürte das Gewicht dieses Mannes auf ihrem Körper, und das Feuer der Leidenschaft, das er in ihr entfachte, ließ ihre Haut so empfindlich werden, dass Amy glaubte, in Flammen zu stehen - der Marquess gab ein Stöhnen von sich, als spüre er dasselbe Feuer. Ihre Spitzen wurden hart und rieben beinahe schmerzhaft am Stoff ihres Unterhemds. Sie schmiegte sich enger an ihn, um den Schmerz zu lindern.
Er vergrub seine Finger in ihrem Haar, streichelte über ihren Kopf und zeichnete die Konturen ihrer Ohrmuscheln nach.
Sie bohrte ihm ihre Fingernägel in die Haut, nicht um ihn zu verletzen, sondern um ihm zu zeigen, dass er sich ihr jetzt nicht entziehen durfte ... doch diese Befürchtung war unbegründet. Immer wieder ließ er seine Zunge in ihren Mund gleiten, bis Amy das Verlangen verspürte, es ihm gleichzutun. Mit einem wohligen Laut sog
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