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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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schaute auf ihre Hände und sah den Ruß an ihren Fingern. Nach dem überflüssigen Versuch, Jermyns Leben zu retten, roch sie nach verbrannter Wolle und angesengten Federn. Daher ging sie zum steinernen Waschbecken, griff nach dem Stück Seife und schrubbte ihre Hände. Mit dem angefeuchteten Handtuch tupfte sie sich die Wangen ab.
    Die Kräfteverhältnisse hatten sich verschoben. Und das gefiel ihr gar nicht. Alles in ihr befand sich in Aufruhr. Aber wie so oft in ihrem Leben musste sie sich der unnachgiebigen Wirklichkeit stellen. Hier besaß sie keine Macht mehr. Ein anderer Mensch beherrschte sie, und all ihre Wünsche waren hinfällig.
    Als sie mit sorgfältig geschrubbten Händen zu Jermyn zurückkehrte, war dieser gerade dabei, die Taschen des Unbekannten zu durchwühlen. Er holte ein schmutziges Taschentuch und eine kleine Börse hervor, die nur wenige Pence enthielt. Als er die paar Münzen achtlos zur Seite warf, wurde Amy schmerzlich bewusst, wie groß die Kluft zwischen ihr und dem Marquess war. Die zweite Pistole fand er in der Innentasche der Weste. Hätte Amy ihn in diesem Augenblick nicht beobachtet, wäre ihr nicht aufgefallen, wie erstaunt er war. Sorgfältig betrachtete er den Griff aus Elfenbein und den verzierten Lauf der Waffe und schaute sogar unter den Schaft. Die polierte, glänzende Pistole mochte nicht recht zu dem halb verwahrlosten Besitzer passen. »Das ist eine feine Waffe.« Jermyn sprach in einem eigenartigen Tonfall, ganz so, als sähe er sich in seinen ärgsten Befürchtungen bestätigt. »Und sie ist geladen.«
    Sie wussten beide, warum. Hätte der erste Schuss sein Ziel verfehlt, hätte der Schurke zur zweiten Waffe gegriffen.
    Gewissenhaft schob Jermyn die Pistole in seine Westentasche.
    Amy betrachtete den Eindringling genauer. Allmählich kam er wieder zu Bewusstsein und beobachtete Jermyn und sie unter halb gesenkten Lidern. Er sah zwar wie ein gewöhnlicher Straßendieb aus, hatte aber gleich zwei Pistolen bei sich und war bis hierhergekommen. Es konnte sich nicht um einen gewöhnlichen Schurken handeln.
    Als wolle er ihre Vermutung bestätigen, zog Jermyn einen polierten Gehstock aus Walnussholz aus einer verborgenen Tasche am Bein des Mannes.
    »Gib mir seinen Umhang«, sagte Amy.
    Er hatte sich nicht zur Wehr gesetzt, als sie ihm die zweite Waffe abgenommen hatten, nun aber kam Leben in ihn, und er begehrte gegen die Fesseln auf.
    Jermyn ließ ihn gewähren, vertraute er doch auf die Knoten. Gleichsam im Plauderton sagte er zu Amy: »Mein Vater hat mir beigebracht, wie man segelt. Als ich acht war, konnte ich einen hübschen Knoten machen, der sich weiter zusammenschnürt, wenn man daran zieht.«
    »Das sehe ich.« Amy war einen Schritt zurückgewichen, um nicht in Reichweite des Schurken zu geraten, der auf dem Boden wie wild um sich trat. Sie und Clarice waren schon in manch eine gefährliche Situation hineingeraten, aber nie hatte Amy sich so sehr gewünscht, woanders zu sein, wie in diesem Moment.
    Als der Kerl endlich davon überzeugt war, dass er nicht freikam, gab er seinen Widerstand auf und blickte Jermyn und sie finster an.
    Mit einem unheilvollen Lächeln zückte Jermyn plötzlich einen Dolch mit einer kleinen, scharfen Klinge, den Amy noch nie an ihm gesehen hatte. Rasch hatte er die Bänder des Umhangs durchtrennt, zog den Stoff unter dem Körper des Mannes hervor und reichte Amy das Kleidungsstück.
    Mit den Fingern tastete sie über den Saum und fand das, womit sie gerechnet hatte: Kaum hatte sie die Naht auf getrennt, fielen ihr eine nach der anderen zwölf Guineen aus Gold in die Hände.
    »Ein vermögender Mann. Wer hätte das gedacht.« Jermyn musterte den Burschen erneut. »Da fragt man sich doch, woher er das Geld hat.« Jermyn lächelte bedrohlich. Langsam rieb er seine Faust in der offenen Handfläche.
    Der Kerl warf einen ängstlichen Blick auf Jermyns Faust, als habe er schon damit Bekanntschaft gemacht.
    Sie wusste, wie der Mann sich fühlte, denn Jermyn hatte auch ihr arg zugesetzt, allerdings nicht mit der Faust. Nein, er hatte sie in ihrem Stolz verletzt und ihrem Herzen einen Stich versetzt.
    »Also, mein übel riechender Freund, woher hast du das Geld?«, fragte Jermyn.
    Amy sah das Entsetzen in den Augen des Mannes, doch dann gab er ein jammervolles Stöhnen von sich und driftete wieder in die Bewusstlosigkeit. Doch ein Auge war nicht ganz geschlossen und schien die Umgebung noch viel zu genau wahrzunehmen.
    Sie verzog den

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