KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
Sam und deutete auf die Blätter, die Donovan in der linken Hand hielt.
Donovan schaute sie an, als hätte er sie völlig vergessen.
»Eine E-Mail, die ich ausgedruckt habe. Möglicherweise ein Auftrag. Ich weiß, dass wir eigentlich eine Pause einlegen wollten, bis sich mit Rachel alles eingespielt hat und Cole und Dolphin wieder auf den Beinen sind … «
»Aber?«, fragte Sam. »Ich höre deutlich ein Aber heraus.«
Schuldbewusst errötete Donovan. »Kann sein, dass ich trotzdem zugesagt habe.«
»Was fällt dir ein?« Garrett war vor Wut rot angelaufen. Er blies die Backen auf, als stünde er kurz davor zu explodieren. »Bin ich denn der einzige Trottel hier, der immer noch glaubt, das Ganze wäre ein Gemeinschaftsunternehmen?«
Sam hob beruhigend die Hand, ehe Garrett komplett ausrasten konnte. Ihn plagten Schuldgefühle. Garrett würde der Schlag treffen, wenn er von Rios Auftrag wüsste und dass er selbst ebenfalls nach Südamerika zurückfliegen wollte.
»Na schön, raus mit der Sprache, Donovan. Worum geht es, und wieso hast du bereits zugesagt?«
»Es geht um ein Kind«, erklärte Donovan. »Ein Entführungsfall. Die Eltern sind außer sich. Keine Lösegeldforderung. Die Polizei ist mit ihrem Latein am Ende. Die Frau ist überzeugt, dass es ihr Exmann ist. Die Polizei hat in der Richtung alles überprüft, ist aber in einer Sackgasse gelandet. Der Ex lebt im Ausland, deshalb braucht sie jemanden, für den das kein Problem darstellt.«
Sam seufzte und wechselte resigniert einen Blick mit Garrett. Wenn es um Kinder ging, war jede Diskussion mit Donovan sinnlos. Den Auftrag hätte er nie und nimmer abgelehnt.
»Also gut, Donovan. Als Erstes erzählt du uns die Details und dann, wie wir das deiner Meinung nach angehen sollen.«
Donovan lehnte sich an die Anrichte und verschränkte die Arme. Die ausgedruckten Seiten hielt er nach wie vor in der Hand. »Rio ist frei. Der hat schon eine Weile keinen richtigen Auftrag mehr bekommen, wenn man mal von der letzten Aufklärungsmission absieht. Und das war ja nun wirklich keine Herausforderung. Steele zieht ihn immer noch damit auf.«
Sam schüttelte den Kopf. »Rio und sein Team stehen dafür nicht zur Verfügung.«
Garrett fuhr herum. »Wieso nicht?«
Sam beachtete ihn gar nicht. »Steeles halbes Team ist die nächste Zeit noch nicht einsatzfähig, und ich halte es für keine gute Idee, wenn wir alle verschwinden, solange Ethan und Rachel noch unsere Unterstützung brauchen, vor allem nach diesem Zeitungsartikel.«
Donovan setzte sich auf einen Stuhl am Küchentresen und stützte die Ellenbogen auf.
»Na gut, dann nehme ich P. J., Renshaw und Baker. Du und Garrett bleibt hier und seht nach Cole und Dolphin.«
Sam schaute Garrett an, der über den Vorschlag nicht besonders glücklich zu sein schien, aber so war er nun einmal. Er hasste es, außen vor gelassen zu werden und nicht selbst alles von Anfang geplant zu haben. Garrett durchbohrte ihn nach wie vor mit Blicken, woraus Sam schloss, dass das Thema Rio noch keineswegs erledigt war.
»Zeig mir mal die E-Mail«, knurrte Garrett.
Donovans Lippen zuckten, aber er verkniff sich wohlweislich ein Grinsen, weil Garrett dann nur umso verärgerter reagiert hätte.
Als Garrett die E-Mail las, stieß er einen Fluch aus. »Großer Gott, das Kind ist erst vier Jahre alt. Und du hast vergessen zu erwähnen, dass der Ex ein verurteilter Kinderschänder ist.«
Donovan zuckte mit den Schultern. »Das Kind würde ich so und so suchen. Die Mutter ist völlig neben der Spur. Ihr jetziger Mann hat das Mädchen noch als Kleinkind adoptiert und mit großgezogen. Dass ihnen niemand helfen kann, nimmt ihn extrem mit. Wir sind ihre letzte Hoffnung. Da konnte ich unmöglich ablehnen.«
»Weißt du, wo sich der Kerl versteckt hält?«, fragte Sam.
»Mit ziemlicher Sicherheit. Ich habe ein paar Erkundigungen eingeholt. Er lässt es sich in irgendeinem Dreckskaff in Mexiko gut gehen. Da kommen wir problemlos hin. Bevor er mitkriegt, was gespielt wird, holen wir das Kind da raus und sind in höchstens achtundvierzig Stunden zurück.«
»Ruf Steele an und gib ihm Bescheid. Er wird zwar unbedingt mitkommen wollen, aber das redest du ihm aus, verstanden? Er muss erst gesund werden. Er wird zwar nicht begeistert sein, wenn du sein Team übernimmst, aber er wird’s überleben. Nimm dir Zeit, die nötige Ausrüstung zu besorgen, alle Informationen zu beschaffen und die Männer zu instruieren. Du fährst erst los, wenn alles
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