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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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wie Sie Ihr abgetragenes Nachthemd abstreifen , Ihr Körper im Morgenlicht blass leuchtet und Sie in eins dieser furchtbaren Kleider schlüpfen. Spät am Abend knarren die Dielen , wenn Sie sich fürs Bett fertig machen , und ich stelle mir vor ; wie Sie sich entkleiden. Und die ganze Nacht über kann ich hören , wie Sie sich in Ihrem Bett von einer Seite auf die andere drehen. Sie haben mich eingesperrt , aber ich beobachte Sie.
    Ein Schauer durchrieselte sie, als sie sich der Worte des Marquess entsann, aber sie verspürte keine Furcht. Sie spürte Verlangen. Sie wollte aufstehen und zu ihm gehen. Sie musste ihn sehen. Nicht bloß sein Gesicht oder die Konturen seiner Brust, sondern alles von ihm. Nicht nur er malte sich aus, was sie tat, denn auch sie stellte sich vor, wie er unten auf der Bettstatt lag.
    Ganz langsam und darauf bedacht, sich möglichst geräuschlos von der mit Stroh gefüllten Matratze zu erheben, setzte Amy sich im Bett auf und schlang die Arme um die angezogenen Knie. Unten war Northcliff gewiss noch wach. Das wusste sie; sie glaubte, seine Blicke auf sich zu spüren und von der Kraft seines Willens angezogen zu werden.
    Es sollte sie nicht kümmern, was er einforderte.
    Es kümmerte sie auch nicht - abgesehen davon, dass es genau das war, was sie wollte. Sie hatte sich zwar schon stärkerer und hartnäckigerer Gegner als Northcliff erwehrt, aber der Marquess hatte eine Strategie entwickelt, der sie nicht widerstehen konnte. Er schien ihren ganzen Körper vereinnahmt zu haben.
    Es war kalt in ihrer Kammer, aber ihr war heiß. Den ganzen Tag über machte sie in Miss Victorines Haus sauber, besserte das Dach und die Wände aus oder versorgte den Garten. Eigentlich müsste sie nun erschöpft sein und tief schlafen, aber ihre Fantasie hielt sie wach. Bestimmt käme ihr Geist nicht zur Ruhe. Wieder und immer wieder geisterten seine Worte durch ihren Kopf, aufs Neue durchlebte sie die Empfindungen, die er mit seinen Küssen in ihr ausgelöst hatte. Sie sah die Farbe seiner Augen und die energische Art, mit der er den Kopf drehte. Alles an ihm stürzte sie in diese unerklärlichen Gefühlswirren, die sie nicht zu ordnen wusste.
    Abermals warf sie einen scheuen Blick auf das Kästchen.
    Sie wollte singen, tanzen, schweben ... um erneut diese Sinnesfreuden zu erleben. Und allein der Gedanke an Northcliff erfüllte sie mit Freude und brachte ihr Erfüllung.
    Er war nicht nur an die Kette gefesselt, sondern auch an sein Versprechen gebunden. Mit diesem kleinen, nagenden Gefühl von Unsicherheit, das sie immer noch verspürte, könnte sie leben ...
    Sie selbst nannte sich Prinzessin Niemand. Northcliff betonte, wie verächtlich sie sich ihm gegenüber benommen hatte. Und doch war sie nur Amy, die es mit der grausamen Welt aufnahm und den Kampf zu verlieren schien.
    In dieser Nacht bot sich ihr die Gelegenheit, einen Moment zu erhaschen, der nur ihr gehörte. Eine solche Möglichkeit würde sich ihr nie wieder auftun ...
    Als sie sich aufsetzte, knisterte die Matratze. Das Bettgestell ächzte. Es war ihr gleich.
    Sie fasste sich an die Kette an ihrem Hals und nahm das silberne Kreuz ab, das sie als Prinzessin von Beaumontagne auswies. Vorsichtig hängte sie die Kette über den Bettpfosten und drehte den Anhänger so, dass die verzierte Rose von Beaumontagne zum Holz schaute.
    Sie stand auf. Die Dielen knarrten. Auch das war ihr gleich. Er wusste ohnehin, dass sie zu ihm kommen würde. Sollte er ruhig in quälender Ungeduld auf sie warten.
    Sie entzündete die kleine Kerze, nahm das Kästchen und schlich auf Zehenspitzen in den Gang. Miss Victorine schlief friedlich, und Amy seufzte erleichtert. Mit der Hand schützte sie die kleine Flamme, als sie an der Schlafkammer der alten Dame vorbeiging. Sie warf einen Blick auf die nur angelehnte Tür und gab sorgsam Acht, ja keinen Laut zu machen ... und stieß plötzlich mit den bloßen Füßen gegen ein großes, haariges Hindernis.
    Erschrocken hielt sie die Luft an. Sie strauchelte, machte zu laute Geräusche auf den Dielen. Die Kerze schwankte bedrohlich.
    Coal jaulte auf und flitzte in die Küche.
    Im letzten Augenblick fing Amy sich. Sie hielt die Kerze wieder gerade, ehe ein Wachstropfen zu Boden fallen konnte. Nun stand sie mit angehaltenem Atem da und lauschte gespannt.
    Miss Victorines Atemgeräusche stockten. Sie schnaubte, hustete leicht... das Bett quietschte, als sie sich umdrehte ... dann wieder Schweigen; eine furchtbare Stille, in der Amy sich

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